Romana Exklusiv Band 240
die über sehr hohe Beträge ausgestellt waren. Den Rest der Geschichte kennst du.“
Milly schloss sekundenlang die Augen, um die Tränen zu unterdrücken. Sie war verwirrt, alle möglichen Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Sie hatte gekämpft und an Jillys Unschuld geglaubt. Aber sie musste akzeptieren, dass Cesare nicht gelogen hatte, denn dafür hatte er gar keinen Grund.
Sie musste endlich damit aufhören, alles zu beschönigen, was Jilly machte, und sie so sehen, wie sie wirklich war. Durch Jillys Leichtsinn hatte ihre Mutter das Haus, das sie liebte, und alle Ersparnisse verloren. Dann hatte ihre Schwester versprochen, alles zurückzuzahlen, aber nichts war geschehen. Schließlich hatte sie gar nichts mehr von sich hören lassen, als wären ihr die Angehörigen völlig egal. Es hatte Jilly offenbar nicht gestört, dass ihre Mutter und ihre Schwester sehr bescheiden in einer kleinen, schäbigen Mietwohnung leben und den Schuldenberg zurückzahlen mussten, den sie zu verantworten hatte. Sie hatte sich um nichts mehr gekümmert.
Wie sehr hatte sie immer betont, sie könne jeden Mann haben, den sie haben wolle. Doch Cesare hatte sie nicht bekommen. Und das fand Milly ausgesprochen erfreulich.
Mit dem Daumen wischte er ihr eine einzelne Träne weg, die ihr über die Wange lief, während Milly von allen möglichen Emotionen ergriffen wurde, die sie nicht einordnen konnte. Aber sie waren echt und sehr stark.
„Es tut mir leid, dass ich dich so sehr aus der Fassung gebracht habe, Liebes. Doch ich musste es dir sagen. Das war ich mir schuldig.“
Er war es sich schuldig? Was bedeutete das? Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Als er auf einmal vor ihr stand, sie hochzog und in die Arme nahm, wehrte sie sich nicht.
„Du hast deine Schwester immer für ehrlich und anständig gehalten und ihr nichts Schlechtes zugetraut“, stellte Cesare fest. Er war stolz darauf, dass es ihm gelang, sich zu beherrschen und Milly nicht zu küssen. Aber er musste ihr Zeit lassen, mit allem zurechtzukommen, was sie soeben über ihre Schwester erfahren hatte.
„Ja, das stimmt.“ Sie sah Cesare in die Augen. „Sie war immer die Stärkere von uns beiden, charakterlich, meine ich.“
Jilly ist herrschsüchtig und dominant, das heißt jedoch nicht, dass sie charakterlich gefestigter ist, dachte er.
„Sie hat mir als Kind und auch als Teenager sehr geholfen, und ich konnte mich immer an sie wenden, wenn ich Probleme mit anderen Kindern hatte“, fuhr Milly fort.
Ja, auf die Art hat sie sichergestellt, dass Milly immer abhängiger von ihr wurde und sie immer mehr Macht über sie hatte, sagte Cesare sich. Jilly war überaus egoistisch und hatte bei allem, was sie tat, Hintergedanken, dessen war er sich sicher. Seine Hände schienen ein Eigenleben zu führen, jedenfalls ertappte er sich plötzlich dabei, dass er Millys Rücken streichelte.
„Sie konnte sich unserem Vater gegenüber am besten von uns allen behaupten“, erzählte Milly ruhig. „Er war so etwas wie ein Kontrollfreak, und auch ihr gelang es nicht immer, ihren Willen durchzusetzen. Unsere Mutter hingegen konnte sie um den kleinen Finger wickeln, bei ihr durfte Jilly sich alles erlauben.“ Und das hat am Ende dazu geführt, dass unsere Mutter sich von Jilly finanziell hat ruinieren lassen, fügte Milly insgeheim hinzu. Zorn erfasste sie, als sie sich daran erinnerte, wie sehr sie und ihre Mutter hatten sparen müssen, um die Miete zu bezahlen, und wie wenig sie zum Leben gehabt hatten.
Und so als schämte sie sich wegen dieses Gedankens, gab sie leise zu: „Als du erschienen bist und mit einer Anzeige gedroht hast, beschloss ich, alles zu tun, um ihr zu helfen. Glaub mir, egal was sie gemacht hat, das Band zwischen Zwillingen ist sehr stark.“
Das mag sein, doch in diesem Fall ist es eine sehr einseitige Bindung, korrigierte Cesare sie insgeheim. „Früher oder später werden wir sie finden, und ich werde sie nicht anzeigen, wenn dir das lieber ist“, versprach er. „Aber ich werde ihr einen solchen Schrecken einjagen, dass sie nie wieder wagt, jemanden zu betrügen.“
Milly war sehr erleichtert und schloss sekundenlang die Augen. Dass Cesare sein Wort halten würde, bezweifelte sie nicht. Vielleicht war Jilly allzu sorglos im Umgang mit dem Geld anderer und zu sorglos, wenn es darum ging, den Kontakt mit ihrer Familie zu halten, doch eine Betrügerin war sie nicht. Sie musste sehr verzweifelt gewesen sein, um Filomenas Unterschrift zu fälschen und
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