Romana Exklusiv Band 240
verlieren. Vor zwei Jahren ist mein Vater gestorben.“
„Ja, Francesca hat es mir erzählt.“ Pasquale nickte. „Er starb bei einem Autounfall, oder?“
Suzanna schluckte. Bei jedem anderen hätte sie die Frage als zu persönlich empfunden. Zu Pasquale aber fühlte sie in diesem Moment eine tiefe Nähe.
„Vorhin, im Pool, als du geschrien hast“, sagte er und räusperte sich, „da hast du in Todesangst nach deinem Vater gerufen, oder?“
Im ersten Moment war sie sprachlos. „Wie … woher … weißt du das?“
„In Extremsituationen ruft man oft nach den Menschen, die einem am nächsten stehen. Das ist nur natürlich.“ Er lächelte aufmunternd. „Aber jetzt lass uns das Thema wechseln. Wenn du deinen Kaffee getrunken hast, würde ich dich gern zum Essen einladen. Das heißt, wenn du nichts dagegen hast?“
„Zum Essen? Jetzt?“ Ihr Puls raste. Mit dieser Frisur und ungeschminkt?
Pasquale grinste. „Ich gebe zu, der Wunsch ist nicht ganz uneigennützig. Erstens habe ich Hunger, und zweitens gehe ich, wie jeder italienische Mann, lieber mit einer schönen jungen Dame zum Essen als allein.“
Seine Einladung konnte Suzanna unmöglich ablehnen. Auch wenn es ihr nicht entgangen war, dass er ausdrücklich von einer jungen Dame gesprochen hatte. Egal. Sie würde mit ihm an einem Tisch sitzen, ihm in die Augen sehen und …
Kurz darauf fand sie sich in einem zauberhaften Restaurant wieder. In der Küche waren begnadete Köche am Werk und bereiteten ein exzellentes Mahl. Pasquale sprühte vor Charme und Witz, und mehrmals beneidete Suzanna ihn um seine Weltgewandtheit und wünschte, sich genauso ungezwungen benehmen zu können wie er. Der einzige Wermutstropfen bei der ganzen Sache war, dass er seine Gunst nicht ausschließlich für sie reserviert hatte. Mindestens drei ausgesprochen attraktive Frauen hatten ihn begrüßt, besitzergreifend ihre Hand auf seine Schulter gelegt und unverhohlen mit ihm geflirtet. War die Welt nicht ungerecht? Konnten diese Personen nicht hässliche Falten haben oder mit ihren lächerlich hohen Stilettos stolpern?
Es war schon nach drei, als sie zurückfuhren und Suzanna eine wohlige Wärme in sich spürte. Ob sie vielleicht auch am Nachmittag etwas gemeinsam unternehmen würden, wollte sie Pasquale gerade fragen, als er vor dem Haus hielt.
„Leider muss ich noch mal weg. Aber du kennst dich ja hier aus“, erklärte er, stieg aus und ging um den Wagen herum, um ihr die Tür aufzuhalten.
Suzanna versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. „Bist du zum Abendessen wieder da?“
„Sicher nicht. Aber Francesca wird bestimmt zurück sein von ihrer Patentante.“Als er sie verließ, fühlte Suzanna sich, als hätte man ihr den Wind aus den Segeln genommen. Und sie fürchtete, dass ihr der Tag noch lang werden würde.
Tatsächlich schien die Zeit kaum vergehen zu wollen. Zuerst versuchte sie, im Garten einen Brief an ihre Mutter zu schreiben, ging dann aber ins Haus, als ein böiger Wind aufkam und sie in der Ferne Donnergrollen hörte.
Allein in der großen Villa kam sie sich verloren vor und sehnte Francescas Rückkehr herbei. Als diese um sechs anrief, um ihr mitzuteilen, dass sie wegen des aufziehenden Unwetters lieber bei der Patentante übernachten wolle, sank Suzannas Stimmung vollends auf den Nullpunkt.
Da sie ihre eigene Lektüre bereits ausgelesen hatte, sah sie sich in der Bibliothek der Familie um. Bei der reichhaltigen Auswahl britischer und amerikanischer Literatur wurde sie schnell fündig, borgte sich ihrer Stimmung entsprechend einen romantischen Liebesroman und ging nach oben.
Draußen brauten sich immer mehr dunkle Wolken zusammen, und als unvermittelt ein Blitz ihr Zimmer erhellte, raste ihr Puls. Je heftiger der Sturm wurde, desto unruhiger wurde auch sie. Gemocht hatte sie Gewitter noch nie. Und in dieser fremden Umgebung, in der sie auf sich allein gestellt war, kam sie noch weniger damit zurecht. Instinktiv hielt sie sich bei jedem neuen Donnerkrachen die Ohren zu.
Um sich wenigstens etwas zu beruhigen, überprüfte sie, ob alle Fenster und Türen geschlossen waren, und verkroch sich mit ihrem Roman im Bett, als erster Regen gegen die Scheiben peitschte.
Gelang es ihr, ein paar Zeilen zu lesen, beruhigte sich ihr Herzschlag, doch nur um beim nächsten Donner wieder zu rasen. Am liebsten hätte sie sich wie ein kleines Mädchen unter der Bettdecke verkrochen.
Als nach einem Blitz auch noch sämtliche Lichter erloschen, war es
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