ROMANA EXKLUSIV BAND 231
ebenso viel wie mir daran, den hässlichen Zwischenfall zu vergessen und wie üblich weiterzumachen.“ Ihr Vater ging energisch zur Tür und wandte sich dort noch einmal um. „Sei morgen um Punkt acht in deinem Büro. Wir haben einen neuen Rechnungsbericht vorgelegt bekommen, um den du dich kümmern musst.“
„Tut mir leid, aber das geht nicht“, erwiderte Joelle.
Vernichtend sah er sie an. „Jetzt reicht es mir, Joelle! Hör auf, dich wie ein verzogenes Kind zu benehmen.“
„Meinst du nicht eher eine alberne Frau?“
„Das auch.“
„Zu deiner Information, Vater: Ich benehme mich weder wie das eine noch das andere. Als Beweis lehne ich dein Angebot, mich wieder einzustellen, hiermit ab. Mir ist klar geworden, dass es höchste Zeit für mich wird, auf eigenen Füßen zu stehen und Erfolg zu haben. Ohne deine Hilfe.“
„Absurd! Das schaffst du niemals“, bemerkte Sylvan Ames erbittert.
Joelle seufzte. „Das wird sich erst zeigen, wenn ich es versuche. Und das werde ich tun. Du verstehst ja sicher meine Beweggründe.“
Mit zusammengekniffenen Augen sah er sie an. „Ohne meine Hilfe wirst du es nicht schaffen.“
„Vielleicht nicht, aber darauf muss ich es ankommen lassen.“
„Du wirst auf die Nase fallen.“ Ihr Vater lächelte schadenfroh. „Komm dann bloß nicht zu mir zurückgekrochen und bettle! Ich würde dir nicht zuhören. Du hattest deine Chance.“ Er stürmte aus der Wohnung und warf krachend die Tür zu.
Tränen stiegen Joelle in die Augen. „Keine Sorge, Vater“, flüsterte sie. „Ich krieche nicht zu Kreuze. Unter gar keinen Umständen.“
Nachdem sie etwas Hühnersuppe aus der Dose aufgewärmt und gegessen hatte, ging sie früh ins Bett und legte sich einen Eisbeutel auf den noch immer schmerzenden Kopf.
Irgendwann schlief sie ein und träumte von Acapulco und Gabriel, und als sie morgens aufwachte, erwartete sie beinah, ihn neben sich im Bett zu finden. Ja, sie wünschte sich, er wäre da. Dann wurde ihr klar, dass sie sich damit nichts Gutes tat, und schwor sich, ihn ein für alle Mal aus dem Gedächtnis zu verbannen.
Es gelang Joelle in den folgenden drei Wochen unglücklicherweise nicht, die Gedanken an Gabriel endgültig zu verdrängen. Zu den seltsamsten Zeiten und unpassendsten Momenten überfielen gewisse Erinnerungen sie, sogar wenn sie Pläne für die Zukunft machte. Zur Ausführung dieser Pläne fehlte ihr jedoch die Energie. Sie war nicht deprimiert oder kränklich, ihr fehlte es nur völlig an Schwung.
Ständig war sie müde. Egal, wie früh sie ins Bett ging, sie schien nie genügend Schlaf zu bekommen. Neuerdings brauchte sie sogar einen kurzen Mittagsschlaf, um bis abends durchzuhalten. Als sie schließlich merkte, dass sich ihr Zustand nicht von allein besserte, nahm sie sich vor, bald zum Arzt zu gehen und sich gründlich untersuchen zu lassen.
Bis sie sich dann endlich aufgerafft und einen Termin ausgemacht hatte, war sie sich sicher, dass ihr ernstlich etwas fehlte. Womöglich hatte sie sich in Acapulco eine Virusinfektion zugezogen, die sich ihr auf den Magen schlug.
Gabriel Lafleur stand auf der Veranda seines großen, alten Hauses, das seine Vorfahren mehr als hundertfünfzig Jahre zuvor erbaut hatten, und trank eine Tasse Kaffee. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, trotzdem hätte er schon auf den Zuckerrohrfeldern sein sollen. Die Arbeiter, die er je nach Bedarf einstellte, schufteten dort bereits.
Anstatt sich ihnen aber schnellstens anzuschließen, lungerte er hier untätig herum wie ein verliebter Narr, der nichts Wichtigeres zu tun hatte, als an eine Frau zu denken. Und das, obwohl jetzt die Zeit im Jahr war, in der das Zuckerrohr gepflanzt wurde und er sich voll und ganz der Arbeit hätte widmen sollen. Der Urlaub in Acapulco lag einige Wochen zurück. Es wird höchste Zeit, Joelle zu vergessen, ermahnte Gabriel sich. Er wollte es ja, mehr als alles andere, aber sein Gefühl ließ sich von seinem gesunden Menschenverstand nichts vorschreiben.
Und das belastete ihn ständig. Er wollte weder an sie denken noch an irgendeine andere Frau. Seine Exfrau hatte ihn hintergangen, und das hatte ihn von der Liebe kuriert. Niemals mehr würde er einer Frau so weit vertrauen, dass er eine Ehe mit ihr in Betracht ziehen könnte. Nicht einmal er war ein solcher Narr!
Und dennoch benahm er sich jetzt wie einer. Joelle Ames war alles andere als die richtige Frau für ihn, und das wusste er. Trotzdem ständig an sie zu denken war geradezu
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