ROMANA EXKLUSIV BAND 231
brannte ein Feuer, das den Raum warm und behaglich machte. Gabriel saß, die Füße auf einem Schemel, in einem großen, altmodischen Schaukelstuhl.
„Ich hoffe, ich störe nicht“, begann Joelle zaghaft.
Gabriel faltete die Zeitung zusammen, die er durchgeblättert hatte, und legte sie sich auf den Schoß. „Nein, das tust du nicht. Setz dich doch, Joelle.“
Sie nahm auf dem Sofa Platz.
Schweigend wartete Gabriel darauf, dass sie ihm erzählte, was sie auf dem Herzen hatte.
„Ich wollte nur wissen, was man hier abends als Zeitvertreib unternimmt, Gabriel.“
Seine braunen Augen funkelten plötzlich schalkhaft. „Das hängt ganz davon ab. Woran hattest du denn gedacht?“
Nein, den Köder würde sie nicht anbeißen! Ihre Frage war ganz unverfänglich gemeint gewesen, und es war unverschämt von Gabriel, ihr etwas anderes zu unterstellen. Sie räusperte sich. „Ich meinte, fährst du jemals in die Stadt ins Kino, oder so?“
Er schüttelte den Kopf. „Nicht oft und um diese Jahreszeit überhaupt nicht. Meistens bin ich abends viel zu müde, um noch etwas zu unternehmen. Tatsächlich gehe ich üblicherweise sehr früh ins Bett.“
„Ach so.“
Ziemlich lang musterte er sie, dann nahm er die Fernbedienung von einem kleinen Tisch neben ihm und schaltete den Fernseher ein, der in einer Ecke des Zimmers stand.
Froh darüber, dass es doch etwas gab, was ihr die leere Zeit vertreiben würde, verschränkte Joelle die Arme vor der Brust und setzte sich so hin, dass sich ihr ein besserer Blick auf den Bildschirm bot. Das Programm war ihr gleichgültig.
„Wahrscheinlich schlafe ich bald ein“, meinte sie. „Das passiert mir meistens, wenn ich fernsehe, vor allem wenn ich dabei liege.“
„Fühl dich ganz wie zu Hause“, antwortete Gabriel und widmete sich wieder der Zeitung.
Joelle lächelte und streckte sich nun lang auf dem Sofa aus. Es war wirklich gemütlich hier im Arbeitszimmer.
Und sie sollte mit ihrer Vorhersage recht behalten. Schon nach fünfzehn Minuten fiel es ihr äußerst schwer, die Augen offen zu halten. Sie schlief allerdings noch nicht, als sie spürte, wie eine Decke über sie gebreitet wurde. Kurz öffnete Joelle die Augen wieder und sah Gabriel über sie gebeugt dastehen. „Danke“, sagte sie halblaut und schloss erneut die Augen.
Dann war ihr, als würde er die Decke fester um sie wickeln und sie auf die Stirn küssen, aber da sie nun beinah eingeschlafen war, dachte sie sich, sie müsse träumen.
Gabriel blieb noch einen Moment stehen und betrachtete Joelle, bevor er sich wieder setzte. Er blickte sie weiterhin eindringlich an und fragte sich, warum ihn diese Frau so faszinierte – so sehr, dass er tatsächlich den Kopf verloren und sie in Mexiko zumindest hatte heiraten wollen. Und das ohne einen vernünftigen Grund!
Sie faszinierte ihn weiterhin, und er fühlte sich zu ihr so magisch hingezogen wie zu noch keiner Frau bisher. Nicht einmal zu seiner früheren Ehefrau. Er gestand es sich nur ungern ein, wie froh er war, dass keine andere als Joelle sein Baby erwartete. Sie war doch beinah noch eine Fremde für ihn! Eigenartig, aber es gefiel ihm irgendwie, wenn sie bei ihm war. So wie jetzt. Ja, es machte ihm sogar Freude, sie beim Schlafen zu beobachten. Es war lächerlich, und es gab keinen einsichtigen Grund für seine Empfindung, aber sie war trotzdem da.
Man braucht keine Gründe für seine Gefühle, sagte eine innere Stimme ihm.
Ja, aber Joelle ist mir nur deswegen wichtig, weil sie mein Kind erwartet, und damit Ende der Diskussion, dachte Gabriel sich.
Joelle bewegte sich, und sein Herz pochte schneller. Sie war überhaupt nicht sein Typ, obwohl sie die verführerischsten Lippen hatte, die er jemals bei einer Frau gesehen hatte. Dass er Joelle jetzt am liebsten ins Schlafzimmer getragen und sie so leidenschaftlich geliebt hätte wie in der einen Nacht in Mexiko, war rein körperlich bedingt. Er war schon immer ein heißblütiger Mann gewesen, und Joelle war schließlich eine sehr attraktive Frau.
Gabriel lehnte sich zurück und stützte die Ellbogen auf die Armlehnen. Das Kinn auf die gefalteten Hände gelegt, beobachtete er jeden von Joelles Atemzügen, bis das Feuer im Kamin heruntergebrannt war und es kühl im Arbeitszimmer wurde. Möglichst leise stand Gabriel auf und hob Joelle vom Sofa hoch, dann trug er sie in den ersten Stock, um sie ins Bett zu bringen. Als er mitten in der oberen Diele war, flammte sein Verlangen nach Joelle wieder lichterloh auf,
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