Romana Extra Band 1
Dingen ist er schrecklich altmodisch. Aber auch deshalb liebe ich ihn so sehr. Du, ich muss jetzt los. Wir wollen uns ein paar Kirchen anschauen“, erklärte ihre Mutter, als Lexi bei der ersten Zufahrt abbremste, die sie bislang gesehen hatte.
„Ich glaube, ich bin auch endlich am Ziel.“
„Na, prima. Melde dich, sobald du zurück in London bist. Ich will alles über deinen geheimnisvollen Klienten hören. Bis bald, mein Schatz.“
Bevor Lexi etwas erwidern konnte, hatte ihre Mutter bereits aufgelegt. Auf einem großen Stein konnte Lexi die Worte „Villa Ares“ entziffern. Ja, diesen Namen hatte die Sekretärin der Agentur ihr vor fünf Stunden durchgegeben, als sie am Flughafen von Korfu gerade auf ihr Gepäck wartete.
Langsam lenkte sie das Mietauto über den Kiesweg, der zu einem großen, zweigeschossigen Haus führte. Sie fuhr um die wunderschöne weiße Villa herum, hielt schließlich an und nahm das Headset ab.
Lexi lehnte sich in den Sitz zurück und ließ die herrliche Umgebung mit dem mediterranen Flair auf sich wirken. Sie atmete den Duft von Orangenblüten ein, der in der Luft lag, und hörte das Vogelgezwitscher aus den Olivenhainen. Ansonsten war alles ruhig. Und von dem Prominenten, der jemanden zum Hafen hätte schicken sollen, um sie abzuholen, war weit und breit nichts zu sehen.
„Willkommen auf Paxos“, sagte sie zu sich selbst und stieg aus dem Wagen. In den fünf Jahren, in denen sie jetzt als Ghostwriterin arbeitete, war sie zum ersten Mal in so geheimer Mission unterwegs. Ihrer Agentur war sogar von dem Verleger, der den Auftrag erteilt hatte, untersagt worden, Informationen über den Autor an sie weiterzugeben. Dessen Identität sollte sie erst vor Ort erfahren.
Seit sie in Hongkong angerufen worden war, hatte sie immer wieder überlegt, um welche berühmte Persönlichkeit es sich handeln könnte. Ihr waren einige Popstars eingefallen, die gerade eine Reha hinter sich hatten. Oder war es vielleicht der Filmschauspieler, der kürzlich eine Wohltätigkeitsorganisation gegründet hatte, um den Kinderhandel zu bekämpfen?
Lexi holte die große rote Ledertasche aus dem Auto und verschloss die Tür. Dann schob sie die Sonnenbrille zurecht und ging auf die imposante Villa zu.
Wie sehr sie ihren Job liebte. Sie wurde dafür bezahlt, an den faszinierendsten Orten der Welt interessante Leute kennenzulernen und über deren Leben zu schreiben. Das Beste war allerdings etwas völlig anderes: Sie konnte jede Sekunde, die sie im Flugzeug verbrachte oder in Studios wartete, für das nutzen, was sie wirklich wollte. Geschichten für Kinder schreiben!
Wenn sie noch einige so lukrative Aufträge wie diesen erledigte, würde sie sich endlich eine Auszeit nehmen und sich ganz auf ihr eigenes Projekt konzentrieren können. Doch jetzt galt es erst einmal, herauszufinden, mit wem sie die nächste Woche verbringen würde, und warum man ein solches Geheimnis um das Buch machte.
Mark drehte sich auf dem gepolsterten Liegestuhl auf den Rücken und blinzelte. Dann gähnte er herzhaft und reckte die Arme in die Höhe. Er hatte nicht einschlafen wollen. Aber nach seinen Schlafproblemen in jüngster Zeit hatte sein Körper offenbar sein Recht gefordert.
Langsam setzte Mark sich auf und massierte seine Schläfen. Leider linderte es die Kopfschmerzen nicht, die zweifellos Ausdruck für das Chaos waren, das in ihm herrschte.
Nach Paxos zu fliegen, schien eine gute Idee zu sein. In der Vergangenheit hatte sich die Villa für die Familie immer als Zuflucht erwiesen. Hier waren sie vor den Paparazzi sicher gewesen, hatten sich entspannen und sie selbst sein können. Doch sogar dieser Ort konnte ihm jetzt nicht die Ruhe schenken, die er dringend brauchte.
In den letzten vier Tagen hatte er sich intensiv mit der Biografie seiner Mutter beschäftigt, und diese Auseinandersetzung hatte ihn sehr aufgewühlt. Ihre Schönheit und ihr Talent berührten ihn. Doch zugleich war er auch traurig und bedauerte, dass er zu ihren Lebzeiten zu viele Gelegenheiten hatte verstreichen lassen, mit ihr zusammen zu sein. Er dachte daran, was er hätte tun und sagen können, damit sie sich gegen die Operation entschieden hätte.
Nun war es zu spät, und es war möglicherweise zu früh gewesen, herzukommen. Er hatte es immer genossen, dass die Villa so abgeschieden lag. Aber jetzt erinnerte sie ihn hauptsächlich an glücklichere Tage, und er fühlte sich hier einsam. Seine Schwester Cassie hatte recht. Fünf Monate reichten nicht,
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