ROMANA EXKLUSIV Band 0173
glauben. Entscheide dich. Sage ich die Wahrheit, oder bin ich eine Lügnerin? Habe ich mein Gedächtnis verloren oder nicht?“
Er fluchte leise vor sich hin und blickte starr durch die Windschutzscheibe. „Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Aber ich werde Antworten bekommen, darauf kannst du dich verlassen.“
„Und du meinst, dieser Benjamin könnte dir diese Antworten geben?“
„Ja.“ Er schob ihr eine Locke hinters Ohr. „Geh auf dein Zimmer und dusche“, befahl er ihr sanft. „Ich schätze, unser … Gast wird bald eintreffen, und ich möchte, dass du dabei bist, wenn er kommt.“
Sie wünschte, ihn von ihrer Unschuld überzeugen zu können, doch sie hatte keine Ahnung, wie. Schließlich kannte sie die Wahrheit auch nicht besser als er. Wortlos stieg sie aus dem Wagen und floh ins Haus.
Nachdem sie ausgiebig geduscht hatte, zog sie ein goldgelbes Baumwollkleid an. Sie war gerade dabei, ihre noch feuchten Haare zu einem lockeren Zopf zu flechten, als Dominique hereinplatzte.
„Es gibt Ärger“, rief die Haushälterin. „Am besten kommen Sie sofort herunter, Miss Anna. Sonst bringt Mr. Sebastian diesen Kerl um.“
Anna zögerte keine Sekunde und eilte die Treppe hinunter. Aus dem Arbeitszimmer drangen laute Stimmen. Entschlossen stieß sie die Tür auf und trat ein. Die beiden Männer standen einander gegenüber. Benjamins Gesicht war dunkelrot vor Zorn, außerdem begann sein Auge zuzuschwellen. Offenbar war er nicht freiwillig gekommen.
Sebastian lehnte lässig an seinem Schreibtisch, die Arme vor der Brust verschränkt. Seine gestrafften Schultern und die heftig pochende Ader an seiner Schläfe verrieten jedoch, dass er keineswegs entspannt war.
„Komm herein, Anna“, bat Sebastian, ohne den Blick von seinem „Gast“ zu wenden. „Darf ich vorstellen? Anna Kane, dies ist Benjamin Samuel. Er behauptet, ihr beide wärt alte Freunde.“
„Samuel?“, wiederholte sie verblüfft. „Der Samuel, der dich verklagt hat?“
„Genau der.“
„Chris, um Himmels willen“, warf Benjamin wütend ein. „Sag diesem Bastard, was du wirklich für ihn empfindest, und dann lass uns hier verschwinden.“
Kopfschüttelnd trat sie an Sebastians Seite. „Ich werde mit Ihnen nirgendwohin gehen. Woher kennen Sie mich überhaupt? Und warum nennen Sie mich Chris?“
Ratlosigkeit zeichnete sich auf seinen Zügen ab. „Wovon redest du? Du heißt Chris. Chris Bishop. Und wir sind …“ Er warf einen unbehaglichen Blick auf Sebastian. „Wir sind alte Freunde.“
„Ich erinnere mich nicht an Sie“, stellte sie kühl fest.
Ungläubig starrte er sie an. „Du erinnerst dich nicht? Wir kennen uns seit Jahren.“
„Seit dem Unfall leidet sie an Amnesie.“ Sebastian richtete sich auf. „Sie wissen doch, welchen Unfall ich meine, oder? Sie waren schließlich derjenige, der bei dem Sturm viel zu schnell gefahren ist. Sie haben die Kontrolle über den Wagen verloren, sodass er sich immer wieder überschlagen hat, bis nicht einmal mehr die Automarke zu erkennen war. Und dann sind Sie fortgelaufen, während Ihre … Freundin beinahe verblutet ist.“
Benjamin hob abwehrend die Hände. „Ich wollte Hilfe holen. Ehrlich! Ich bin meilenweit gerannt, aber dann habe ich die Orientierung verloren. Als ich endlich eine Telefonzelle gefunden hatte, erfuhr ich, dass der Unfall bereits gemeldet worden war. Ich hatte also keinen Grund, zurückzukehren.“ Hilfe suchend schaute er Anna an. „Das verstehst du doch, oder?“
Entsetzt presste sie die Hand auf den Mund und schmiegte sich an Sebastian. Sie brauchte jetzt seine Stärke. Tröstend legte er den Arm um sie, ohne sein Verhör zu unterbrechen.
„Was hat sie in dem Wagen zu suchen gehabt?“
„Sie wollte Sie verlassen“, behauptete Benjamin.
„Warum?“
„Sie war zu dem Schluss gelangt, dass die Hochzeit mit Ihnen ein Fehler gewesen war. Deshalb hatte sie mich angerufen und angefleht, sie abzuholen, bevor Sie die Wahrheit über uns beide herausfinden konnten.“
„Welche Wahrheit?“
„Dass sie mir dabei helfen wollte, den Prozess zu gewinnen.“
Annas Furcht wuchs mit jeder Sekunde, doch Sebastian zeigte keinerlei Reaktion. „Sie erwähnten, Sie seien Freunde. Ist die Beziehung sehr eng?“
„Das kann man wohl sagen“, bestätigte Benjamin spöttisch.
„Waren Sie intim miteinander?“ Anna wollte protestieren, doch der Druck von Sebastians Hand brachte sie zum Schweigen. „Nun?“
„Das geht Sie nichts an.“ Benjamins Empörung klang
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