Romana Exklusiv Band 240
ersten Blick wirkte das Anwesen wie ein Paradies. Alte Zypressen spendeten Schatten vor der Sonne, am Feigenbaum hingen reife Früchte. Blumen blühten in verschwenderischer Fülle und leuchtenden Farben. Nur die Familie, die hier lebte, passte nicht in dieses Idyll: Francesca dachte einzig daran, wie sie heimlich um die Häuser ziehen konnte, und Pasquale als Tugendwächter unternahm alles, genau dies zu verhindern. Sogar gelogen hatte Suzanna schon und auf Pasquales Frage nach Discobesuchen behauptet, daran habe Francesca kein Interesse. Bloß weil sie sich der Freundin gegenüber verpflichtet fühlte! Obwohl, richtig überzeugt, dass er ihr geglaubt hatte, war sie nicht. Ihr verlegenes Erröten hatte er auf jeden Fall bemerkt und mit mahnendem Stirnrunzeln kommentiert.
Signor Caliandro bekam sie selten zu sehen. Falten prägten sein markantes Gesicht, das schwarze Haar war von silbergrauen Strähnen durchzogen. Dennoch wirkte er überaus attraktiv. Er arbeitete viel und erschien auch zum Abendessen selten zu Hause. Meistens war sie mit Francesca allein, da Pasquales Adressbuch voll mit Telefonnummern geheimnisvoller Verehrerinnen war, die täglich ausgeführt werden wollten. Und Signora Caliandro hatte sie überhaupt noch nicht kennengelernt. Wie Francesca gesagt hatte, weilte sie in Paris.
Heute war nicht einmal Francesca daheim, denn sie besuchte ihre Patentante am anderen Ende der Stadt. Als völlig Fremde hatte Suzanna das Wiedersehen nicht stören wollen und war nicht mitgekommen, obwohl die Freundin sie dazu eingeladen hatte. Bis vorhin hatte sie sogar angenommen, ganz allein in dem luxuriös großen Haus zu sein, da Pasquale sich beim Frühstück nicht hatte blicken lassen. Und jetzt war er auch schon wieder verschwunden …
Sie stöhnte entnervt auf. Hatte sie sich nicht vorgenommen, nicht mehr an ihn zu denken? Am besten, sie schwamm eine Runde.
Die Wassertemperatur erwies sich als ziemlich angenehm, und wie befreit genoss sie die klare Frische, tauchte bis auf den Grund, bis sie einen stechenden Schmerz in ihrer Wade verspürte. Höllisch weh tat er und ließ nicht nach. In ihrer Panik versuchte sie zu schreien, schluckte aber nur Wasser. Sie ruderte hilflos mit den Armen in der Luft und hatte das Gefühl, ihr Kopf würde platzen. Zum Glück geschah es nicht, denn starke Arme umschlangen ihre Taille. Reflexartig wehrte Suzanna sich. Doch die Arme umfingen sie wie eiserne Fesseln und zogen sie an die Oberfläche, wo sie atemlos nach Luft schnappte.
Unfähig, sich zu rühren, starrte sie perplex direkt in Pasquales dunkle Augen, die den ihren verstörend nah waren und in denen ein Ausdruck lag, der ihr einen Schauer der Erregung über den Rücken rieseln ließ.
„ Dio!“ , schnaubte Pasquale und zog sie zum Beckenrand. Dann kletterte er hinaus, hievte sie nach oben und trug sie auf den weichen Rasen.
„Alles in Ordnung?“ Er tastete sie ab wie ein besorgter Arzt.
Sie nickte stumm. Wenn er nicht gewesen wäre, dachte sie und bemerkte verlegen sein nasses Seidenhemd, das an seiner breiten Männerbrust klebte wie eine zweite Haut. Seine nicht weniger triefende Hose schmiegte sich eng um seine muskulösen Schenkel.
„Ich … Angst … ertrinken“, stotterte sie und sah vollkommen elend aus. Ihre Zähne klapperten, und sie zitterte. Aber nicht nur, weil sie fror, sondern auch, weil seine Nähe sie überwältigte.
„Du bist doch nicht verletzt, oder?“
Suzanna rang sich ein Lächeln ab. „Nein, nur ein Wadenkrampf.“
„Du frierst ja. Hast du wirklich keine Schmerzen? Soll ich einen Arzt rufen?“
Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals. Die ungewohnte Aufmerksamkeit Pasquales, der sie vor dem Ertrinken gerettet hatte, und dessen Sorge offensichtlich echt war, rührte sie so, dass sie in Tränen ausbrach. Seit dem Tod ihres Vaters war ihr das nicht mehr passiert.
Sofort zog Pasquale sie wieder in seine Arme und streichelte ihr über den Kopf. „Nicht weinen, bella mia , nicht mehr weinen.“
Dann hob er sie auf und trug sie auf seinen Armen zum Haus. Als ihre Blicke sich trafen, entdeckte Suzanna für den Bruchteil einer Sekunde wieder etwas in seinen Augen, das sie verwirrte, ihr aber auch das Gefühl gab, im siebten Himmel zu sein. Doch schnell wich dieser Ausdruck wieder der betont ärztlichen Besorgnis.
„Bin ich nicht zu schwer für dich?“, fragte sie verlegen, als er sie die Treppe hinauf in ihr Zimmer trug.
„Mach dir mal darum keine Sorgen“, antwortete er schroff. Fast
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