Romana Exklusiv Band 240
berührten.
Liz warf ihm einen wütenden Blick zu. Sie wollte nicht, dass ihre Beziehung in der Öffentlichkeit missverstanden wurde.
„Das war nicht fair“, erklärte sie verärgert.
Obwohl sie ihm Vorwürfe machte, verspürte sie ein erregendes Prickeln. Fast vergessene Gefühle, die sie vor langen Jahren zuletzt erlebt hatte, stiegen beängstigend schnell wieder in ihr auf. Fast zwanzig Jahre später fand sie noch einmal all die Leidenschaft wieder, all die kaum verstandene Sehnsucht, die sie damals empfunden hatte.
„Das Leben ist nicht fair“, erwiderte Cam und hielt ihre Hand immer noch in seiner gefangen.
„Ladies and Gentlemen, zu Tisch bitte.“ Die durchdringende Stimme ihres Gastgebers löste die Spannung zwischen ihnen.
„Cam, Darling“, ließ sich plötzlich jemand vernehmen, „lange nicht gesehen.“ Eine Frau in einem violetten Top und mit langen Amethyst-Ohrringen begann einen lebhaften Monolog über die Dramen ihres Lebens, sodass Liz ihm endlich ihre Hand entziehen konnte und Cam stehen ließ.
Als das Essen zu Ende war, hatte Liz entschieden, dass sie sich durch ihn nicht aus der Ruhe bringen lassen dürfte. Cam versuchte es ja nur. Er würde nichts erzwingen. Nicht wenn er sie als Gärtnerin und Webdesignerin behalten wollte. Sie musste gelassener werden und ihn wie einen übermütigen Hund zur Räson bringen. Schließlich gab es genügend läufige Hündinnen, die sich ihm anboten. Die Frau, mit der er gerade sprach, war bestimmt schon fünfzig, doch selbst von der anderen Seite des Raumes konnte man erkennen, dass sie liebend gern etwas mit ihm anfangen würde.
Liz zog gerade ihre Lippen im Schlafzimmer ihrer Gastgeber nach, als Mrs Dryden hereinkam. Mit ihrer schlanken, athletischen Figur und dem dichten blonden Haar hätte man sie von hinten für eine junge Frau halten können. Ihre Falten und die Altersflecken auf ihren Händen waren allerdings untrügliche Anzeichen dafür, dass sie Ende sechzig, wenn nicht gar noch älter sein musste. Die falsche Haarfarbe war das einzige künstliche Mittel, mit dem sie dem Alter trotzte. Sie trug eine schlichte schwarze Satinbluse und eine schwarze Hose mit Seidenstreifen an den Nähten.
„Liz, ich habe ein Gartenmagazin für Sie, das Sie bestimmt interessiert. Kommen Sie mit in mein Arbeitszimmer, dort suche ich es für Sie heraus“, bot sie ihr an.
Ihr Arbeitszimmer war in drei Bereiche unterteilt. Auf einem großen Tisch stand eine Nähmaschine. In einer Ecke befand sich eine Staffelei mit einer Leinwand, auf der mit Kohle die Umrisse eines Porträts skizziert waren. Außerdem gab es einen Schreibtisch und daneben ein bequemes Sofa vor einer Regalwand mit Büchern und Zeitschriften.
„Vielleicht haben Sie Gardens Illustrated ja auch schon selbst abonniert?“, meinte Mrs Dryden und schloss die Tür hinter ihnen.
„Nein, noch nicht.“
„Wenn Sie mögen, kann ich Ihnen all meine alten Ausgaben leihen. Vielleicht bekommen Sie da noch ein paar Anregungen für Cams Garten und Ihren eigenen. Setzen Sie sich doch.“
„Sie wissen, wie man sich sinnvoll beschäftigt, Mrs Dryden.“
„Nennen Sie mich Leonora. Ja, das stimmt. Ich habe eher das Problem, Zeit für all meine Hobbys zu finden. Ah, da ist es.“ Mrs Dryden reichte ihr ein Hochglanzmagazin. „Sie tragen ein wunderbares Kleid. Cam hatte erwähnt, dass Sie Beziehungen zu einem Frauenmagazin haben. Waren Sie Moderedakteurin?“
Liz lachte und schüttelte den Kopf. Dann erzählte sie ihr, was sie beruflich machte. „Dieses Kleid habe ich in einem Secondhandladen in Denia gefunden. Wäre es neu gewesen, hätte ich es mir nicht leisten können. Ich verstehe gar nicht, warum die Vorbesitzerin es nicht behalten hat. Ich werde es wohl ewig tragen.“
„Nun, irgendwann wird das nicht mehr gehen“, wandte Mrs Dryden ein. „Dann sollten die Arme besser bedeckt sein. Aber das wird bei Ihnen noch zwanzig Jahre dauern. Manchmal bedauere ich es, dass ich solche Kleider nicht mehr tragen kann. Allerdings konnte ich meine Figur halten, und dafür bin ich dankbar. Sind Sie eigentlich schon mal porträtiert worden?“
„Nicht mehr seit der Grundschule, als wir uns gegenseitig malen mussten“, erklärte Liz amüsiert.
„Ich würde Sie gern in diesem Kleid malen. Haben Sie Zeit dafür? Es würde ein paar Stunden dauern, aber wir könnten es immer in Sitzungen von einer Dreiviertelstunde machen. So lange kann ich mich konzentrieren.“
„Es wäre mir eine Ehre“, sagte
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