ROMANA EXKLUSIV Band 0178
Mann sie haben wolle? Doch sie war ebenso gut wie jeder andere hier. Diesen Leitspruch hatte sie von ihrem Vater gelernt. Und Francisco hatte gesagt, dass es ganz gewöhnliche Menschen seien. Diese mit Juwelen und Pelz und Seide behängten Körper waren ebenso verletzlich wie ihrer. Und darin schlugen Herzen, die genauso leicht zerbrechen konnten.
„ Señor de Vega …“ Der Oberkellner eilte mit einem für Laura unverständlichen Redeschwall zu Francisco und führte sie dann zu einem abgeschiedenen Tisch für zwei, der mit großem Zeremoniell gedeckt wurde. Francisco schien das nicht zu bemerken, sodass Laura vor Verlegenheit am liebsten gestorben wäre.
„Einen Champagnercocktail, während wir die Speisekarte studieren?“ Francisco schaute sie lächelnd an, da der Kellner noch immer an ihrem Tisch stand.
„Gern.“ Sie zwang sich zu einem kühlen Lächeln.
Als sie den Cocktail getrunken hatte, merkte Laura, dass ihr Herz wieder normal schlug. Während der erste Gang serviert wurde, hatte sie sich so weit entspannt, dass sie langsam essen konnte. Francisco war humorvoll, entspannt und irgendwie rätselhaft. Sie wusste, dass er eine Rolle spielt, aber nicht, welche. Vielleicht nahm sie, gefangen in ihrer Liebe zu ihm, jedes Zucken seiner Augen, jede Veränderung seines Gesichtsausdruckes zur Kenntnis. Dennoch hatte er wieder nur eine passende Maske aufgesetzt.
„Was hast du vor, wenn du wieder zu Hause bist?“, fragte er, während sie ihr Dessert aßen.
„Ich weiß es nicht.“ Sie senkte den Kopf und fuhr mit einem Finger über den Rand ihres Kristallweinglases. „Mir eine Stelle suchen, vielleicht ein wenig Zeit bei Tom und den Kindern verbringen.“
„Wirst du wieder nach Spanien kommen?“
Sie hob den Kopf und schaute ihm fest in die Augen. „Möchtest du das?“
Er erwiderte den Blick lange, wobei etwas in seinem Gesicht arbeitete, was sie nicht deuten konnte. „Ich meinte nicht … ich habe nicht gefragt …“ Er hörte abrupt auf. „Oder vielleicht doch. Teufel, ich glaube, ich weiß nicht, was ich dir zu sagen versuche, Laura.“
Der vorübergehende Verlust seiner Fassung erfreute sie mehr, als sie mit Worten hätte ausdrücken können, doch sie schwieg. Es musste von ihm kommen. Sie hatte ihre Karten ausgespielt.
„Ich habe etwas für dich, ein Andenken, das dich an diese Zeit deines Lebens erinnern wird.“ Ihr fiel auf, dass er nicht sagte, es werde sie an ihn erinnern und auch, dass er das Thema einfach wechselte. Darin ist er sehr gut, dachte sie.
„Was ist das?“ Sie nahm vorsichtig die kleine Schachtel, die er in ihre Hände legte. Er hatte schon so viel für sie getan, sie konnte nicht … „Oh, es ist wunderschön.“ Sie starrte das aus Glas gearbeitete winzige Märchenschloss an, auf dessen Turm eine kleine goldene Gestalt stand.
„Ein Schloss für eine Prinzessin“, sagte er langsam. „Dort kann sie in Sicherheit auf den Ritter warten, der sie retten wird.“ Er erinnert sich unseres früheren Gespräches, dachte sie amüsiert. „Du verdienst das Beste, meine Infanta. Begnüge dich nicht mit weniger. Du wirst diesen Sancho nicht wiedersehen?“
„Nein.“ Die Eindringlichkeit seiner Forderung erschreckte sie. Er war so selbstsicher, so unbeugsam.
„Das ist gut“, sagte er grimmig. „Das erspart mir, ihn zu suchen und ihn zu überzeugen, dass er nicht gut für dich ist.“
„Das würde ich nicht zulassen“, begann sie verärgert. „Du hast kein Recht …“
„Bitte, lass uns darüber nicht diskutieren.“ Er ergriff ihre Hand und sie erschauderte vor Freude. „Ich will, dass dies gut endet.“
„Warum muss es enden?“ Ich sollte das nicht sagen, dachte sie verzweifelt. Es nützte nichts. „Kannst du mir nicht sagen, was mit dir los ist? Vertrau mir doch ein wenig …“
„Genug.“ Seine Stimme war jetzt hart, sein Gesicht verschlossen. Er ließ ihre Hand los. „Dies ist nur ein kurzes Zwischenspiel in deinem Leben, Laura. Du wirst mich bald vergessen. Du bist jung …“
„Ich schreie, wenn du noch einmal auf mein Alter anspielst“, sagte sie hitzig, während heiße Tränen in ihre Augen stiegen. „Ich will dich nicht vergessen, verstehst du? Du bist nicht fair …“
Sein Gesicht wurde so kühl und reserviert, dass ihr die Worte im Halse steckenblieben. Mit einem lautlosen Stöhnen sank sie auf ihrem Stuhl zurück. Er war ein Mann aus Eis, hart und unnachgiebig. Und er wusste nicht einmal, dass er ihr das Herz geraubt hatte.
Für Laura
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