Romana Exklusiv Band 240
vielleicht?“
„Für mich lieber ein Mineralwasser.“ Sie wollte einen klaren Kopf behalten.
Er zog unmerklich eine Augenbraue hoch, versuchte allerdings nicht, sie umzustimmen.
Mit dem Mineralwasser kam auch ein Glas Weißwein für Cam, ein Korb mit frischem Brot und ein Schälchen mit alioli , Knoblauchmayonnaise, für das Brot.
Liz trank das kühle Wasser und betrachtete die Landschaft. Es war zweifellos netter, hier in der Sonne mit einem interessanten Begleiter zu sitzen, als allein zu Hause zu essen.
„Waren dein Vater und dein Großvater auch Journalisten?“, erkundigte sie sich, da sie sich an seine Erzählung erinnerte und an das, was sie im Internet über ihn gelesen hatte.
Die Frage schien ihn zu amüsieren. „Ganz und gar nicht. Und sie waren über meine Berufswahl nicht gerade begeistert. Ich sollte auch in den auswärtigen Dienst, aber das Schicksal hat anders entschieden. Glaubst du an Vorsehung?“
„Ich weiß nicht. Du?“
„Nein, ich glaube an den Zufall. Es war Zufall, dass ich mit der Familientradition brechen konnte. Das war in Addis Abeba … Es passierte während eines Urlaubs in meiner Collegezeit. Ich war in Äthiopien, als ein Munitionslager in die Luft flog und der Fernsehreporter getötet wurde. Der Kameramann und der Tontechniker standen auf einmal ohne Frontmann da. Ich überredete sie, dass ich für ihren toten Kollegen einspringen könnte. Anfängerglück eben. Die Reportagen, die wir drehten, waren so gut, dass ich gleich nach meinem Abschluss einen Job bekam. Wie hast du angefangen?“
„Als Mädchen für alles im Büro. Dann habe ich mich hochgearbeitet und wurde Redaktionsassistentin im Ressort Handarbeit. Handarbeit ist mein Hobby. Gute Projekte waren rar, und so wurden meine Ideen umgesetzt. Danach wurde ich zur Redakteurin für Handarbeiten befördert. Es wäre vielleicht noch weitergegangen. Aber nach … Es kam der Moment, als mir die zwei täglichen Redaktionssitzungen und das ganze Großstadtgetümmel auf die Nerven gingen. Ich hatte genug von dem nordeuropäischen Winter und dem unbeständigen Sommer.“
„Geht mir genauso. Ich verbringe lieber neun, zehn Monate hier und den Rest in London, New York oder dort, wo ich meine Kontakte pflegen muss. Das …“ Cam verstummte, als der Besitzer zurückkam und ihre Bestellung aufnehmen wollte. Als er ihm erklärte, dass sie sich noch nicht entschieden hätten, zuckte der Besitzer die Schultern und wandte sich neuen Gästen zu.
„Wir sollten uns entscheiden. Was nimmst du?“, fragte Cam.
„Ich nehme einen Salat als Vorspeise und dann das gegrillte Lamm.“
„Du trinkst doch etwas Wein dazu, oder?“
Liz nickte. „Ich liebe Wein. Aber leider vertrage ich ihn nicht so gut wie einige der Briten, die ich hier getroffen habe.“
„Oh, die bechernde Partygesellschaft.“ Er klang abfällig. „Die findet man überall, wo es große ausländische Gemeinden gibt. Die Leute teilen sich in zwei Gruppen. Die einen passen sich der fremden Kultur an, die anderen fühlen sich im Ausland nie ganz wohl. Hast du die ersten fremden Dauergäste von Valdecarrasca, die Drydens, schon getroffen?“
„Ich habe von ihnen gehört, sie aber noch nicht kennengelernt. Er ist Amerikaner, nicht?“
„Todd ist einer dieser kosmopolitischen Amerikaner, der mehr Zeit im Ausland als in den USA verbracht hat. Er war ein hohes Tier in der Ölindustrie, doch mit Mitte vierzig hatte er einen Herzinfarkt und hätte es fast nicht überlebt. Sie beschlossen, ihr Leben zu ändern, und sind nach Spanien gezogen. Leonora entdeckte hier ihre Begabung, heruntergekommene Fincas zu renovieren und sie in exquisite Residenzen für regengebeutelte Auswanderer zu verwandeln.“
„Sie wohnen in dem Haus neben der Kirche, oder?“
„Stimmt. Leonora hat es vor Jahren gekauft. Damals war alles noch günstiger, und das Hinterland war unbeliebt. Ich denke, dass sie dich zu ihrer nächsten Party einladen werden. So begrüßen sie alle Neuankömmlinge. Diejenigen, die den Test bestehen, werden wieder eingeladen. Die anderen nicht. Leonora erträgt keine Idioten und Langweiler.“
„Das hört sich ja sehr ermutigend an“, meinte Liz ironisch.
„Sie ist eine Macherin“, erklärte er. „Sie ist ungeduldig mit Menschen, die es nicht sind. Sie wird von deinem Mut beeindruckt sein, dass du ganz allein hergekommen bist.“
„Das war kein Mut. Das war Verzweiflung“, entgegnete sie betont locker. „Ich musste aus dem täglichen Trott heraus.“
Cam
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