Romana Exklusiv Band 240
lehnte er sich an die Wand und sah Milly an. Ihr silberblondes Haar war zerzaust, und in den Schuhen mit den lächerlich hohen Absätzen konnte sie kaum noch laufen. Ihr Unbehagen war so offensichtlich, dass ihm ein Stich durchs Herz ging. Er wunderte sich über die Schuldgefühle, die ihn plötzlich überkamen. Tat er das Richtige?
Wenn er ihr sagte, dass er wisse, wer sie sei, würde er sie in Verlegenheit bringen. Und das wollte er nicht. Er wollte sie nicht verletzen und nicht verwirren. Aber weshalb hatte er auf einmal das dringende Bedürfnis, sie zu beschützen? Am Ende werde ich noch so etwas wie ein Softi, dachte er leicht belustigt und wechselte die Stellung.
Es muss sein, sagte er sich dann energisch, als die Tür beinah geräuschlos aufglitt und sie das Wohnzimmer der eleganten Suite betraten, die ausschließlich für ihn reserviert war.
Die Absätze von Millys Schuhen sanken tief in den grünen Teppich, der den Boden des großen Raumes bedeckte. Einige Sessel standen um einen niedrigen Marmortisch herum, und der Raum war insgesamt geschmackvoll mit antiken Möbeln eingerichtet.
„Diese Suite wird nur von mir benutzt“, stellte er kühl fest. Er musste sich sehr beherrschen, Milly nicht in die Arme zu nehmen und zu küssen. Zu gern hätte er gewusst, ob sie wieder so leidenschaftlich reagierte wie an jenem unvergesslichen Morgen am Strand. „Zuweilen stelle ich sie guten Geschäftsfreunden und wichtigen Kunden zur Verfügung.“
Hatte er Jilly auch mit hierher gebracht? Hatte er die Affäre vor seiner Großmutter und dem Personal in der Villa geheim halten wollen? Aber in dem Moment fiel Milly ein, wie dumm diese Gedanken waren, denn er hielt sie ja für Jilly. Offenbar war ihre Schwester noch nie hier gewesen, sonst hätte er ihr jetzt nichts erklärt.
Dieses lächerliche und unwürdige Spiel musste beendet werden. Milly nahm ihren ganzen Mut zusammen, blickte Cesare an und wollte es hinter sich bringen. Dazu kam sie jedoch nicht.
„Ich habe etwas für dich.“ Beinah liebevoll sah er sie an und führte sie ins Schlafzimmer. Sein verführerisches Lächeln ließ sie vergessen, was sie hatte sagen wollen. „Das ist für dich.“ Er wies auf die vielen Geschenkkartons, die auf dem breiten Bett lagen. „Als Ersatz für die Sachen, die du mir zuliebe auf der Insel zurückgelassen hast, weil ich es so eilig hatte, nach Hause zu meiner Großmutter zurückzufliegen. Hoffentlich gefallen sie dir. Ich habe dich der Direktrice in der Boutique genau beschrieben und versucht rüberzubringen, was zu dir passt und was nicht.“
Milly wurde zornig. Glaubte er etwa, er müsse sie neu einkleiden, nur weil sie beinahe mit ihm geschlafen hätte? Sie konnte sich gut vorstellen, was er gekauft hatte: verführerische Dessous, Miniröcke, durchsichtige Tops und andere Outfits, die seine Fantasie anregten.
Er legte ihr die Hand auf den Rücken und wollte sie zum Bett schieben. Aber Milly blieb stehen. „Das kann ich nicht annehmen“, entgegnete sie. Weil sie nicht undankbar erscheinen wollte und er ihr oder eigentlich Jilly offenbar einen Gefallen hatte tun wollen, fügte sie hinzu: „Es ist nett von dir, doch ich kann es wirklich nicht annehmen.“ Dann atmete sie tief durch und stieß unvermittelt hervor: „Ich bin nicht Jilly, sondern ihre Zwillingsschwester. Es tut mir leid, dass ich dich getäuscht habe, ich hatte jedoch gute Gründe dafür.“ So, endlich hatte sie es geschafft.
Cesare war so erleichtert, dass er zunächst kein Wort herausbrachte. Vieles hatte darauf hingedeutet, dass Milly die Situation, in die sie sich gebracht hatte, immer unerträglicher fand. Vielleicht hatte ihre Schwester sie ja wirklich zu diesem Rollentausch gezwungen. Jedenfalls hatte sie endlich den Mut gehabt, ihm die Wahrheit zu sagen, was er bewundernswert fand. Oder empfand er für sie mehr als nur Bewunderung? Rasch verdrängte er den Gedanken.
Milly war sehr blass. Sie hatte den Kopf gesenkt und wirkte so angespannt, als erwartete sie einen Zornesausbruch. Dann musste er sie schnell eines Besseren belehren. Sanft legte er ihr den Finger unters Kinn und zwang sie, ihn anzublicken.
Sie errötete, und ihr wurde ganz schwindlig.
„Das weiß ich, Milly“, erwiderte er nachsichtig. „Als wir in der Villa eintrafen, nachdem ich dich in England gezwungen hatte, mich zu begleiten, hatte ich erste Zweifel. Und an dem Morgen, als wir auf die Insel flogen, erhielt ich einen Anruf, der meinen Verdacht bestätigte. Du bist
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