Romana Exklusiv Band 240
erkundigte sich Liz.
„Ich will bestimmt nicht wieder so einen Blindgänger wie den letzten. Aber darüber bin ich hinweg, und ich würde es gern noch mal probieren. Das wäre schon nett“, sagte Deborah trocken.
An der höchsten Stelle der Straße, die noch weit unterhalb des Berggipfels lag, begann eine Nebenstraße, die zu einem Leuchtturm auf dem Kap führte. Deborah parkte den Wagen, sie stiegen aus und schlenderten herum.
„Bei dir ist das etwas anderes“, meinte Deborah. „Wenn jemand glücklich verheiratet war und dann seinen Partner durch einen Unfall verliert wie du, dann braucht man länger, um sich davon zu erholen. Meine Ehe begann schon am Ende der Flitterwochen auseinanderzubrechen.“
Liz mochte Deborah, und die Freundschaft war ihr sehr wichtig. Trotzdem wollte sie nicht über ihr Privatleben sprechen. „Vielleicht ist ein langsames Ende viel schmerzhafter als ein plötzlicher Schnitt“, erklärte sie. „Allein zu leben stört mich nicht. Ich bin lieber Single, als den falschen Mann zu heiraten.“
„Ich werde mich nicht mit dir darüber streiten“, verkündete Deborah nachdrücklich. „Ich bin zum Glück nicht nur älter als du, sondern auch klüger. Beim nächsten Mal werde ich mich nicht Hals über Kopf verlieben.“
Später, als sie wieder allein nach Valdecarrasca zurückfuhr, dachte Liz darüber nach, wie schnell man sich ein falsches Bild von anderen Menschen machte, wenn man nicht über alle Einzelheiten Bescheid wusste. Vielleicht sollte sie Deborah eines Tages die ganze Geschichte erzählen. Oder auch nicht. Schlafende Hunde sollte man nicht wecken.
Am Nachmittag vor der Party legte Liz ein Körperpflegeprogramm ein, das mit einem langen, entspannenden Bad begann und mit der Maniküre endete. Ab und zu sah sie aus dem Küchenfenster, ob die Rollläden in La Higuera bereits hochgezogen waren, denn Cam würde auf jeden Fall zu der Party der Drydens kommen. Bei Sonnenuntergang hatte sich immer noch nichts getan. Vielleicht hatte er seine Rückkehr aus wichtigen Gründen verschieben müssen.
Um sechs Uhr rief sie ihre E-Mails ab, hatte aber immer noch keine neue Nachricht erhalten. Um sieben, eine halbe Stunde bevor sie sich umziehen musste, ging sie noch einmal online. Immer noch nichts. Warum sollte er ihr auch Bescheid sagen, wenn er nicht kam? Cam und sie waren Nachbarn und Geschäftspartner, keine engen Freunde. Trotzdem ärgerte sie sich, weil er sich seit dem Abschiedskuss vor drei Wochen nicht mehr gemeldet hatte.
Bevor sie ihr neues Secondhandkleid aus dem Schrank nahm, zog sie einen neuen BH, einen Slip und schwarze Seidenstrümpfe an. Dann schminkte sie sich und brachte ihr frisch gewaschenes Haar zum Glänzen.
Erst zum zweiten Mal zog sie das neue Kleid an. „Du siehst überwältigend aus“, hatte Deborah bemerkt und sie damit bewogen, es zu kaufen. Obwohl es aus zweiter Hand war, war es nicht billig gewesen. Der Ladenbesitzer hatte allerdings erklärt, dass es von einem deutschen Topdesigner stammte, der für elegante Geschäftskleidung und glamouröse Abendkleider berühmt war.
Vorsichtig öffnete Liz den Reißverschluss, raffte den zarten Stoff zusammen und ließ ihn über Kopf und Körper gleiten. Die kühle Seide umschmeichelte ihre Figur. Als sie sich im schmalen Spiegel betrachtete, wusste sie, dass sie Aufsehen erregen würde. Das hatte sie noch nie getan.
Die Kirchturmuhr schlug acht, als Liz die Eingangstür abschloss und mit ihrem roten Umhangtuch um die Schultern zu den Drydens ging.
Zur selben Zeit stand Cam in seinem Sportcoupé an der Mautstelle der Autobahnausfahrt nach Valdecarrasca. Es war ein langer Tag gewesen. Da er viel um die Ohren hatte und müde war, hatte er eigentlich keine Lust auf Leonoras Stehparty. Doch er wusste, dass sie Liz eingeladen hatte, und fühlte sich verpflichtet, wenigstens vorbeizuschauen. Immerhin war er der einzige Mensch, den sie dort kennen würde. Die Partys der Drydens konnten manchmal eine Tortur für schüchterne oder reservierte Gäste sein, und Leonora würde zu beschäftigt sein, um sich um den Neuzugang zu kümmern.
Es war fast halb neun, als er die Garagentür schloss. Er wollte noch duschen und sich rasieren. Aber dafür brauchte er nie lange. Um Punkt neun verließ er sein Haus.
Die Haustür der Drydens stand offen, und er klingelte nicht, um niemanden zu stören. Er nahm seinen Kaschmirschal ab und warf ihn auf einen dunklen Eichenstuhl in der Empfangshalle. Dann ging er die Treppe zum Wohnzimmer
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