ROMANA EXKLUSIV Band 0179
antwortete sie steif und würdevoll. „Es tut mir leid, ich … wollte dich nicht stören, wenn du beschäftigt bist.“
„Es ist schon in Ordnung. Die Jungs wollten sowieso gerade ins Bett gehen. Nicht wahr?“, fügte er freundlich, aber mit Nachdruck hinzu.
„Oh, ja!“ Ein langhaariger Bursche mit französischem Akzent lachte leise in sich hinein, als er aufstand. „Auf in unsere schönen bequemen Kojen. Wir werden ganz tief und fest schlafen.“ Er warf Natasha einen anerkennenden Blick zu, als er an ihr vorbei durch die Tür ging, und grinste breit. „Bleiben Sie nicht zu lange auf, Käpt’n.“
Alle gingen an ihr vorbei, der Letzte schloss die Tür hinter sich und ließ sie allein. Hugh bat sie, sich an den Tisch zu setzen, auf dem noch die Reste des Abendessens standen. „Kaffee?“, fragte er.
„Danke.“
Geschickt räumte er den Tisch ab, trug das Geschirr in die Kombüse und stellte es in die Spülmaschine. Eine sehr gut ausgestattete Jacht, dachte Natasha flüchtig, eine von denen, die für ein paar Wochen zu mieten schon ein kleines Vermögen kostet.
Hugh kam mit einer Kaffeekanne und zwei Bechern in den Händen zurück, stellte alles auf den Tisch und setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. „Also …?“ Er warf ihr einen fragenden Blick zu, während er Kaffee einschenkte.
Sie zögerte und fragte sich, ob es eine gute Idee gewesen war, hierherzukommen. Sie war so aufgeregt gewesen, nachdem Debbie sie aus dem Keller befreit hatte, dass sie fast instinktiv reagierte, als sie erfuhr, dass Hugh die Insel noch nicht verlassen hatte. Sie hatte nur die wichtigsten Dinge in die erstbeste Reisetasche gestopft, die sie finden konnte, hatte das Kasino durch die Hintertür verlassen und war die Straße zum Strand hinuntergelaufen. Zum Glück hatte der gerade vorbeifahrende Linienbus auf ihr Stoppzeichen angehalten und sie bis St. Paul’s mitgenommen.
Jetzt aber fielen ihr wieder all die Gründe ein, weshalb sie Hugh Garratt nicht trauen durfte. Konnte sie es riskieren, sich einem Mann auszuliefern, der möglicherweise ein schlimmerer Gauner als Lester war?
Andererseits, welche Wahl hatte sie schon? Mit Tony de Santo am nächsten Tag – keine. Und wenigstens wäre sie in Sicherheit, wenn Hugh bereit wäre, sie zu beschützen. Das Einzige, worüber sie sich Sorgen machen müsste, wäre der Preis, den Hugh für seinen Schutz verlangen könnte.
Sie konnte sich nicht genau an das erinnern, was sie letzte Nacht zu ihm gesagt hatte, aber sie wusste, es waren ziemlich verletzende Bemerkungen gewesen. Dass sie nur mit ihm zum Essen gegangen sei, weil sie gehofft habe, er könne ihr irgendwie nützlich sein. Dass seine Küsse nichts Außergewöhnliches seien. Sie kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er bei seiner Rache sehr berechnend wäre. Was, wenn er beschloss, aus ihrer Verzweiflung einen Nutzen zu ziehen, sie für ihre Worte bezahlen ließe und von ihr verlangte, was sie ihm damals verweigert hatte?
Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Aber es war immer noch besser, gezwungenermaßen mit Hugh Garratt zu schlafen, als sich dem zu stellen, was Tony de Santo für sie auf Lager hatte.
Sie atmete tief durch, nachdem sie ihren Entschluss gefasst hatte. „Lester ist fies geworden“, informierte sie ihn freiheraus. „Er hat mich in den Keller gesperrt.“
„Er hat was …?“ Hugh setzte den Kaffeebecher ab. Die Wut, die in seinen Augen aufblitzte, ließ für ihren niederträchtigen Stiefvater nichts Gutes ahnen.
„Debbie hat mich befreit“, erklärte sie. „Anscheinend hat man dich gesehen, als du letzte Nacht gegangen bist, und er vermutete …“ Sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss. „Er vermutete, wir hätten … miteinander geschlafen.“
„Deshalb hat er dich in den Keller gesperrt?“ Er lachte. „Nun, für so viktorianisch sittsam streng hätte ich ihn ganz gewiss nicht gehalten.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das … war nicht der eigentliche Grund. Es war … Nun, ich lade nicht gerade häufig jemanden in mein Apartment ein. Vermutlich ist seine schmutzige Fantasie mit ihm durchgegangen. Er dachte, du hättest vor, mich zu verführen und in dich verliebt zu machen, damit ich dich heirate und du in den Besitz des Kasinos kommst.“
„Wirklich? Er unterschätzt dich!“
„Jedenfalls hattest du recht. Das Geld, das er an dich verlor, gehörte tatsächlich Tony de Santo. Deshalb dachte er sich diesen verrückten Plan aus und wollte mich
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