ROMANA EXKLUSIV Band 0179
Gesichtszüge?“
„Tja … nicht viele“, musste Lacey widerstrebend zugeben.
„Es ist nicht normal, dass eine Frau so aussieht“, fuhr Robert ungerührt fort. „Gerry hat recht. Die meisten müssen sich dafür quälen.“
„Modeschöpfer bevorzugen Frauen ohne Rundungen“, bemerkte Gerry trocken. „Auf solchen Kleiderständern sehen ihre Modelle besser aus.“
Narelle lachte etwas zu schrill. „Ach, das ist längst nicht alles. Männer mögen nun mal keine molligen Frauen.“
Robert lehnte sich entspannt zurück. „Nun, die meisten Männer lieben Frauen, die weder dick noch dünn sind, sondern einfach nur fit und mit ansprechenden Rundungen ausgestattet.“
Ich bin also nicht sein Typ, dachte Gerry enttäuscht. Sie war zwar nicht dürr, eher sportlich schlank, doch von üppigen Formen konnte bei ihr keine Rede sein.
„Sind Sie auch in der Modebranche tätig, Mr. Falconer?“, fragte Lacey.
„Ich habe dort Beteiligungen“, erwiderte er gelassen.
Cosmo lachte laut. „Unter anderem.“
Robert nickte nur und lenkte das Gespräch auf einen Skandal in Melbourne.
Aufmerksam hörte Lacey zu, wie ihre Eltern sich dazu äußerten.
War das Mädchen krank, oder litt es an Magersucht? Gerry betrachtete unauffällig seine dünnen Arme und Beine. Sechzehn konnte ein gefährliches Alter sein.
Sie leerte ihr Glas und lehnte sich zurück. Versonnen sah sie zu, wie die Abenddämmerung sich über das Meer und die Palmen breitete, um alles mit sanfter, von Düften erfüllter Dunkelheit einzuhüllen. In der Ferne schlugen die Wellen sanft gegen das Riff.
Während sie sich unterhalten hatten, waren andere Gäste gekommen und hatten sich gesetzt. Ein Page ging herum und zündete Fackeln an.
Wenn ich allein wäre, würde ich diese paradiesische Stimmung genießen, dachte Gerry. Stattdessen saß sie angespannt da und wartete, was als Nächstes geschehen würde.
Ein Ober kam zu ihnen herüber und erklärte Robert: „Ihr Tisch ist bereit, Sir.“
„Dann sollten wir lieber essen gehen.“ Er stand auf. „Geraldine“, sagte er und reichte ihr die Hand.
Um die anderen nicht auf sich aufmerksam zu machen, nahm Gerry sie lächelnd. Erst als sie den Raum halb durchquert hatten, entzog sie Robert unauffällig ihre Hand und flüsterte: „Was ist denn los?“
„Ich dachte, Sie kennen die Anzeichen“, erwiderte Robert. „Wenn Lacey nicht magersüchtig ist, dürfte sie kurz davor sein.“
„Das Mädchen meinte ich nicht“, gestand Gerry. „Was tun Sie hier?“
„Ich habe festgestellt, dass ich einige Tage freihabe. Da dachte ich, es würde leichter für Sie werden, wenn ich herkomme und mich als Mittler betätige.“
„Einfach so.“ Gerry konnte ihre Zweifel nicht verbergen. „Gestern hatten Sie noch keine Zeit.“
„Manchmal ändern sich die Dinge unerwartet“, erwiderte Robert und rückte ihr den Stuhl zurecht.
Er machte sich über sie lustig. Gerry setzte sich und fragte leise: „Wie meinten Sie das, ich hätte die Magersucht erkannt?“
„Sie haben doch ständig damit zu tun.“
„Ja, es ist schlimm. Magersüchtige junge Frauen, denen nicht geholfen wird, können sterben.“
„Das weiß ich.“ Im warmen Schein der flackernden Fackellichter wirkten Roberts Gesichtszüge plötzlich hart. „Wie viele, glauben Sie, haben Sie schon auf diesen Weg geschickt?“
Der Vorwurf saß.
Ehe Gerry sich verteidigen konnte, fuhr Robert fort: „Ihre Branche schreibt ein Schönheitsideal vor, das für die meisten Frauen unerreichbar ist. Von da ist es nur ein kurzer Schritt zur Essstörung.“
„Niemand weiß, was dazu führt.“ Gerry fühlte sich unbehaglich, weil auch sie sich über diese Probleme Gedanken machte. „Manche Psychologen führen die Magersucht auf seelische Ursachen zurück, während andere Mangel an Selbstwertgefühl dafür verantwortlich machen. Wenn ihr Männer uns endlich so hinnehmen würdet, wie wir sind – nicht als Trophäen, mit denen ihr Freunde und Geschäftspartner beeindrucken wollt –, könnten wir vielleicht lernen, uns damit abzufinden, dass wir nun mal unterschiedlich gebaut sind.“
„Das ist unsinnig“, widersprach Robert scharf.
Gerry zog die Brauen hoch. „Es überrascht mich immer wieder, dass stets den Frauen die Schuld an dieser Entwicklung zugeschoben wird – Schauspielerinnen, Models.“
„Sind Sie Feministin, Geraldine?“
Der Ton, in dem Robert das sagte, brachte Gerry auf. „Natürlich“, ereiferte sie sich. „Jede Frau, die sich für die
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