ROMANA EXKLUSIV Band 0179
nächste Generation ein besseres Leben wünscht, ist eine Feministin.“
„Haben Sie etwas gegen Männer?“
„Aber nein“, widersprach Gerry honigsüß. „Einige meiner besten Freunde sind Männer.“
Robert lächelte grimmig. „Wollen Sie mich herausfordern, oder sind Sie immer so?“
Damit hatte er eine wunde Stelle getroffen. Wie oft hatte ihr Vater Gerry vorgehalten: „Fordere einen Mann nicht heraus, Liebes. Die Männer können damit nicht umgehen.“
Prompt ging Gerry zum Gegenangriff über. „Glauben Sie etwa, Sie wären der Einzige, der mir vorwirft, Frauen eine Zwangsjacke anzulegen? Das höre ich ständig. Interessant ist nur, dass niemand mich beschuldigt, den männlichen Models eine zu verpassen. Nur den Frauen.“
Das gefiel Robert ganz und gar nicht. Er kniff die Augen zusammen, die plötzlich kalt glitzerten.
Seine Reaktion brachte Gerry erst richtig in Fahrt. „Finden Sie Ihre Einstellung nicht übrigens ein bisschen heuchlerisch? Immerhin stammt ein Teil des Geldes, das dieses Südseeparadies erst möglich gemacht hat, von den Frauen, um die Sie so besorgt sind … den blind ergebenen Sklavinnen der Mode.“
Um seinen Mund zuckte es leicht, doch er sagte nichts.
Das reizte Gerry, es auf die Spitze zu treiben. „Wie wär’s mit einem Handel, Robert? Sie bringen all die Schauspieler, Politiker und Großindustriellen davon ab, sich mit attraktiven Modepüppchen zu schmücken, und ich garantiere Ihnen, dass die Modebranche brav nachzieht.“
„Sind die Frauen so sehr von dem abhängig, was Männer wollen?“ Erstaunlicherweise schien Robert nicht wütend zu sein.
Jetzt lief Gerry zu Höchstform auf. „Geben Sie uns hundert Jahre Freiheit, und alles wird vermutlich anders sein. Trotzdem sind die Männer für uns wichtig und werden es immer sein – so wie Männer nicht ohne Frauen auskommen. Schließlich hat die Natur uns so geschaffen, dass wir uns zueinander hingezogen fühlen.“
„Der Wunsch, einen Mann mit Geld und Ansehen zu finden, ist bei einer Frau also völlig natürlich, während es für einen Mann falsch ist, eine Gefährtin zu suchen, die sein Ansehen hebt?“
Gerrys Augen funkelten. „Wenn eine Frau sich Wohlstand und Ansehen wünscht, liegt das sicher auch daran, dass sie sich für ihre Kinder bessere Chancen ausrechnet, wenn der Vater reich und mächtig ist. Ein Mann dagegen möchte sich einfach nur vor anderen Männern hervortun!“
Seit der Universitätszeit hatte Gerry selten ein Streitgespräch so genossen wie dieses. Sie blickte über den Tisch und stellte fest, dass Robert sich gut beherrschte.
„Frauen wollen einen Mann, der sich vor anderen Männern hervortut“, erklärte er ruhig. „Sie haben doch gerade selbst gesagt, dass Sie sich keinen Verlierer als Vater ihrer Kinder wünschen. Außerdem“, setzte er in einschmeichelndem Ton hinzu, „suchen sich doch sicher viele Männer jüngere Frauen, weil sie instinktiv versuchen, möglichst viel von ihrem Erbgut weiterzugeben. Nach dem Gesetz der Menschheitsentwicklung müssen sie sich mit vielen Weibchen paaren. Und junge Frauen sind nun mal fruchtbarer.“
„Männer sind also von Natur aus untreu und Frauen auf Sicherheit aus?“, fragte Gerry herausfordernd. „Glauben Sie das, Robert?“
„Genau wie Sie“, erwiderte er ironisch und wandte sich der Kellnerin zu.
Gerry entschied sich für Fisch und Salat, Robert schloss sich ihr an. „Der Fisch hier gehört zu den Naturwundern der Welt“, erklärte er, als sie ihn prüfend ansah. „Und man bereitet ihn hier ausgezeichnet zu.“
Tatsächlich schmeckte der Fisch köstlich. Gerry hielt es für sicherer, das Gespräch auf allgemeine Themen zu lenken. Sie unterhielten sich über Kunst, Bücher, Veranstaltungen – nur nicht über Persönliches.
„Haben Sie das Baby in der Zeitung gesehen?“, fragte Robert unvermittelt.
„Ja. Ich habe das Bild entdeckt, während ich auf die Maschine gewartet habe. Das arme kleine Ding!“ Gerry drehte nachdenklich ihr Glas zwischen den Fingern. „Die Sozialarbeiterin hat mir versprochen, dass sie alles versuchen werden, um die Mutter zu finden und ihr zu helfen, damit sie das Kind zu sich nehmen kann. Wenn das nicht möglich ist, wird das Baby zur Adoption freigegeben. Bis dahin kommt es zu Pflegeeltern.“
„Tickt die Uhr, Geraldine?“ Robert sah sie eindringlich an.
Die Anspielung störte Gerry, doch sie erwiderte betont locker: „Babys lassen einen nun mal nicht kalt. Ich hoffe, die Kleine wird
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