ROMANA EXKLUSIV Band 0173
für heute Abend zu einer Grillparty auf der kleinen Insel vor dem Hotel einladen. Die Mannschaft hat sich spontan entschlossen, sich für die großartige Gastfreundschaft, mit der man sie auf Fala’isi empfangen hat, zu revanchieren. Ich weiß, dass es sehr kurzfristig ist, aber wir würden uns freuen, wenn Sie es trotzdem möglich machen könnten.“
Wieder einmal siegten ihre guten Manieren. Obwohl sie keine Lust hatte, brachte sie es nicht übers Herz, den Mann zu enttäuschen. „Gern. Um wie viel Uhr?“
„Wir treffen uns gegen sechs am Strand vor dem Hotel“, sagte der Mann hörbar erfreut. „Dann bis später.“
Marian wählte aus ihrer Garderobe eine Wickelbluse aus goldgelb schimmernder Seide und einen schwingenden Rock aus dem gleichen Material, dazu zierliche, flache Sandaletten. Ihr Haar brüstete sie glatt zurück und befestigte die seitlichen Partien mit zwei Spangen, die goldene Seesterne und Muscheln und Jasminblüten in Weiß und Gold zierten. Mit einem kritischen Blick in den Spiegel überlegte sie, ob sie nicht schon zu alt sei, um ihr Haar so zu tragen. Doch auch bei genauerem Hinsehen entdeckte sie lediglich ein paar winzige Lachfältchen in den Augenwinkeln.
Trotzdem sah sie natürlich nicht mehr so aus wie mit zwanzig. Aber der Unterschied zwischen der Frau von heute und dem behüteten, unbedarften Mädchen von damals, das die Welt erobern wollte, bemaß sich weniger in Jahren. Die Lebenserfahrung hatte sie reifen lassen.
Auf einer kleinen, vorgelagerten Insel auf dem Riff hatte das Hotel speziell für seine Gäste eine Vergnügungsstätte erbaut. Zentrum bildete ein luftiger, mit blühenden Ranken bewachsener Pavillon mit Bar und Tanzfläche. Gartenfackeln umsäumten eine große Terrasse, in einem malerisch angelegten Teich schwammen gemächlich bunte Zierkarpfen. Weißer Jasmin, flammend rote Amaryllis und andere tropische Gewächse entfalteten ihre verschwenderische Blütenpracht und grenzten den Ort von der ursprünglichen Vegetation der Insel aus Kokospalmen und niedrigem Buschwerk ab.
Die Wirkung entsprach genau der Vorstellung, die sich Außenstehende in der Regel von den Südseeinseln machten: Es war die wunderschöne, aber trügerische, weil künstlich geschaffene Illusion eines Inselparadieses in den Tropen.
Die Partygäste wurden von dem Hotelstrand mit kleinen Booten zu der Insel übergesetzt. Als nach ungefähr einer Stunde die Gesellschaft vollzählig zu sein schien, atmete Marian auf. Offenbar hatte der Mann, den sie nicht aus dem Kopf bekommen konnte, nicht vor, die Party mit seiner Anwesenheit zu beehren. Erleichtert ließ sie sich auf einen harmlosen Flirt mit einem der jungen, gut aussehenden Sportler ein, als ein vertrautes Kribbeln im Nacken sie warnte, dass sie beobachtet wurde.
Robert Bannatyne war eingetroffen und wurde mit gebührender Aufmerksamkeit empfangen. Marian, die mit einem Ohr dem jungen Mann an ihrer Seite lauschte, ärgerte sich, dass auch sie sich der Faszination dieses Mannes nicht entziehen konnte. Verstohlen beobachtete sie Robert aus dem Augenwinkel, wie er sich mit dem Trainer der Athleten unterhielt. Warum empfand sie ihn als eine so elementare Bedrohung?
Er war an ihr interessiert. Warum hätte er sie sonst gefragt, ob Sam ihr Liebhaber sei? Sie wusste nicht, welcher Teufel sie ritt, aber für einen Moment reizte sie die Herausforderung, die Mauer der Unzugänglichkeit zu durchbrechen, die Robert Bannatyne um sich errichtet hatte, und zu ergründen, was für ein Mann sich dahinter verbarg. Noch im selben Moment schob sie diesen Gedanken energisch beiseite. Sie würde ihre schwer errungene Zufriedenheit mit ihrem Leben nicht durch ein solches Wagnis gefährden.
„Es ist wirklich eine wundervolle Insel“, bemerkte nun der junge Mann an ihrer Seite. „Wir wär’s, würden Sie sich meiner erbarmen und mir ein paar ihrer Schönheiten zeigen?“
Marians grüne Augen funkelten ironisch. Sie bezweifelte, dass die Schönheiten, die er erforschen wollte, etwas mit der tropischen Idylle der Insel zu tun hatten. „Nun, ich bin leider sehr beschäftigt“, erwiderte sie unbeeindruckt. „Aber das Hotel hat hervorragende Fremdenführer.“
Der junge Mann nahm diese kleine Abfuhr mit einem gelassenen Lächeln hin. Marian bemerkte zwei Studentinnen aus Neuseeland, deren Eltern auf Fala’isi arbeiteten und die gerade ihre Sommerferien auf der Insel verbrachten. Die beiden passten viel besser zu dem jungen Sportler. Kurz entschlossen machte
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