ROMANA EXKLUSIV BAND 231
gefror ihr das Lächeln auf den Lippen.
Am hinteren Ende des Saales hatte sie einen Mann in der Menge ausgemacht, der sie mit seinen eiskalten silbergrauen Augen unverwandt fixierte. Für einen Augenblick war sie wie erstarrt, dann kam Leben in sie. Nur weg von der Bühne und so schnell wie möglich aus dem Saal hinaus!
Doch so einfach war es nicht. Alle wollten ihr gratulieren, alle wollten mit der Organisatorin dieses wunderbaren Abends ein paar Worte wechseln. Als sich von hinten eine Hand auf ihren Arm legte, brauchte sie sich gar nicht erst umzudrehen. Sie wusste, wer es war.
„Du hast eine Menge erreicht, Gabrielle. In sehr kurzer Zeit.“
Ihr Blick schnellte zu ihm hin, dann wandte sie sofort die Augen wieder ab. Sie befürchtete, dass er in ihnen lesen könnte, was sie fühlte. Dieser alberne innere Jubel, diese unbändige Angst. Wusste er etwa von dem Baby? Hatten ihre Mutter oder ihr Großvater ihm etwas gesagt? Warum war er gekommen?
Sie sah wieder zu ihm hin und wünschte sich, sie könnte etwas aus seiner Miene erraten. Aber alles, was sie denken konnte, war, wie umwerfend gut er aussah. Der schwarze Smoking betonte die breiten Schultern, das blütenweiße Hemd bildete einen scharfen Kontrast zu seinem gebräunten Gesicht. Gabrielle sog seinen Anblick gierig in sich auf, wie ein Verdurstender, dem man Wasser reicht.
„Was ist, Gabrielle? Hast du deine Zunge verschluckt? Von dir ist man ja gar nicht gewöhnt, dass du so schweigsam bist. Überrascht kannst du nicht sein, schließlich hast du mir eine Karte zukommen lassen, damit ich auch ja nichts verpasse.“
Seine tiefe Stimme klang leicht amüsiert, und langsam, ganz langsam, verstand sie den Sinn seiner Worte. „Ich habe dir keine Karte geschickt, Doyle!“
Er warf einen schnellen Blick durch den Saal und bedeutete Gabrielle damit, dass sie mitten auf der Tanzfläche standen, während andere Paare sie im Takt der Musik umkreisten. Daher sträubte sie sich nicht, als er eine Hand an ihren Ellbogen legte und sie ein paar Schritte führte. Erst als ihr klar wurde, dass er sie zum Ausgang schob, versuchte sie sich aus seinem Griff freizumachen. Doch er hielt sie sogleich noch fester. Draußen im Foyer schaute er sich um, öffnete behutsam eine schwere Mahagonitür und schob Gabrielle in den leeren Raum hinein.
„Doyle, was soll das?“ Jetzt endlich konnte sie laut reden! „Du kannst nicht einfach hier hereinplatzen, und alles und jeder muss nach deiner Pfeife tanzen! Würdest du mich jetzt bitte entschuldigen! Ich habe Gäste, um die ich mich kümmern muss.“
Er lehnte sich gegen die Tür, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Ich bin sicher, deine Gäste werden auch zwei Minuten ohne dich auskommen. Und jetzt erklär mir mal, was du damit meinst, du hättest mir keine Karte geschickt?“
„Genau das, was ich gesagt habe. Ich weiß nicht, wer dir eine geschickt hat, aber ich war es nicht!“
„Und das soll ich dir glauben?“
„Mir ist ziemlich egal, was du glaubst! Erklär du mir lieber mal, aus welchem Grund ich dich einladen sollte!“
Er kam einen Schritt auf sie zu und lächelte süffisant, als sie einen Schritt zurück machte. „Damit ich mit eigenen Augen sehen kann, welchen Erfolg du mit deinem Unternehmen hast. Damit ich gezwungen bin zuzugeben, dass ich mich in dir geirrt habe.“
„Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass du jemals deine Meinung über mich ändern würdest, Doyle.“ Sie wandte den Kopf, damit er den Schmerz in ihren Augen nicht sah.
„Nun, vielleicht muss ich aber meine Meinung ändern. Wie ich schon sagte, du hast viel erreicht, Gabrielle. Du hättest einfach zu deinem alten Leben zurückkehren können, aber stattdessen hast du beschlossen, mit dem Marshall-Kapital nicht nur deinen eigenen Spaß zu finanzieren. Also hatte Henry doch recht. Du brauchtest nur etwas Zeit und Abstand, um dein Leben selbst in die Hand zu nehmen.“
„Allerdings bezweifle ich, dass er dabei an die Ablenkung gedacht hat, die ich bei dir gefunden habe.“ Es war ihr unbedacht herausgerutscht, und sie erwartete eine bissige Erwiderung. Stattdessen klang seine Stimme dumpf.
„So war es nie geplant, Gabrielle. Ich weiß, wenn ich es jetzt sage, ändert das nichts an dem, was geschehen ist. Aber es ist die Wahrheit. Ich habe mich deswegen jede Minute schuldig gefühlt.“
Schuldig? Schuldig! Sie liebte ihn, und alles, was er empfand, war ein Schuldgefühl! Zorn und
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