ROMANA EXKLUSIV BAND 231
gequält. „Ich würde aber gern etwas sagen. Das bin ich dir schuldig.“
„Nein, du schuldest mir nichts, Lafleur. Ich bin erwachsen und allein für mich verantwortlich.“
„Irgendwie meine ich, dass alles mein Fehler war. Es tut mir leid.“
„Es ist einfach passiert, okay? Lass uns einen Schlussstrich unter die Angelegenheit ziehen und unserer Wege gehen wie zwei modern denkende Erwachsene, die wir ja auch sind.“
„Ja, wenn du damit leben kannst, ich kann es bestimmt“, erwiderte er. „Nur hast du vorhin ziemlich verstört gewirkt, und ich wollte dir etwas Nettes sagen, damit du dich besser fühlst.“
Joelle seufzte. Sie wusste nicht, ob sie sich ihre Dummheit jemals würde verzeihen können, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als es zu versuchen. „Zu Hause werde ich meinen Anwalt beauftragen, diese Angelegenheit zu überprüfen, damit ich die Sorge los bin“, teilte sie Gabriel mit. „Wenn er echte Beweise für eine Eheschließung findet, gebe ich ihm die Berechtigung, jedwedes Problem zu lösen, das du und ich uns womöglich aufgeladen haben.“
Gabriel nickte. „Eine gute Idee.“ Er ging zum Nachttisch und schrieb etwas auf den dort liegenden Notizblock. „Hier.“ Er riss das Blatt ab und hielt es ihr hin. „Meine Telefonnummer. Nur für den Fall, dass dein Anwalt sich mit mir in Verbindung setzen möchte. Man weiß ja nie.“
Sie zögerte einen Moment, bevor sie das Blatt nahm und in ihre Handtasche steckte. Dann zog Joelle eine ihrer Visitenkarten heraus und reichte sie Gabriel. „Für alle Fälle.“
„Man weiß ja nie“, wiederholte Gabriel.
„Richtig“, stimmte sie zu, seltsam atemlos. „Jetzt sollten wir uns so kurz und schmerzlos wie möglich verabschieden.“
„Das finde ich auch.“
Joelle wandte sich der Tür zu.
„Ach, Ames“, bat Gabriel leise. „Warte noch einen Moment.“
Sie wandte sich ihm wieder zu und zog fragend die Brauen hoch.
„Was meinst du: Haben wir geheiratet oder nicht?“
Die Frage überraschte sie, und ihr fiel zunächst keine Antwort ein. Gleichzeitig wurde ihr klar, dass sie ihn nicht so im Ungewissen lassen durfte. Womöglich befürchtete er, sie könnte eines Tages vor seiner Tür stehen und sich darauf berufen, dass sie verheiratet seien und er ihr etwas schulde. Nein, er war ihr in keiner Weise verpflichtet!
Sie, Joelle, war eine Karrierefrau und widmete sich ganz ihrem Beruf. Sie konnte für sich sorgen, egal, unter welchen Umständen.
„Nein, wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich es nicht“, antwortete sie schließlich.
Er zögerte kurz. „Das ist auch meine Meinung.“
„Auf Wiedersehen, Lafleur“, verabschiedete Joelle sich. „Lass es dir gut gehen.“
„Auf Wiedersehen, Ames. Pass auf dich auf.“
Plötzlich wurde ihr seltsam schwer ums Herz. Sie atmete tief durch und wandte sich um. Rasch verließ sie das Zimmer.
Sie würde Gabriel Lafleur nicht wiedersehen – und obwohl sie es nur ungern zugab, bedauerte sie es ein bisschen.
2. KAPITEL
Abends kam Joelle nach Hause. Vor der Tür ihrer Wohnung, die in einem der oberen Stockwerke eines Hochhauses lag, atmete sie erst einmal tief durch. Dann schloss sie auf und ging hinein. Schon im Flur hörte sie das Telefon im Wohnzimmer klingeln und konnte sich denken, wer anzurufen versuchte. Ihr Vater war wirklich ein sehr hartnäckiger Mensch. Sie war jedoch nicht bereit, mit ihm zu reden. Als Erstes brauchte sie dringend ein, zwei Schmerztabletten und etwas Schlaf, danach war sie vielleicht wieder in der Lage, sich der Welt zu stellen. Für heute hatte sie aber schon genug Sorgen gehabt.
Der Anrufbeantworter schaltete sich ein, und ihre Ahnung wurde bestätigt. Sie hörte die herablassend klingende Stimme ihres Vaters, der ihr, Joelle, befahl, abzuheben und mit ihm zu sprechen. Der Apparat hatte etliche Nachrichten aufgezeichnet, was sie vermuten ließ, dass ihr Vater sie schon seit Tagen zu erreichen versuchte.
Sollte er es doch weiter probieren! Sie würde sich seine Standpauken nicht länger anhören. Oh nein, nicht nachdem er sie vor seiner gesamten Belegschaft gedemütigt hatte. Er hatte es gewagt, sie, Joelle, von einem anderen Angestellten bespitzeln zu lassen, der ihm Berichte über ihre Arbeitsleistung zukommen ließ. Und das, obwohl sie sich stets den Wünschen ihres Vaters gefügt hatte. Nun reichte es ihr! Ab jetzt würde sie ihm nicht mehr gestatten, sie zu manipulieren. Auch als ihr Vater hatte er nicht das Recht, ihr vorzuschreiben, wie sie leben
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