ROMANA EXKLUSIV BAND 231
Bitterkeit verdrängten den Schmerz. „Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben, Doyle. Es ist vorbei. Das gehört wohl zu den Erfahrungen, die man im Leben machen muss.“
„Ist es das?“ Er trat so nahe vor sie, dass sie seine Körperwärme spüren konnte und sein Rasierwasser riechen konnte. Ihr Puls begann zu rasen. „Fällt es dir wirklich so leicht, das einfach abzuschütteln? Ist das alles an dir abgeperlt, ohne Spuren zu hinterlassen?“
Unwillkürlich legte sie die Hand auf ihren Bauch, zwang sich aber sofort dazu, sie wieder fortzunehmen. Doyle schien einen sechsten Sinn zu haben, sie musste ihn nicht auch noch drauf stoßen. Jetzt war es wichtiger denn je, ihm nichts von dem Baby zu sagen. Er würde sich verpflichtet fühlen, Verantwortung zu übernehmen. „Es ist eben passiert, Doyle. Nicht mehr und nicht weniger, völlig sachlich.“
Er kniff die Augen zusammen, seine Lippen wurden zu einem dünnen Strich. „Ah, für die weltgewandte Miss Marshall ist ihre Entjungferung nur eine kleine Episode in ihrem Leben. Das ist genauso, als ginge man zum Zahnarzt, nicht wahr? Man geht, weil man muss, und bringt es besser schnell hinter sich.“ Er lachte verächtlich. „Fällt es dir jetzt leichter, Gabrielle? Jetzt, nachdem du etwas mehr Erfahrung hast? Wenn du schon ins Wasser gesprungen bist, solltest du das Schwimmen auch genießen.“
„Wie kannst du es wagen!“ Entrüstet holte sie aus, doch ihre Hand landete nie auf seiner Wange. Blitzschnell hatte er sie beim Handgelenk gepackt und drehte ihr den Arm hinter den Rücken, sodass sie gegen seine Brust fiel.
„Kannst du die Wahrheit nicht vertragen, Süße? Ich dachte, deine Freunde würden mir danken, dass ich die Vorarbeit geleistet und deine strenge Zurückhaltung ein wenig gelockert habe.“
„Ich habe keine Freunde. Zumindest nicht solche, wie du es meinst.“
„Das kann ich kaum glauben.“
„Dann eben nicht!“
„Du behauptest also allen Ernstes, du hättest seit deiner Rückkehr mit keinem anderen Mann geschlafen?“
„Natürlich nicht!“
„Aha.“ Etwas in seiner Stimme ließ sie sein Gesicht betrachten, auf der Suche nach einer Erklärung für diesen seltsamen Tonfall. War es Genugtuung? Ja, Erleichterung?
Aber dann schalt sie sich. Doyle machte sich nur wieder über sie lustig, wie immer. Sie versuchte ihre Hand freizubekommen. Doyle ließ sie zwar los, doch nur, um den Arm um ihre Taille zu schlingen.
„Und warum nicht, Gabrielle?“
„Ich … Das geht dich nichts an!“ Sie bemühte sich verzweifelt, ihre verräterische Körperreaktion auf Doyles Nähe zu unterdrücken. Warum stellte Doyle diese Fragen?
„Da bin ich allerdings anderer Meinung. Ich denke, ich habe sogar ein berechtigtes Interesse an deinem Liebesleben.“
„Das ist ja lächerlich!“ Sie lachte bitter auf. „Du hast deutlich klargemacht, wie wenig dir an mir liegt!“
Er kniff die Augen zusammen. „Du warst unberührt, Gabrielle, bis zu jener Nacht, in der wir uns liebten. Daran liegt mir, und auch daran, welche Wirkung diese Nacht auf dich gehabt hat.“
Also lief sein ganzes Interesse nur darauf hinaus, dass er sich verantwortlich und schuldig fühlte. Der Hoffnungsfunke erlosch mit einem scharfen Schmerz, aber dieser Schmerz war ihr in den letzten Monaten vertraut geworden. „Was willst du hören, Doyle? Dass diese Nacht ein so weltbewegendes Erlebnis für mich war, dass kein anderer Mann deinen Platz einnehmen kann? Eher ist es so, dass ich, nachdem ich von der Leidenschaft gekostet habe, auch sehr gut ohne sie leben kann!“
„Es hat dir also keinen Spaß gemacht? Es hat dir überhaupt nichts bedeutet?“
Wäre sie nicht so aufgelöst, hätte sie bemerkt, dass seine Stimme hart und drohend klang. Aber er hatte sie verletzt, und jetzt wollte sie ihn verletzen. „Stimmt genau!“
„Entweder lügst du, Süße, oder dein Erinnerungsvermögen lässt nach. Aber es gibt einen einfachen Weg, das herauszufinden.“ Seine Hand streichelte über ihre bloße Schulter und sandte einen elektrisierenden Schauer durch ihren ganzen Körper. Gabrielle versteifte sich, wehrte sich verzweifelt gegen die süße Schwäche, die sie überkam. Vergebens.
„Doyle, nicht. Bitte.“
Ihre Blicke trafen sich, die Zeit schien stillzustehen.
„Warum nicht, Gabrielle? Hasst du mich so sehr, dass du meine Berührung nicht erträgst? Oder erträgst du es nicht, weil du dich so sehr danach sehnst?“
Seine letzten Worte waren der Wahrheit so nah, aber er
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