ROMANA EXKLUSIV Band 0178
heute. Ich will nicht sagen, dass ich mich so schlecht fühle wie du, aber sage mir nicht, ich verstünde nicht. Das meine ich ernst. Es war einfach Schicksal, Vorbestimmung.“
„Das akzeptiere ich nicht.“ Seine Stimme klang vernichtend. „Ich habe kein Recht zu leben, doch solange ich lebe, werde ich meine Pflicht tun.“
„Deine Pflicht?“ Sie erfasste seine Arme. „Verstehst du nicht, dass es deine Pflicht ihnen gegenüber ist, wieder glücklich zu sein? Verstehst du nicht, wie sinnlos du ihren Tod machst? Sie sind nicht für dich gestorben, aber selbst wenn du das glaubst und du dich auf diese Weise begräbst, ist es so …“ Sie suchte voller Qual nach dem passenden Wort.
„Sinnlos?“, fragte er ausdruckslos. „Ich weiß, was du sagen willst, Pequeña , und ich bin nicht undankbar, aber …“
„Du mit deinem verdammten Aber!“ Sie schüttelte ihn heftig. „Brich aus dem Gefängnis aus, das du dir selbst geschaffen hast, Francisco. Bitte um Vergebung.“
„Das Recht habe ich nicht.“ Er wandte sich mit aschfahlem Gesicht zum Gehen. „Und ich hätte dich nicht in das alles hineinziehen sollen. Ich hätte dich gehen lassen müssen.“
„Nein!“ Voller Panik und Angst eilte sie ihm nach. „Francisco!“ Wieder ergriff sie seine Arme. „Geh nicht so. Ich will …“
„Du kannst es nicht ändern, verstehst du?“ Er schaute sie voller Mitgefühl an. „Wir müssen mit den Folgen unserer Taten leben, und ich bin nicht anders als andere.“
„Ich könnte helfen …“
„Laura, ich kann es nicht riskieren, dich mit mir in den Abgrund zu ziehen.“ Vergeblich versuchte er, seine Hände aus ihren zu befreien. „Alles mit dir scheint so einfach, aber es könnte furchtbar falsch laufen …“
„Das riskiere ich.“ Verzweifelt klammerte sie sich an ihn.
„Aber ich nicht.“ Die Worte waren endgültig. „Gute Nacht, Laura.“
„Nein! Geh nicht so.“ Ihre Stimme klang entsetzt. „Das kannst du nicht.“
„Laura …“
„Nein, bitte!“ Voller Furcht klammerte sie sich weiter an ihn. Er war so stur, so stark. Was sollte sie tun? „Bleib heute Nacht bei mir. Liebe mich. Lass uns eine Nacht gemeinsam verbringen, wenn mehr nicht sein kann. Ich liebe dich, Francisco. Ich ertrage es nicht, wenn du gehst. Was soll ich tun?“
Während sie zu schluchzen begann, sah sie, dass sein Gesicht weiß wie ein Laken war, seine Augen unergründlich tief. Einen entsetzlich langen Moment glaubte sie, Erfolg gehabt zu haben. Dann aber schüttelte er langsam den Kopf.
„Was du gerade gesagt hast, macht mir ein Bleiben noch unmöglicher“, sagte er sanft. „Mir war nicht klar, dass du so stark fühlst, dass du geglaubt hast …“ Er löste ihren Griff mit festen, kühlen Händen. „Ich will nicht noch die Zerstörung eines anderen Lebens auf mein Gewissen laden.“
„Francisco!“ Ihr qualvoller Schrei veranlasste ihn, noch einmal stehenzubleiben. Dann aber öffnete er die Tür, ohne sich umzudrehen und schloss sie leise hinter sich. Alles Glück, jede Freude, die sie je haben würde, war in diesem Augenblick mit ihm gegangen.
Sie sank auf den Teppich, weil ihre Beine unter ihr nachgaben und merkte, dass sie lautlos und hoffnungslos weinte. Tränen strömten über ihr Gesicht.
10. KAPITEL
Eine lange Zeit verging, bis Laura sich so weit zusammengerissen hatte, um sich das Gesicht abzuwischen und die Nase zu putzen. Und dann lag sie in der Stille der Nacht auf dem Bett und betete um Erlösung von dem Schmerz, den sie in ihrer Brust spürte. Jetzt wusste sie es. Sie starrte in die Dunkelheit. Statt den Schlüssel zu seinem Herzen zu finden, hatte ihr neues Wissen ihr nur vor Augen geführt, wie hoffnungslos alles war. Sie liebte ihn, würde ihn immer lieben, aber sie würden getrennt voneinander leben. Sie würde fortgehen, und er würde bleiben. Die Erkenntnis, dass er ohne sie auf der Welt war, lebte, atmete, aß und schlief, war fast zu viel. Und irgendwann würde er heiraten. Er würde seine Wahl kalt und logisch treffen. Einziges Motiv war, dass er seine Pflicht zu erfüllen hatte. Er hielt es für wichtig, künftige Erben zu zeugen und den Familiennamen zu erhalten. Das würde geschehen.
Sie quälte sich. Sie konnte es nicht ertragen, ihn wiederzusehen. Nachdem der Gedanke einmal da war, setzte er sich fest. Ob er sich hier oder am Flughafen von ihr verabschiedete, war egal. Er würde kalt und distanziert sein, sich hinter der Barriere verstecken, die er in den letzten acht Jahren
Weitere Kostenlose Bücher