ROMANA EXKLUSIV BAND 231
schaden könnte. Dann würde es ihr vielleicht gelingen, alles mit mehr Distanz zu betrachten.
Sie sah, wie Ruth Jay beim Arm nahm und zur Tanzfläche führte.
„Machst du dir Gedanken darum?“, fragte Lucy, der Beths düsterer Blick nicht entgangen war.
„Nein, nicht im Geringsten“, erwiderte Elizabeth und gab ihrer Stimme einen heiteren Tonfall, der jedoch ein wenig gekünstelt klang.
„Warum, glaubst du, ist er gekommen?“
„Weil du ihn eingeladen hast.“
„Das kann nicht der eigentliche Grund sein. Ich habe das nur so aus Höflichkeit gesagt, aber es war nicht wirklich ernst gemeint. Das ist schon ein komischer Ehemann, der zu der Geburtstagsparty der Frau kommt, von der er sich scheiden lassen will.“
„Jay hat sich niemals darum gekümmert, was die anderen Menschen von ihm halten würden. Vielleicht denkt er, dass wir Freunde bleiben können, und findet es deswegen ganz normal, mir zum Geburtstag zu gratulieren.“
„Vielleicht. Aber ich frage mich trotzdem, was zwischen euch beiden eigentlich vor sich geht. Du hast mir niemals erzählt, warum eure Ehe gescheitert ist.“
Elizabeth zögerte.
„Wenn du es mir nicht erzählen willst, kann ich das verstehen“, betonte ihre Freundin rasch.
„Ich bin darüber hinweg“, erwiderte Elizabeth kopfschüttelnd, doch hörte sie selbst, wie unsicher sie klang. „Ich habe ihn mit seiner Sekretärin erwischt. Die beiden hatten ganz offensichtlich eine Liebesbeziehung miteinander.“
„Ach je! Das tut mir wirklich leid.“ Lucy verzog das Gesicht. „Ich hätte nicht danach fragen sollen.“
Elizabeth zuckte scheinbar gleichgültig mit den Schultern. Doch in Wirklichkeit versetzte die Erinnerung daran, wie sie Lisa Cunningham in Jays Armen überrascht hatte, ihr immer noch einen schmerzhaften Stich.
„Es war niemals eine Liebeshochzeit“, fuhr sie fort. „Und ich kann vor mir selbst bestehen, da ich es war, die Jay verlassen hat. Bis heute ist ihm jedoch nicht klar, dass ich die beiden zusammen gesehen habe und etwas von seiner Untreue weiß.“
„Das Wichtigste dabei ist, dass dein Selbstvertrauen nicht darunter gelitten hat“, sagte Lucy lächelnd. „Du hast ganz richtig gehandelt.“
In diesem Augenblick kam Robert auf sie zu.
„Hey Beth, wie sieht es mit einem Tänzchen aus?“
Sie wollte gerade ablehnen, als sie Jay mit Ruth tanzen sah. Sie hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen, um ihn dicht an sich zu ziehen. Und ihm schien das ganz und gar nicht zu missfallen. Das ist einfach unglaublich, dachte Elizabeth. Er kommt hier zu meiner Party und flirtet dann auch noch ungeniert mit einer anderen Frau.
„Elizabeth?“ Robert schaute sie fragend an.
„Warum nicht?“, erwiderte sie.
Der Abend verlief in heiterer Stimmung. Elizabeth wurde immer wieder zum Tanzen aufgefordert.
„Ich hätte mich heute Nachmittag im Büro beinah verplappert“, sagte Robert lachend. „Du hast so traurig ausgesehen, da wollte ich etwas Nettes sagen. Keine Sorge, wir haben deinen Geburtstag nicht vergessen , lag mir auf der Zunge. Ein Glück, dass ich mich gerade noch zurückhalten konnte.“
Elizabeth gelang es kaum, sich darauf zu konzentrieren, was Robert sagte, da sie Jay an der Bar mit Colin und ihrem Chef diskutieren sah.
„Darf ich dich nächste Woche mal zum Abendessen einladen?“, fragte Robert.
„Ja, das ist eine gute Idee“, antwortete Elizabeth, doch drehten sich alle ihre Gedanken um die Frage, was die drei Männer wohl zu besprechen hätten.
„Robert, ich möchte mich gern setzen“, sagte sie plötzlich und verließ die Tanzfläche, um zur Bar zu gehen. Colin machte einen Hocker frei, als er sie ankommen sah.
„Wirklich ein gelungener Abend“, bemerkte er. „Darf ich dir einen Drink spendieren?“
Sie schaute ihn überrascht an. Colin zeigte sich nur höchst selten von seiner netten Seite. Dabei hatte sie eigentlich schon genug getrunken, doch wäre es unhöflich gewesen, die Einladung auszuschlagen.
Ihr Chef beugte sich leicht zu ihr vor. Er war etwas über fünfzig und sah mit dem grauen Haar sehr vornehm aus.
„Jay hat uns gerade von der Jacht erzählt, die er für das Rennen rund um die Welt baut. Er scheint das Design vollkommen zu revolutionieren.“
„Klingt wirklich interessant“, sagte Elizabeth ohne rechte Überzeugung. John schien der ironische Unterton in ihrer Stimme gar nicht aufgefallen zu sein. Er wandte sich wieder an Jay und fuhr fort:
„Wie schon gesagt, wenn es Sie interessiert, dass wir
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