Romana Exklusiv Band 240
Blick auf die Berge und das glitzernde Mittelmeer.
Während ihrer Abwesenheit hatte sie keine E-Mails von Cam erhalten und konnte eine gewisse Enttäuschung nicht verhehlen. Sie hatte sich in London extra einen Laptop gekauft, um auch dort jederzeit ihre Mails abrufen zu können. Jetzt war er sicher wieder unterwegs, wie er angekündigt hatte. Doch selbst wenn er nicht da war, freute sie sich auf seinen Garten. Ihre Reise hatte ihr eines gezeigt: Das Dorf war ihr Zuhause. Alle Zweifel über ihre Entscheidung, hier Wurzeln zu schlagen, waren verflogen.
In dem metallenen Briefkasten neben ihrer Eingangstür lag nur ein Brief. Auf dem Umschlag fehlte die Briefmarke. In unbekannter Handschrift war nur „Mrs Harris“ und „durch Boten“ darauf geschrieben.
Liz stopfte ihn in ihre Jackentasche, schloss die Tür auf und hievte den mit Büchern gefüllten Koffer über die Schwelle. Anschließend öffnete sie die Fensterläden, um Licht hereinzulassen. Erst in diesem Moment entdeckte sie ein Päckchen auf dem Tisch, das bei ihrer Abfahrt noch nicht dagestanden hatte. Für einen Moment war sie überrascht und fragte sich, wie es wohl dahin gekommen sein konnte. Doch dann erinnerte sie sich an den Ersatzschlüssel, den sie in Alicante hatte anfertigen lassen und Cam gegeben hatte.
Sie riss das braune Papier auf und packte einen Margarinebecher aus, der sich allerdings sonderbar schwer anfühlte. Darin war in Seidenpapier ein Objekt eingeschlagen, das sie schon immer an den Eingangstüren der eleganten spanischen Stadthäuser bewundert hatte.
Der Messingtürklopfer in Form einer Frauenhand war offensichtlich antik und keine der billigen Imitationen, die sie manchmal auf dem Markt gesehen hatte. Vielleicht stammte dieser von einem alten Haus, das abgerissen worden war. Cam hätte ihr nichts Schöneres schenken können.
Auf die Rückseite des Türklopfers war ein Kärtchen geklebt:
Hoffentlich gefällt er Dir. Wenn ja, dann bringe ich ihn Dir gleich nach meiner Rückkehr an. Herzlich willkommen zu Hause. Cam
Kaum hatte sie das gelesen, konnte sie seine Rückkehr nicht mehr erwarten.
Kurz darauf ging Liz in einem der kleinen Krämerläden im Dorf einkaufen. Erst nach ihrer Rückkehr fiel ihr wieder der Brief ein, der noch ungelesen in ihrer Jackentasche steckte. Sie zog ihn heraus und riss den Umschlag auf. Der Brief war mit der Maschine getippt, aber Anrede und Unterschrift waren ebenso elegant von Hand geschrieben wie ihr Name auf dem Umschlag.
Liebe Liz (Sie erlauben doch?),
Cam hat uns erzählt, wie hervorragend Sie sich um seinen Garten kümmern. Ich bin ebenfalls eine begeisterte Gärtnerin. Wir geben nächsten Samstag eine Party für unsere Freunde, und wir würden uns freuen, Sie dabei begrüßen zu können. Büfett und Abendessen. Elegante Kleidung erwünscht. 20 Uhr. Wenn Sie verhindert sind, geben Sie mir bitte Bescheid. Hoffentlich haben Sie Zeit.
Leonora Dryden
Am nächsten Morgen warf Liz ein Kärtchen mit ihrer Zusage in den Briefkasten der Drydens. Den Rest des Tages überlegte sie, was sie zu dieser Gelegenheit anziehen sollte.
Schließlich erzählte ihr Deborah von einem neuen Laden in Denia, in dem die reichen Auswanderer aus den Küstenstädten ihre getragenen Abendkleider verkauften.
„Warum fahren wir da nicht zusammen hin?“, schlug sie vor. „Nach dem Einkauf können wir ja etwas essen gehen.“
Der Ausflug wurde ein voller Erfolg. Sie verließen den Laden beide mit großen Tüten. Sie gingen in einem Restaurant direkt am Meer essen. „Lass uns einen anderen Weg zurückfahren“, schlug Deborah anschließend vor. „Wir nehmen die Bergstraße. Du warst doch noch nicht auf dem Montgo, oder? Man hat einen herrlichen Blick von dort oben auf das Meer.“
Der Berg Montgo war einer der charakteristischen Punkte an der Küste. Liz hatte angenommen, dass nur ein Weg vom Hinterland auf die Spitze führen würde. Dass auch eine gewundene Straße hinaufführte, die Denia mit dem kleinen Nachbarhafen Jávea verband, war ihr aber neu. Sie fragte sich, ob Cam davon wusste. Sie musste immer öfter an ihn denken. Und außerdem hatte sie sich ein verführerisches Kleid gekauft, das eigentlich gar nicht zu ihr passte.
„Vielleicht triffst du ja einen interessanten Mann auf dieser Party“, spekulierte Deborah, als sie die engen Haarnadelkurven hinauffuhren. „Mir sind in dieser Gegend allerdings noch keine akzeptablen Singles begegnet.“
„Willst du noch mal einen Mann in deinem Leben?“,
Weitere Kostenlose Bücher