Romana Exklusiv Band 240
Jilly Lees Zwillingsschwester Milly.“
„Oh!“ Ihr Herz fing an zu rasen, und sie bekam weiche Knie. „Warum hast du nie …?“
„Du meinst, warum ich nichts gesagt habe?“ Er legte ihr den Arm um die Taille und führte sie zum Sofa. Sie ließ sich darauf sinken, und man sah ihr an, dass sie am liebsten im Erdboden versunken wäre. „Mehrere Male hatte ich mir vorgenommen, dich mit der Wahrheit zu konfrontieren, aber immer passierte irgendetwas, was mich davon abhielt.“ Er setzte sich neben sie und fuhr lächelnd fort: „Im Nachhinein bin ich froh darüber. Wenn ich dir gesagt hätte, was ich wusste, hätte ich nie herausgefunden, dass du ganz anders bist als deine Schwester.“
„Das verstehe ich nicht“, erwiderte sie. Cesare saß so dicht neben ihr, dass sie den herben Duft seines Aftershaves wahrnahm. Es machte sie ganz nervös. Von seiner Nähe fühlte sie sich wie betäubt.
Als sie leise aufstöhnte, erhob er sich und verließ den Raum. Milly wusste nicht, ob sie froh sein sollte, dass der befürchtete Zornesausbruch ausgeblieben war, oder ob sie sich gedemütigt fühlen sollte, weil er die ganze Zeit gewusst hatte, wer sie war. Insgeheim hatte er sich wahrscheinlich totgelacht über ihre sinnlosen Versuche, Jilly zu imitieren.
Wenige Sekunden später kam er zurück und reichte ihr ein Glas, ehe er sich wieder neben sie setzte. „Trink den Brandy, den brauchst du jetzt. Du stehst unter Schock, glaube ich.“
Er hört sich so verdammt selbstgefällig an, dachte Milly. Sie stürzte die Flüssigkeit hinunter, die ihr wie Feuer in der Kehle brannte, und brachte ärgerlich hervor: „Du hast es die ganze Zeit gewusst, insgeheim über mich gelacht und mir dabei zugeschaut, wie ich mich lächerlich gemacht habe. Ich hasse dich!“
„Nein, das tust du nicht“, entgegnete er so ruhig, dass sie sich noch mehr ärgerte, und nahm ihr das leere Glas aus der Hand. „Heiterkeit hast du ganz bestimmt nicht in mir ausgelöst, dafür aber einige andere Gefühle. Zugegeben, zuerst war ich schrecklich wütend, als mein Verdacht bestätigt wurde. Doch dann interessierte mich, warum du in die Rolle deiner Zwillingsschwester geschlüpft bist, obwohl ihr so verschieden seid.“
„Wir sind nicht wirklich verschieden“, widersprach sie. Der Alkohol fing an zu wirken und machte sie leichtsinnig. „Nur unsere Frisuren sind verschieden, das ist alles. Jilly würde das lange Haar nie abschneiden lassen, aber das konntest du nicht wissen.“
„Äußerlich seid ihr euch zum Verwechseln ähnlich, das stimmt. Das Äußere ist jedoch nicht wichtig, es kommt nur auf die geistig-seelischen Eigenschaften an. Und in der Hinsicht bist du völlig anders als deine Schwester.“ Er umfasste ihr erhitztes Gesicht mit beiden Händen. „Jilly ist hart und egoistisch. Sie manipuliert die Menschen und bietet ihren Charme auf, wenn er für sie nützlich ist. Um zu bekommen, was sie haben will, kokettiert sie mit ihren weiblichen Reizen. Und das finde ich abstoßend.“
Mit den Daumen streichelte er Millys Wangen. Ihr stockte der Atem, und als er fortfuhr, vergaß sie alles, was sie zur Verteidigung ihrer Schwester hatte vorbringen wollen. „Du bist wunderschön, sanft, herzlich und liebevoll. Außerdem zögerst du nicht, deine Meinung zu sagen, wenn du glaubst, jemandem sei Unrecht geschehen – so wie du mir völlig zu Recht Vorhaltungen gemacht hast, als ich meiner Großmutter gegenüber zu hart war. Das finde ich bewundernswert. Da seid ihr völlig verschieden, du und deine Schwester.“
Es war herrlich, seine Hände zu spüren. Hitze durchflutete sie, und ihre Brustspitzen richteten sich auf. Milly hätte ihn am liebsten umarmt, sich an ihn geschmiegt und ihn geküsst. Sie durfte jedoch nicht vergessen, dass er nur nett zu ihr war, weil sie soeben hatte erfahren müssen, wie lächerlich sie sich gemacht hatte. Wenn sie ihm jetzt zeigte, wie sehr sie ihn begehrte, würde sie sich nur noch lächerlicher machen.
Schließlich zog er die Hände zurück und stand auf. „Es muss sehr schwierig für dich gewesen sein. Komm.“ Er nahm ihre Hand und zog Milly hoch. „Du kannst duschen, dann ziehst du dir etwas anderes an, was besser zu dir passt, und wir gehen essen. Dabei kannst du mir erzählen, warum du dich als deine Schwester ausgegeben hast.“
Es gefiel ihr, wie er ihre Hand in seine nahm. Obwohl sie sich über ihre Schwäche ärgerte, ließ sie sich von Cesare zum Bett führen. „Such dir etwas aus“, schlug er vor.
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