ROMANA EXKLUSIV BAND 231
schließlich irgendwann zu schwanken anfing, trat Gabrielle neben ihn. Als sie ihm das Buschmesser aus der Hand nahm, protestierte er kraftlos, ließ sich aber an der Stelle, wo er stand, zu Boden sinken und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Baumstamm.
Erschreckt kniete Gabrielle sich neben ihn und rüttelte ihn an der Schulter. „Doyle! Sie müssen mir sagen, was mit Ihnen los ist.“
Er öffnete die Augen. „Sturheit“, brachte er hervor und rang sich ein schiefes Lächeln ab, als er ihre verständnislose Miene sah. „Der Schnitt … Die Wunde hat sich entzündet, was sich hätte vermeiden lassen, wenn ich nicht so stur gewesen wäre und von Anfang an etwas dagegen getan hätte.“ Er stöhnte leicht und betrachtete Gabrielle. „Geschieht mir recht, nicht wahr? Das denken Sie doch jetzt, oder?“
Die Wut half ihr, ihrer Angst Herr zu werden. Der Schnitt, vor zwei Tagen nur eine dünne rote Linie, war zu einer hässlichen blauroten Schwellung geworden, die zudem stark eiterte. Als sie eine Hand vorsichtig auf Doyles Arm legte, konnte sie die unnatürliche Hitze unter ihren Fingerspitzen fühlen. Die Wunde musste versorgt werden, und zwar dringend. Aber wie? Sie waren mitten im Dschungel, meilenweit von einer Ansiedlung entfernt, ohne Medikamente …
„Angst, dass Sie wieder Florence Nightingale spielen müssen? Keine Sorge, Sie haben ja selbst schon bemerkt, dass ich ein starker Mann bin.“ Er stützte sich an dem Baumstamm ab und richtete sich schwankend auf. „Ich werde es schon überleben, ohne dass Sie die barmherzige Schwester spielen müssen. Los, wir gehen weiter.“
Sein beißender Ton und sein verächtlicher Blick verletzten sie, aber sie hatte sich geschworen, es sich nicht anmerken zu lassen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach ja? Und wie lange wollen Sie durchhalten? Zehn Minuten? Zwanzig? Früher oder später werden Sie rasten müssen.“
Er hob das Messer auf und wischte die Schneide an seinem Hosenbein ab. „Wir werden sehen.“
Er checkte den Kompass und machte sich dann wieder daran, Äste und Zweige aus dem Weg zu schlagen. Am liebsten hätte Gabrielle ihn angefleht, die für ihn notwendige Rast einzulegen, die Sinnlosigkeit seines Verhaltens einzusehen. Aber sie wusste, das würde bei ihm nur die gegenteilige Reaktion provozieren. Doyle würde genau das tun, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, ohne sich von jemandem dreinreden zu lassen, am allerwenigsten von ihr. Sie konnte nichts anderes tun, als abzuwarten. Aber es war keine angenehme Vorstellung, hier im Dschungel mit einem kranken Mann zusammen zu sein, vor allem mit einem kranken Mann, der jede Hilfe verweigerte.
Letztendlich dauerte es über eine Stunde, bevor Doyle zusammenbrach. Er ging direkt vor ihr ohne einen Laut in die Knie und fiel vornüber. Gabrielle hatte etwas Ähnliches erwartet, trotzdem fuhr ihr der Schreck durch alle Glieder. Sie holte ein paar Mal tief Luft, um sich zu beruhigen, dann kniete sie sich neben Doyle und rollte ihn herum. Sein Gesicht war kreideweiß.
„Doyle? Doyle, hören Sie mich?“ Sie rüttelte ihn, rüttelte stärker, als keine Reaktion kam. Aber auch das half nichts, und Panik schwappte über sie wie eine Welle. Dann schloss sie die Augen und riss sich zusammen. Es half nicht weiter, wenn sie beide nicht mehr klar denken konnten, die Lage war auch so schon ernst genug. Wenn sie doch nur wüsste, was zu tun war!
Als Doyle leise stöhnte, beugte sie sich näher zu ihm heran. „Doyle, können Sie mich hören?“
„Ich …“ Er nickte unmerklich und schluckte. „Die Entzündung … Sie müssen sie aufhalten, bevor sie sich verbreitet. Blutvergiftung …“ Er versuchte sich aufzusetzen, und sie half ihm dabei, sich an einen Baumstamm zu lehnen. Er sah miserabel aus, und sie musste unbedingt von ihm erfahren, was sie tun konnte, bevor er wieder bewusstlos wurde.
„Kommen Sie, Doyle! Doyle, sagen Sie mir, was ich tun muss!“
Die Dringlichkeit in ihrer Stimme brachte ihn dazu, die Augen wieder zu öffnen. Er brachte sogar ein schiefes Lächeln zustande, das ihr im Herzen wehtat. Mit aller Macht kämpfte sie gegen die Tränen an.
„Noch bin ich nicht tot, Gabrielle, und wenn Sie sich zusammennehmen, werde ich auch nicht sterben, zumindest jetzt noch nicht. Ich weiß, für jemanden wie Sie muss es eine Zumutung sein, dass die Dinge nicht so glatt laufen, wie Sie es gewöhnt sind, aber das Leben richtet sich eben nicht immer nach Ihren Vorstellungen.“
Er war
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