ROMANA EXKLUSIV BAND 231
die sie gesagt hatte, liebend gern zurücknehmen. Aber sah er denn nicht, dass sie nicht die Egoistin war, für die er sie hielt? Dieser Marsch durch den Dschungel veränderte sie, änderte die Sichtweise, mit der sie das Leben sah. Klärte die Zweifel, die sie seit längerer Zeit über ihr Leben gehabt hatte, und zeigte ihr eine neue Richtung. Sie mit seiner Exfrau zu vergleichen, nur weil sie den gleichen familiären Hintergrund hatte, war einfach ungerecht und lächerlich! Das musste Doyle doch auch einsehen!
Aber warum war es ihr so wichtig, dass er es einsah? Sie hätte aus einer endlosen Reihe von Männern wählen können, Männer, die sie so behandelten, wie sie behandelt werden wollte. Und doch wusste Gabrielle, dass das unwichtig war. Alles, was sie wollte, war, dass diesem Mann klar wurde, wie sehr er sich in seinem Urteil über sie geirrt hatte!
6. KAPITEL
Als die Nacht hereinbrach, hatte sich der Zustand des Jungen erheblich gebessert. Das Fieber war gesunken, und er hatte den ganzen Tag ruhig geschlafen.
Gabrielle hockte neben dem Lager und sah zu, wie die Mutter dem Kleinen die Medizin einflößte. Die Frau lächelte ihr zu, und in den dunklen Augen stand alles zu lesen, was sie fühlte. Gabrielle verstand auch ohne Worte. Zuversichtlich drückte sie der Mutter die Hand, dann sah sie auf, als Doyle zu ihnen trat. Er reichte ihr wortlos die nächste Dosis der zerstoßenen Tabletten, und sie nahm sie wortlos an.
Seit ihrem Zusammenstoß am Morgen hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt. Gabrielle wartete darauf, dass er das Schweigen brach. Es war an ihm, den ersten Schritt zu machen. Wie konnte er es wagen, aufgrund seiner Erfahrung mit einer anderen Frau über sie zu urteilen?
„Er sieht schon viel besser aus. Er wird es schaffen.“
Gabrielle nickte nur, aber sie hörte, dass Doyle wütend etwas in sich hineinmurmelte. Und auf einmal fasste er sie beim Handgelenk und zog sie unsanft hoch.
Gabrielle funkelte ihn wütend an. „Lassen Sie mich los!“, fauchte sie eisig.
Die Mutter des Jungen sah interessiert zu, wie Doyle erst auf den Jungen, dann auf die Mutter schaute und Gabrielle dann ohne Kommentar vor die Hütte zog.
„Was ist jetzt schon wieder?“, verlangte er zu wissen. Dass die kleine Szene die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner geweckt hatte, schien ihn nicht zu stören.
„Ich weiß nicht, was Sie meinen! Für wen halten Sie sich eigentlich, mich hier so herumzuzerren?“ Gabrielle wartete eine Antwort gar nicht erst ab, sondern drehte sich auf dem Absatz um und wollte in die Hütte zurückkehren. Aber sie kam nicht weit.
Doyle griff nach ihrem Arm und schwang sie wieder zu sich herum. „Lassen wir die Spielchen, Süße. Sagen Sie mir, was Sie jetzt schon wieder aufregt.“
„Nichts, was Ihr Verschwinden von diesem Planeten nicht sofort bereinigen könnte! Und ich habe Ihnen schon einmal gesagt, ich bin nicht Ihre Süße! Für Sie bin ich gar nichts, erst recht kein Ersatz für Ihre Exfrau!“
Vielleicht hätte sie sich nicht dazu hinreißen lassen sollen, diese Worte auszusprechen. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Atmosphäre zwischen ihnen so ruhig wie möglich zu halten, schließlich hatten sie noch einen langen Marsch durch den Dschungel vor sich. Aber jetzt war es für solch reuige Überlegungen zu spät. Trotzig warf sie ihr Haar in den Nacken.
„Sie – ein Ersatz für meine Exfrau? Machen Sie sich nicht lächerlich, Gabrielle.“
„Ach, ich bin diejenige, die sich lächerlich macht? Das ist ja wohl die Höhe!“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu. „Sie behaupten, mich in- und auswendig zu kennen, Sie maßen sich ein Urteil über mich an, aufgrund der Erfahrungen, die Sie mit einer anderen Frau gemacht haben, aber ich bin lächerlich, ja? Selbst ein arroganter, eingebildeter und selbstherrlicher Kerl wie Sie müsste merken, wie unsinnig das ist, wenn er auch nur einen Funken Verstand besäße!“
Seine Miene wurde hart, sein ganzer Körper versteifte sich. „Sie sollten sorgfältiger auf Ihre Wortwahl achten, Gabrielle!“
„Warum? Werden Sie mich sonst bestrafen, Doyle? Wie denn? Und wenn Sie mich bestrafen, bestrafen Sie dann nachträglich Ihre Frau? Ich kann mir vorstellen, warum sie Sie verlassen hat! Es muss verdammt schwierig sein, mit jemandem wie Ihnen zu leben!“
Sie hatte sich von ihrer Wut hinreißen lassen, hatte alle Vorsicht in den Wind schießen lassen. Aber sie war nicht die Einzige, die wütend war.
Seine Hände griffen
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