ROMANA EXKLUSIV Band 0173
schlicht.
„Geht es Ihnen in Ihrem Beruf nicht ähnlich? Sie sind doch Anwalt, soweit ich weiß.“
„Ja, das stimmt“, bestätigte mit einem überraschten Seitenblick. „Und nein, meine Arbeit weckt keine vergleichbaren Gefühle in mir. Ich mag sie, ich bin gut darin und empfinde sie als recht befriedigend, aber ich brauche sie nicht so, wie Sie Ihre offensichtlich brauchen. Ich könnte in einer ganzen Reihe anderer Berufe die gleiche Befriedigung finden. Ist die Malerei der Grund, warum Sie nicht verheiratet sind?“
Die Frage war eigentlich nicht ungehörig, dennoch fühlte Marian sich im Nerv getroffen. Wieder argwöhnte sie, Robert könne ihr unterstellen, sie sei auf der Suche nach einem Abenteuer. „Natürlich ist es schwierig in dem Beruf, eine normale Beziehung zu haben“, antwortete sie kurz angebunden. „Die meisten Männer erwarten auch heute noch, dass die Frau ihnen pünktlich das Essen auf den Tisch stellt, die Wäsche macht und das Haus putzt. Ich liebe meine Unabhängigkeit und habe nicht vor, sie aufzugeben.“
„Sie scheinen sich dessen sehr sicher zu sein.“
„Das bin ich“, sagte sie fest.
Der Weg führte nun bergauf durch die Bananenplantagen. Das Sonnenlicht wurde von den riesigen, glänzenden Blättern der Stauden zurückgeworfen und tauchte die Straße in gelbgrünen Schatten. Bei ihrer Ankunft auf Fala’isi hatte Marian in der grenzenlosen Fruchtbarkeit und üppigen Schönheit der Insel geschwelgt, wie berauscht von der lebendigen, überwältigenden Farbenpracht der Tropen.
Die vielleicht einzige Schattenseite war die ungeheure feuchte Hitze. Marian wischte sich ein paar Schweißperlen von der Stirn und warf einen verstohlenen Blick auf Robert. Auch sein Gesicht glänzte feucht, was die männlich markante Wirkung seiner Züge jedoch nur verstärkte. Er war ein sicherer, versierter Autofahrer. Gelassen und selbstverständlich wich er den zahlreichen Hindernissen aus, die das Autofahren auf der Insel zu einem Wagnis machten: Fußgänger, Hühner, motorisierte und nicht motorisierte Zweiräder, die unter abenteuerlichen Lasten ächzten.
Roberts Fahrkünste verwunderten Marian nicht. Wahrscheinlich war er in allem, was er tat, perfekt. Ob er nie diese berechnende Selbstkontrolle ablegte? Vielleicht, wenn er liebte …
Sie errötete angesichts ihrer abirrenden Gedanken, und da in diesem Moment das Hotel in Sicht kam, sagte sie rasch: „Sie können mich hier absetzen. Ich gehe das letzte Stück zu Fuß.“
Ohne ihren Vorschlag zu beachten, fuhr Robert sie bis vor das Haus und brachte sie sogar zur Tür. So sah Marian sich gezwungen, ihn noch auf einen Drink hereinzubitten, wobei sie sich keine Mühe gab, besonders einladend zu klingen. Umso mehr überraschte es sie, dass er ihre Einladung tatsächlich annahm.
Als sie ihn auf die Terrasse führte, ermahnte sie sich, nicht wieder ihrer Schwäche für Romantik zu erliegen und hinter Roberts unzugänglicher Fassade einen Mann zu vermuten, der wahrscheinlich gar nicht existierte. Förmlich fragte sie ihn, was für einen Drink er wünsche.
„Groß und kühl und ohne Alkohol.“
„Wie wär’s mit Limonensaft?“, schlug sie vor. „Frisch gepresst, denn im Garten steht ein Limonenbaum.“
„Klingt ideal.“
Es war der ideale Drink für einen so heißen Tag. Marian setzte sich Robert gegenüber und trank durstig aus ihrem Glas, ehe sie etwas wehmütig bemerkte: „Schade, dass hier keine Minze wächst. Als Kind war ich verrückt nach Limonensaft mit Minze.“
„Wo haben Sie Ihre Kindheit verbracht?“
Sie zögerte, scheute davor zurück, etwas von sich preiszugeben. „In Auckland“, sagte sie dann und wechselte das Thema. „Sind Sie geschäftlich oder zum Vergnügen hier, Mr. Bannatyne?“
Er betrachtete sie forschend. „Wie wär’s, wenn Sie mich Robert nennen? Mit scheint, als wäre man hier auf der Insel ähnlich zwanglos wie bei uns zu Hause.“
„Nur unter den Touristen“, erwiderte Marian lächelnd, wobei sie es bewusst vermied, sein Angebot zu erwidern. „Die Einheimischen wahren strenge Umgangsformen. Also, machen Sie hier Urlaub?“
„Zum Teil, aber mein Aufenthalt hat auch geschäftliche Gründe.“
Marian beobachtete, wie er sein Glas hob und trank. Völlig unvermittelt durchzuckte sie ein so heftiges Verlangen, dass ihr der Atem stockte. Rasch plauderte sie weiter, um sich abzulenken. „Ich glaube, Sie waren etwas zu bescheiden, als Sie sich als Anwalt bezeichneten. Zählen Sie nicht vielmehr
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