ROMANA EXKLUSIV Band 0173
nicht.“
„Du lügst!“ Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie. „Ich habe dich gehört. Du hast ihn Benjamin genannt.“
„Ich lüge nicht!“ Wie sollte sie ihm etwas erklären, was sie selbst nicht begriff? „Ich kenne ihn nicht.“
Ein Muskel zuckte an seiner Wange. „Unsinn. Du bist zu ihm hinausgewatet. Er wollte, dass du zu ihm schwimmst, und du hättest es getan. Also, wer ist er? Heraus mit der Sprache!“
Eiskalte Furcht machte sich in ihr breit. „Ich weiß es nicht“, wiederholte sie stockend. „Der Name ist mir plötzlich durch den Kopf geschossen. Aber das ist alles, woran ich mich erinnere. Ich schwöre es. Du musst mir glauben!“
„Noch mehr Lügen?“ Er schob sie von sich, als könne er ihre Berührung nicht länger ertragen. „Ich glaube dir nicht, Anna. Es ist doch alles nur eine einzige große Lüge, oder? Du hast nie dein Gedächtnis verloren.“
Sie kämpfte tapfer gegen die aufsteigenden Tränen an. „Das ist nicht wahr! Ich kann mich nicht erinnern.“
„Das war lediglich ein Trick, oder? Und dieser Benjamin ist irgendwie darin verwickelt.“
„Nein!“ Anna schluchzte laut auf. „Ich kenne ihn wirklich nicht. Ich meine … ich muss ihn ja kennen, aber ich weiß nicht, woher. Bastian, bitte!“, flehte sie. „Du musst mir glauben.“
Er schüttelte den Kopf. „Nicht mehr, Anna. Es reicht.“ Auf einmal stutzte er. „Heißt du überhaupt Anna? Er hat dich Chris genannt.“
Es war alles so schnell gegangen, dass sie gar nicht auf dieses Detail geachtet hatte. Erst jetzt fiel es ihr wieder ein. „Ich verstehe das nicht. Das ist nicht mein Name?“ Unsicher blickte sie ihn an. „Oder?“
„Nein, aber diesen Namen hast du als Allererstes nach dem Unfall im Hospital gebraucht. Du hast ‚Chris‘ gerufen.“
Zu ihrer grenzenlosen Erleichterung hatte sich seine unmittelbare Wut gelegt, doch seine abweisende Haltung war noch viel schlimmer. Sie konnte nicht zu ihm durchdringen. Nach einer Weile nickte er, und Anna wusste, dass er zu einer Entscheidung gelangt war.
„Komm mit. Es ist Zeit, dass wir endlich herausfinden, was eigentlich los ist.“
Er streckte die Hand nach ihr aus. Sie zögerte kurz, ehe sie sie ergriff, doch dann schwanden ihre Zweifel. Gemeinsam eilten sie zum Jeep. Statt jedoch den Berg hinaufzufahren, griff er nach dem Kurzwellensender und erteilte im Inseldialekt eine Reihe von Befehlen. Aus dem Lautsprecher ertönte sofort eine Antwort.
„Wen hast du angerufen? Was hast du gesagt?“, erkundigte Anna sich besorgt.
„Ich habe im Ort angerufen und erklärt, dass wir einen Eindringling gesichtet haben, den ich unbedingt befragen muss.“
„Kannst du das denn?“
Er warf ihr einen kühlen Blick zu. „Dies ist meine Insel.“
„Und wenn sie es schaffen, ihn zu dir zu bringen? Was dann?“ Ihr Magen krampfte sich zusammen.
Sebastians Augen glitzerten unerbittlich. „Dann werde ich ihn fragen, ob er der Mann ist, der dich in unserer Hochzeitsnacht fortgelockt hat. Ich werde ihn fragen, ob er derjenige ist, der den Unfall verursacht und dich beinahe umgebracht hat. Ich werde ihn fragen, ob er der Bastard ist, der dich verletzt und bewusstlos liegen gelassen hat, während er unversehrt aus dem Wrack geklettert und in der Dunkelheit verschwunden ist.“ Geräuschvoll legte er den ersten Gang ein. „Und wenn er es ist, werde ich ihn Stück für Stück auseinandernehmen.“
9. KAPITEL
Während der gesamten Fahrt befand Anna sich in einer Art Schockzustand. Sie wusste nicht, was sie denken, geschweige denn fühlen sollte. Innerhalb einer Sekunde hatte Sebastian mit einer einzigen Bemerkung ihre Welt auf den Kopf gestellt. Ihr war zwar klar gewesen, dass er irgendetwas vor ihr geheim hielt, das wie eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen stand, aber ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass es sich um einen anderen Mann handeln könnte.
War es möglich, dass sie ihn wegen dieses Benjamins verlassen hatte? Nein, dieser Gedanke war einfach absurd. Die Liebe, die sie für Sebastian empfand, war viel zu tief und zu umfassend. Es musste eine andere Erklärung geben.
Sebastian parkte den Jeep neben dem Gemüsegarten. „Tut mir leid, Anna“, meinte er ruhig. „Du solltest es nicht auf diese Weise herausfinden. Ich hatte gehofft, du würdest erst dein Gedächtnis wiedererlangen, damit wir die Situation ganz sachlich diskutieren können.“
Sie wandte sich zu ihm um. „Du sagst das, als würdest du plötzlich an meine Amnesie
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