ROMANA EXKLUSIV BAND 231
küsste. „Nun, da du es mir erklärt hast, macht es sogar Sinn.“ Sie schnüffelte leise. „Und du hattest recht, ich hatte selbst schon bemerkt, dass mein Leben leer war, aber … diese Tage im Dschungel haben mich verändert. Mir ist so vieles klar geworden.“
„Das hat Doyle auch schon gesagt.“
„So?“ Sie stand auf und ging im Raum auf und ab. „Um ehrlich zu sein, er scheint keine hohe Meinung von mir zu haben.“
„Das liegt wahrscheinlich daran, was ich ihm von dir erzählt habe. Aber ich glaube, er hat eingesehen, dass du eine starke und sehr fähige Frau bist. Um genau zu sein, er …“ Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach ihn. Das Hausmädchen richtete aus, dass ein Herr in der Halle warte. Henry wandte sich strahlend an Gabrielle. „Das ist der Ingenieur von der Mine. Er will berichten, wie es vorangeht.“
„Du willst also wirklich mit diesem Projekt weitermachen?“
„Aber natürlich, Kindchen!“ Er stand auf. „Wir bestimmen immer selbst über unser Leben. Und wir können wählen, ganz gleich, wie alt wir sind. Jeder ist seines Glückes Schmied.“
Damit eilte er beschwingt zur Tür hinaus, um seinen Besucher zu empfangen. Gabrielle ging zur Hausbar und goss sich ein Glas Tonicwater ein. Sie nahm einen Schluck und dachte dabei über die Worte ihres Großvaters nach. Jeder kann wählen, hatte er gesagt. Aber hatte sie etwa gewählt, einen Mann zu lieben, der sich nichts aus ihr machte? Unsägliche Trauer überkam sie. Sie trank noch einen Schluck, doch das Tonicwater schmeckte jetzt nicht mehr erfrischend, sondern nur noch bitter. Sie stellte das halb volle Glas auf dem Tablett ab und ging zur Tür. Mitten im Raum jedoch erstarrte sie, als Doyle plötzlich eintrat.
Für einen Moment meinte sie, die Welt habe aufgehört, sich zu drehen. Auch Doyle stand still, dann machte er einen weiteren Schritt und schloss leise die Tür hinter sich.
Mit dieser Bewegung setzte die Wirklichkeit wieder ein. Und die Erinnerung kam zurück – wie kalt und kalkulierend Doyle sie getäuscht und betrogen hatte!
„Das kleine Abenteuer hat deinem Aussehen nicht geschadet, Gabrielle.“
Allein beim Klang seiner Stimme ging ihr Puls schneller. Sie griff wieder nach dem Glas, um sich die Aufregung nicht anmerken zu lassen. „Ich nehme das als Kompliment, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es auch als solches gemeint war.“ Sie prostete ihm leicht zu. „Danke, Mr Doyle.“ Sie sah, wie sein Mund schmal wurde, trank und schluckte, auch wenn der Kloß in ihrer Kehle kaum etwas durchlassen wollte. „Und ich kann das Kompliment zurückgeben. Ihnen hat es wohl auch nicht geschadet.“ Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß – das dunkle Haar, das frisch rasierte Kinn, das gebügelte Safarihemd, die saubere Kakihose. Am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und hätte seine Wange berührt, aber sie beherrschte sich. „Aber Sie hatten ja auch einen Vorteil, nicht wahr? Sie wussten, dass es glücklich enden würde.“
Er kam mit großen Schritten auf sie zu. „Stimmt, aber das hat es nicht unbedingt einfacher gemacht, Gabrielle.“
Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass er sich auf etwas anderes als den Dschungelmarsch bezog. Ärger keimte in ihr auf. „Dann sollten Sie vielleicht einen Kurs absolvieren, um Ihre Nerven zu stählen. Stellen Sie sich nur vor, beim nächsten armen reichen Mädchen müssten Sie das Ganze noch einmal durchstehen. Eine erschreckende Vorstellung!“
Er hatte sie in seine Arme gezogen, bevor sie noch wusste, wie ihr geschah. „Und was soll das heißen, Süße?“
„Das können Sie sich aussuchen. Und jetzt lassen Sie mich bitte los! Sie haben Ihr Honorar erhalten, einen weiteren Bonus gibt es nicht.“
Er fluchte derb. Seine Hände lagen auf ihren Schultern und griffen so fest zu, dass es ihr wehtat. Aber eher hätte sie sich die Zunge abgebissen, bevor sie etwas sagte.
„Du lernst es nie, nicht wahr? Du treibst es immer weiter, bis du zu weit gehst.“
„Oh, da irren Sie, Mr Doyle.“ Sie lächelte ihn trügerisch freundlich an. „Sie unterschätzen mich. Ich lerne aus meinen Fehlern, und ich mache nie den gleichen Fehler zweimal.“
„Die gestrige Nacht war ein Fehler?“
„Natürlich.“ Gabrielle warf ihr Haar zurück, sodass es ihr schwer und fließend über die Schulter fiel. „Unter normalen Umständen hätte ich mich nie dazu herabgelassen, aber die Umstände waren eben nicht normal.“
„Dieser sogenannte Fehler ist also auf die Umstände
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