ROMANA EXKLUSIV BAND 231
so? Wen würden Sie denn gern sprechen?“
„Ja, also … eigentlich“, begann Joelle stockend. Ihre Gesprächspartnerin schüchterte sie ein. „Ich glaube, ich habe mich verwählt.“
„Welche Nummer wollten Sie denn?“
Joelle blickte auf den Zettel mit der Nummer, die Gabriel notiert hatte, und las die Zahlen vor.
„Ja, das ist der Anschluss hier“, erklärte die Frau. „Und wenn Sie nicht mich sprechen wollen, dann wahrscheinlich Gabriel.“
Er hatte ihr also den richtigen Namen und die richtige Nummer gegeben! Das berechtigte zu der Hoffnung, dass er auch sonst die Wahrheit gesagt hatte. Ansonsten müsste sie, Joelle, sich noch mehr schämen, weil sie sich mit ihm eingelassen hatte.
Sie räusperte sich. „Ja, ich wollte tatsächlich Gabriel sprechen.“
„Er ist noch nicht vom Feld zurück. Übrigens, ich bin Big Sadie, seine Haushälterin. Ich richte ihm gern aus, dass Sie angerufen haben.“
Inzwischen war sich Joelle klar geworden, dass der unüberlegte Anruf ein Fehler war, und sie wollte die Chance nutzen, sich halbwegs elegant aus der Affäre zu ziehen.
„Das ist mir recht“, begann sie. „Das heißt, eigentlich wäre es mir sogar lieber, wenn Sie ihm gar nichts sagten. Bitte vergessen Sie einfach, dass ich angerufen habe. Es tut mir leid, Sie belästigt zu haben. Auf Wiederhören!“
„Warten Sie einen Moment, meine Liebe! Ich glaube, ich weiß, wer Sie sind.“
„Das bezweifle ich“, erwiderte Joelle.
„Na ja, ich wette, Sie sind die Frau, die er im Urlaub getroffen hat.“
Joelle umfasste den Hörer fester. „Er hat Ihnen von mir erzählt?“
„Nicht direkt.“ Die Haushälterin klang amüsiert. „Ich hab nur die Fotos gesehen, die er von Ihnen gemacht hat. Er hat gesagt, sie hätten mehrere Ausflüge zusammen unternommen, oder so ähnlich. Jedenfalls hab ich noch nie vorher erlebt, dass er jemand so oft geknipst hätte.“
Joelle runzelte die Stirn. Seltsam, aber sie erinnerte sich nicht daran, von Gabriel fotografiert worden zu sein. Ein oder zwei Mal vielleicht. Meistens hatte er die Gegend fotografiert, und wahrscheinlich war sie, Joelle, eher zufällig mit auf die Bilder geraten.
„Legen Sie nicht auf“, bat die Haushälterin nun. „Ich glaube, Gabriel kommt gerade eben ins Haus.“
Bevor Joelle sie stoppen konnte, hörte sie die Frau sagen: „Ein Anruf für dich, Gabriel.“
Joelle wurde es eiskalt.
„Von wem, Sadie?“
„Diese Frau ist am Apparat.“
„Welche Frau?“, hakte Gabriel nach.
„Die auf den Fotos.“
„Wovon redest du, Sadie?“
„Von den Urlaubsfotos.“
„Ach so!“ Gabriel schwieg eine Zeit lang, dann sagte er: „Gut, ich gehe zum Telefonieren in mein Arbeitszimmer.“
Joelles Herz schien einen Schlag lang ausgesetzt zu haben, jetzt pochte es wieder, und zwar wie wild. Ihr blieb genügend Zeit, um aufzulegen, bevor Gabriel an den Apparat ging. Sie dachte ernsthaft daran, es zu tun, sagte sich dann aber, damit würde sie sich erst recht lächerlich machen. Deshalb atmete sie tief durch und wartete, dass Gabriel antwortete.
„Hallo!“, hörte sie ihn schließlich sagen.
„Hier Joelle. Joelle Ames.“ Vielleicht erinnerte er sich ja nicht mehr an sie, oder zumindest nicht an ihren Namen. Bei dem Gedanken wurde ihr ganz elend.
„Guten Abend, Joelle!“ Gabriel klang ausdruckslos. „Ich habe mich schon gefragt, ob ich jemals wieder von dir höre.“
Sie schluckte trocken. „Vielleicht war es doch keine so gute Idee, dich anzurufen. Ich hätte es besser meinem Anwalt überlassen sollen.“
„Trotzdem rufst du mich an“, stellte er fest.
„Ja, aber …“
„Aber was?“
„Nichts.“ Bloß keine Panik, sagte Joelle sich. Sie wollte ihm ja nicht von der Schwangerschaft berichten, sondern nur ein bisschen mit ihm plaudern. Ein letztes Mal seine Stimme hören. Danach würde sie ihn nie wieder anrufen.
„Eigentlich hatte ich die Absicht, dich irgendwann anzurufen“, sagte Gabriel. „Ich habe mich gefragt, ob dein Anwalt inzwischen irgendetwas herausgefunden hat über … du weißt schon … die gewisse Nacht.“
Joelle atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Deshalb rufe ich dich ja an“, log sie. „Um dich wissen zu lassen, dass er keinen Beweis für eine Eheschließung gefunden hat. Absolut nichts, auch keine Zeugen. Nun meint er, dass wir wahrscheinlich niemals erfahren, was da wirklich passiert ist.“
„Verstehe.“ Gabriel zögerte kurz. „Hast du irgendeinen Vorschlag, wie wir jetzt weiter vorgehen
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