ROMANA EXKLUSIV BAND 231
hirnrissig!
Statt hier wie ein schwärmerischer Schuljunge herumzustehen, sollte ich lieber meinem Schicksal danken, dass Joelle eine Frau ist, die der einen gemeinsamen Nacht keine falsche Bedeutung zumisst, sagte Gabriel sich. Manche andere wäre nicht so aufgeschlossen gewesen.
Er war überrascht, dass er noch nichts von ihr – oder ihrem Anwalt – gehört hatte. Wenigstens einmal hätte sie sich melden können, wenn auch nur aus dem Grund, um die Angelegenheit endgültig zu bereinigen. Irgendwie hatte er sich gewünscht, von ihr zu hören.
In der Vorwoche hätte er Joelle beinah angerufen, nachdem er intensiv an sie und die gemeinsame Nacht gedacht hatte. Er hatte sich dann aber ermahnt, es lieber bleiben zu lassen. Schließlich wollte er sich keine unnötigen Schwierigkeiten aufladen. Und wenn Joelle sich keine Sorgen wegen möglicher rechtlicher Konsequenzen machte, die aus ihrer gemeinsam verbrachten Zeit resultieren könnten, weshalb sollte er es tun?
Den Besitz zusammenzuhalten bereitete ihm genug Sorgen. Eine ihm fast fremde Frau, die womöglich Anspruch auf sein Erbe erhob, wäre wirklich das Letzte für ihn. Joelle würde aber bestimmt nicht so unverfroren sein, finanzielle Ansprüche zu erheben.
Fest entschlossen, nun wirklich nicht länger an Joelle Ames zu denken, stellte Gabriel die Kaffeetasse auf die Verandabrüstung und eilte auf die Felder hinter dem Haus.
Seine Ländereien, seit Generationen im Besitz der Lafleurs, lagen im Westen des Atchafalyabeckens in Südlouisiana, und der Boden war wie geschaffen für den Anbau von Zuckerrohr. Trotz moderner Maschinen war die Landwirtschaft ein anstrengender Broterwerb, dem man sich mit ganzer Kraft und Hingabe widmen musste.
Darüber beklagte Gabriel sich jedoch nicht. Er war auf dieser Farm aufgewachsen und kannte kein anderes Leben. Ja, er war mit Leib und Seele Landwirt und würde es immer bleiben.
Seine Erinnerungen an Joelle, diese personifizierte Städterin, konnten sich dahin scheren, wo der Pfeffer wuchs!
Schwanger! Joelle schloss die Tür der Praxis und trat auf den Bürgersteig. Hell schien die Sonne, wie man es in Kalifornien gewöhnt war, und es wehte eine frische Brise. Joelle freute sich jedoch nicht über den schönen Tag und atmete auch nicht tief die kühle, klare Luft ein, wie sie es sonst getan hätte. Nein, sie setzte sich ins Auto und fuhr direkt nach Hause. Dort ging sie ziellos von Zimmer zu Zimmer, zu rastlos, um sich auch nur einen Moment lang hinzusetzen.
Schwanger! Wie hatte ihr das nur passieren können? Ausgerechnet ihr, die sich im Umgang mit Männern stets an die moralischen Richtlinien gehalten hatte, welche man ihr von klein auf nahegebracht hatte. Nur ein einziges Mal hatte sie diese außer Acht gelassen, und dafür musste sie nun einen so hohen Preis bezahlen. Das war nicht fair!
Ihr war klar, dass sie an einer Art Schock litt. Die unerwartete Diagnose des Arztes hatte sie wie ein Schlag getroffen. Eigentlich hätte sie die Möglichkeit einer Schwangerschaft in Betracht ziehen müssen, hatte es jedoch nicht getan. Besser gesagt, sie hatte den vagen Verdacht verdrängt. Nun musste sie es glauben. Laut Auskunft des Arztes war sie seit vier Wochen schwanger. Sie erwartete ein Kind von Gabriel Lafleur.
Unglaublich! Der Gedanke, Mutter zu werden, erschreckte sie zutiefst. Sie war doch überhaupt nicht geeignet, sich um ein Kind zu kümmern.
Vielleicht hatte der Arzt einen Fehler gemacht und eine falsche Diagnose gestellt?
Nein, ich habe einen Fehler gemacht, gestand Joelle sich ein. Niemand hatte sie gezwungen, mit Gabriel Lafleur zu schlafen. Nun lag es an ihr, sich mit der daraus resultierenden Krise zu befassen und damit fertig zu werden. Allein. Ohne jemand um Hilfe zu bitten. Auch ihren Vater nicht.
Vor allem ihren Vater nicht!
Die Aussicht, in wenigen Monaten als alleinerziehende Mutter dazustehen, entsetzte Joelle. Wie sollte sie es schaffen, genügend Zeit für den Beruf und das Baby zu finden? Gut, im Moment hatte sie keinen Job. Aber selbst wenn der Beruf kein Problem wäre, blieb noch die Tatsache, dass sie nichts über Babys und Mutterschaft wusste. Sie hatte keine Ahnung, was eine gute Mutter ausmachte.
Ihre Mutter hatte sie nie gekannt, denn die war bald nach der Entbindung gestorben. Ihr Vater hatte nicht mehr geheiratet, sondern seine kleine Tochter allein aufgezogen. Streng und unnachgiebig. Es fehlt mir an einem weiblichen Vorbild, dachte Joelle bedrückt.
Bisher hatte sie es nicht
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