Romana Exklusiv Band 240
sein Lächeln in einen Ausdruck verwandelte, den sie nicht deuten oder beschreiben konnte.
Schließlich ließ Cam ihren Arm los. „Komm zurück, und trink deinen Kaffee. Wir wollten über den Garten sprechen.“
Verwirrt kehrte sie zur Bank zurück und setzte sich. So als wäre nichts passiert, legte er ihr seine Ideen dar. Sie musste sich anstrengen, ihm zuzuhören. Als das Gespräch schließlich zu einem natürlichen Ende kam, stand sie auf und verabschiedete sich. Er machte keine Anstalten, sie zurückzuhalten.
Während sie die Straße zu ihrem Haus hinunterging, traf sie eine Frau, die sie vom Sehen her kannte und die ihr Baby in einer dieser modernen Stepptaschen trug. Der kleine Junge war ein Charmeur mit großen dunklen Augen und einem dichten Haarschopf. Liz streichelte seine zarte Wange, und Traurigkeit stieg in ihr hoch.
Sie riss sich zusammen, bis sie zu Hause war, aber dann stiegen die unterdrückten Gefühle wieder hoch, und sie brach in Tränen aus. Es sah ihr nicht ähnlich, zu weinen. Vielleicht war es eine Reaktion auf das anstrengende Essen mit Cam. Doch hauptsächlich war es der Gedanke, dass es in einigen Jahren für sie zu spät sein würde, eigene Kinder zu bekommen.
Zwei Jahre nach ihrer Hochzeit hatte sie ein Kind gewollt. Duncan hingegen war es nicht wichtig gewesen. Als sie mit fünfundzwanzig einen Test hatte machen lassen, hatte der Arzt ihr versichert, dass sie in der Lage war, Kinder zu bekommen. Auf seine Anregung hin hatte sich auch Duncan einem Test unterzogen. Das Ergebnis war, dass ihnen nur die Möglichkeit der Adoption blieb, was ihr Ehemann aber nicht gewollt hatte.
Liz trocknete sich die Tränen ab und rang um Fassung, als es an der Tür klopfte. Sie glaubte, dass es sich um ihre Nachbarin von gegenüber handelte, die sich um die Post kümmerte, wenn sie nicht da war. Doch als sie die Tür öffnete, stand Cam vor ihr.
„Du hast dein Tuch vergessen“, sagte er und reichte es ihr.
„Oh … danke. Tut mir leid, dass du den ganzen Weg herkommen musstest. Danke vielmals.“ War die Wimperntusche verlaufen? Würde er sehen, dass sie geweint hatte? Nervös schloss sie die Tür.
Auf dem Rückweg wunderte sich Cam, warum Liz geweint hatte. Sie schien keine Heulsuse zu sein. Er war sich sicher, dass es nichts mit ihrem Wutanfall im Garten zu tun hatte. Es bedurfte mehr als das, um sie zum Weinen zu bringen. Als sie gegangen war, war das ja auch schon wieder vergessen gewesen.
Cam erinnerte sich, dass er sie während des Essens nach ihrem Arbeitsleben in England gefragt hatte. Dann war sie allerdings verstummt.
„Aber nach dem Tod meines Mannes …“ hatte sie sicherlich sagen wollen, jedoch das Thema gewechselt. Selbst nach vier Jahren wühlte der Gedanke an ihn sie also immer noch auf.
Cam war noch nie verliebt gewesen, und in seiner Umgebung hatten Ehen selten gehalten. Aber er hatte nicht vergessen, wie verloren sich sein Großvater nach dem Tod seiner Großmutter gefühlt hatte. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was für ein verheerender Schlag der Tod ihres Mannes für Liz gewesen sein musste.
Sie war zu jung und zu hübsch, um allein zu leben. Und obwohl sie deutlich gemacht hatte, dass sie nicht zu haben war, war ihr Körper bereit zum Sex. Auch wenn sie nicht mit jemandem schlafen wollte, der nicht ihr Ehemann werden würde. Das hatte er an ihrer Reaktion gespürt, als er sie am Gehen gehindert hatte.
„Das finde ich nicht lustig“, hatte sie erwidert. Anschließend war allerdings etwas zwischen ihnen aufgeflammt, das er als gegenseitiges Begehren erkannt hatte. Er bezweifelte, dass sie es ebenso empfunden hatte. In vier Jahren der sexuellen Enthaltsamkeit hatte sie vielleicht vergessen, wie stark körperliche Anziehungskraft sein konnte.
Einer der alten griechischen Philosophen – wahrscheinlich Aristoteles – hatte gesagt, dass der Mensch von drei grundlegenden Trieben beherrscht wird: Hunger, Durst und Lust. Liz gehörte zu den Frauen, die der Lust erst dann nachgeben würden, wenn Liebe im Spiel war.
Der Gedanke, dass sie einen Mann begehren könnte, den sie verabscheute, würde sie anwidern. Aber für einige Augenblicke hatte sie ihn, Cam, begehrt. Und er sie. Aber er würde Geschäft und Vergnügen weiterhin trennen. Liz war in ihrer dreifachen Rolle als Gärtnerin, Alicias Kontrolleurin und Webdesignerin zu wichtig für ihn, als dass er es riskieren könnte, eine persönlichere Beziehung zu ihr aufzubauen. Sicherlich würde er es genießen, ihr
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