Romana Extra Band 1
aufzudecken.
Mark nahm zwei Stufen auf einmal. Das Gefühl des Versagens drohte ihn zu überwältigen. Das Ganze war einfach unglaublich. Er war über Weihnachten und zum Jahreswechsel bei seinen Eltern gewesen. Seine Mutter hatte insgesamt so positiv gewirkt wie schon lange nicht mehr. Sie kam mit ihrer Autobiografie voran, ihre Wohltätigkeitsarbeit lief erfolgreich und seine Schwester Cassie würde ihr in ein paar Monaten das dritte Enkelkind schenken.
Warum hatte sie keinem in der Familie von der geplanten Schönheitsoperation erzählt? Sie hatte doch in der Vergangenheit nichts von derartigen Eingriffen wissen wollen. Warum also jetzt?
Mark atmete schwer und verlangsamte seinen Schritt. Er wollte das Zimmer seiner Mutter nicht keuchend betreten, selbst wenn sie nach dem Schlaganfall im Koma lag.
Er öffnete die Tür zum Treppenhaus. Zumindest hatte sich seine Mutter für eine Klinik entschieden, die dafür bekannt war, ihre Patienten bestens vor neugierigen Leuten zu schützen. Hier hatten Paparazzi keine Chance. Die Außenwelt würde nichts über den Zustand seiner Mutter erfahren. Auch würde nirgendwo ein Foto erscheinen, das zeigte, wie sie am Tropf hing.
Lexi packte noch ihre Reisetasche, als eine junge Schwester den Kopf zur Tür hereinsteckte. „Sie haben noch mehr Besuch, Miss Sloane“, sagte sie lächelnd. „Ihr Vater und Ihr Cousin sind gerade gekommen, um Sie abzuholen. Sie werden gleich hier sein.“
„Danke.“
Warum wollte ihr Vater sie nach all den Jahren sehen? Geistesabwesend verstaute Lexi die letzten Sachen in der Tasche und zog den Reißverschluss zu. Als sie ihr Gepäck schließlich nahe der Tür abstellte, stutzte sie plötzlich. Hatte die Krankenschwester nicht etwas von einem Cousin gesagt? Seit wann hatte sie einen Cousin? War das möglicherweise die nächste Überraschung, die ihr Vater für sie bereithielt? Sie hatte ihrer Mutter versprochen, ihm eine Chance zu geben. Genau das würde sie tun. Egal, wie weh es tat.
Lexi trat hinaus auf den Flur, um ihren Vater zu begrüßen. Sie hatte ihn als Kind so sehr geliebt. Doch dann hatte er ihre Mum und sie verlassen, als sie ihn am meisten brauchten. Wenn er glaubte, sie würde sich in seine Arme werfen, irrte er sich gewaltig. Aber sie konnte höflich sein und sich um ihrer Mutter willen bei ihm bedanken. Wenn nur ihr Herz nicht so heftig klopfen würde.
Sie blickte sich um, doch im Empfangsbereich stand nur ein jüngerer Mann, der zwei Schwestern irgendwelche Papiere zeigte. Von ihrem Vater war weit und breit nichts zu sehen. Natürlich würde es ein wenig dauern, durch den Sicherheitscheck im Erdgeschoss zu kommen und mit dem Lift in den ersten Stock zu fahren.
Lexi wollte schon umkehren, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung in einem der anderen Zimmer wahrnahm, dessen Tür halb geöffnet war. Sie schaute genauer hin und glaubte, ihren Vater zu erkennen.
Ja, er war es. Mario Collazo war noch immer schlank und attraktiv, und die grauen Schläfen ließen ihn interessant wirken. Er hockte in der Nähe des Fensters und hielt eine kleine Digitalkamera in der Hand.
Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht. Lexi näherte sich leise der Tür, um herauszufinden, was hier vor sich ging. Im Bett lag eine Frau mit langen dunklen Haaren und einem blassen Gesicht. Allem Anschein nach schlief sie tief und fest. Sie hing an einem Tropf und war an Monitore angeschlossen.
Lexi war entsetzt. „Oh, nein. Dad, bitte nicht“, stieß sie kaum hörbar hervor.
Aber ihr Vater hatte sie trotzdem gehört. Er drehte den Kopf und sah sie erstaunt an. Einen Moment lang spiegelten sich Erschrecken, Bedauern und Zerknirschung in seinem Gesicht, doch dann lächelte er.
Lexi konnte es nicht glauben. Mario Collazo hatte sich als Promi-Fotograf einen Namen gemacht. Sie ahnte sofort, was er mit einer Kamera in diesem Zimmer tat. Wahrscheinlich hatte er eine berühmte Persönlichkeit hierher verfolgt.
Wenn sie richtig lag, war er nicht ihretwegen hergekommen. Dann hatte er ihre warmherzige Mutter angelogen und sich trickreich Zutritt zu dieser exklusiven Klinik verschafft. Schließlich würde keiner der Sicherheitsleute den Vater einer Patientin abweisen.
Sie kam ihr zwar irgendwie bekannt vor, doch Lexi hatte keine Ahnung, wer die Patientin in dem Bett war. Es spielte zwar keine Rolle, doch die Frau verdiente es, unbehelligt zu bleiben. Bittere Tränen stiegen in Lexi auf. Sie musste fort von hier. Sie würde ihre Mutter holen und schnellstens mit
Weitere Kostenlose Bücher