ROMANA EXKLUSIV BAND 231
zurückzuführen? Willst du das damit sagen?“ In seiner Stimme schwang ein drohender Unterton mit, aber Gabrielle zwang sich, völlig ruhig und gelassen zu bleiben.
„Genau. Worauf sonst sollte er zurückzuführen sein?“ Sie lachte gekünstelt auf. „Sie bilden sich doch nicht etwa ein, ich hätte mich heillos in Sie verliebt, oder?“
Er lachte ebenso falsch, seine Augen blickten eiskalt. „Nein, an so etwas hatte ich wirklich nicht gedacht. Ich ging eher davon aus, dass es Lust war. Es hatte nichts mit den Umständen zu tun. Es ist doch eigentlich ganz simpel: Du wolltest mich, und ich wollte dich, Gabrielle.“
Sie würde diese Fassade nicht mehr lange aufrechterhalten können. Wie konnte er über diese wunderbare Nacht so kalt und sachlich sprechen? Natürlich hatte sie ihn gewollt, aber es war nicht nur Lust gewesen. Dieses Verlangen war aus der Liebe zu ihm entstanden.
Sie drückte die Hände gegen seine Schultern und sah ihn voller Verachtung an. „Nun, Doyle, ich bin froh, dass Sie es so perfekt umschrieben haben. Sie sind wirklich jeden Penny wert, den man Ihnen zahlt. Sie sind ein Multitalent – Führer, Begleitschutz, Sie treten sogar für den Naturschutz ein. Und jetzt zeigen Sie auch noch Ihre Fähigkeiten als Psychologe.“
„Wenn du eine andere Erklärung hast, dann lass sie hören.“
Sie drehte sich um und ging zum Fenster. Die Aussicht war plötzlich von größtem Interesse für sie. Sie musste sich sammeln, bevor sie sprach. Er war ein intelligenter Mann. Ein falsches Wort, ein falscher Laut, und er würde sofort hellhörig werden. Das durfte nicht passieren, niemals!
„Nun, es gibt keine andere Erklärung. Um ehrlich zu sein, Doyle, würde ich die ganze Sache lieber vergessen. Aber ich nehme an, von Ihnen ist es zu viel verlangt, sich wie ein Gentleman zu verhalten.“ Mit hochgezogener Augenbraue warf sie ihm einen Blick über ihre Schulter zu. „Vielleicht war ich vorhin zu vorschnell, vielleicht ist doch noch ein Bonus für Sie drin. Also, wie viel wird mich Ihre … Ihre Diskretion kosten?“
Für einen Moment sah es so aus, als wolle er sich auf sie stürzen und sie schlagen. Mit wutverzerrtem Gesicht stand er da, zum Sprung bereit. Dann drehte er sich abrupt um und verließ den Raum. Die Tür schloss er genauso leise wie vorhin, als er eingetreten war.
Aber für Gabrielle war es, als wäre die Tür zu ihrem Leben mit einem lauten Knall ins Schloss geworfen worden.
9. KAPITEL
„Liebes, du musst dich schonen!“
„Das werde ich auch, Mum, sobald der heutige Abend vorbei ist. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, mir geht es gut, ich bin kerngesund und …“
„Und im vierten Monat schwanger“, beendete Veronique Marshall den Satz für Gabrielle. Sie seufzte. „Ich weiß, Liebes, werdende Mütter sind nicht krank, sondern schwanger und brauchen nicht wie Invaliden behandelt zu werden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, was ich damals bei dir durchgemacht habe. Allerdings hatte ich deinen Vater an meiner Seite, der darauf geachtet hat, dass ich es nicht übertreibe.“ Sie hielt inne. „Ich werde deinem Großvater nie verzeihen, dass er das zugelassen hat“, brummte sie dann.
Gabrielle legte den Stift ab. „Es ist nicht Großvaters Schuld, dass ich mich verliebt habe. Dieses Kind, das ich unter dem Herzen trage, ist aus Liebe entstanden. Ich bedaure nichts, auch wenn es nicht unbedingt so geplant war.“
„Ich weiß, ich weiß.“ Veronique setzte sich auf das Sofa und schlug die schlanken Beine übereinander. Sie war sechsundvierzig, eine ältere Ausgabe von Gabrielle, schön und elegant. „Ich wünschte nur … Du solltest endlich erlauben, dass wir diesen Mann benachrichtigen.“
„Wozu? Für ihn war es keine Liebe, das habe ich dir doch schon gesagt. Und ich werde mich von euch nicht zu einer Heirat zwingen lassen, nur weil ich ein Kind erwarte. Das Baby ist allein meine Verantwortung.“
Als Gabrielle herausgefunden hatte, dass sie schwanger war, hatte sie zwischen Verzweiflung und Glück geschwankt. Auf der einen Seite schien die Verantwortung sie erdrücken zu wollen, auf der anderen Seite wusste sie, dass sie dieses Kind wollte und es schon jetzt von ganzem Herzen liebte.
„Manchmal frage ich mich, ob du diese Weigerung später nicht bereuen wirst. Wie willst du deinem Kind erklären, wie es gezeugt worden ist? Warum es keinen Vater hat wie seine Freunde?“
Ein Schatten huschte über Gabrielles Gesicht. Sie stand auf und kam um
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