Romana Extra Band 1
Manor große Segelschiffe gebaut worden. Die Bäume dieses Anwesens hatten jahrhundertelang zu einer schlagkräftigen königlichen Flotte beigetragen.
Belmont Manor, dein Erbe, wofür du jetzt den Preis bezahlst, dachte er und verließ seinen schattigen Platz. Er ging den breiten Weg entlang und auf das imposante Herrenhaus im Elisabethanischen Stil zu.
Der rechte Teil des E-förmigen Gebäudes war mit Efeu berankt, und der gelbbraune Kalkstein auf der anderen Seite schimmerte in der Spätnachmittagssonne besonders warm, als wollte er jeden Besucher herzlich willkommen heißen.
Fast vierhundertfünfzig Jahre war das nun schon der Stammsitz der Familie, und in all der Zeit hatte sich hier nicht viel verändert. Seine Vorfahren waren viel zu sehr mit anderem beschäftigt gewesen. Entweder hatten sie für ihr Land gekämpft oder sie waren in London bei Gericht gewesen.
Gemächlich setzte er auf der von Eichen gesäumten Auffahrt einen Fuß vor den anderen. Selbst wenn sich sein Blick auf die Dinge seit seiner Reise nach Paxos vor knapp zweieinhalb Monaten geändert hatte, beeindruckte ihn das altehrwürdige Gemäuer immer noch. Und es war sein Zuhause.
Hier hatte er die ersten zehn Jahre seines Lebens verbracht, bevor er dann ein Internat besucht hatte. Aber auch während der Schulzeit war er an den meisten Wochenenden und in den Ferien hier gewesen.
Er hatte Belmont Manor als selbstverständlich betrachtet – wie so vieles in seinem Leben. Zum Beispiel seine Eltern, die ihn hier immer willkommen heißen würden. Seinen Bruder, der den Titel und das Haus erben würde und all die Verpflichtungen, die damit verbunden waren. Und natürlich, dass er als Zweitgeborener über sein Leben frei entscheiden konnte.
So war es früher gewesen. Doch jetzt nicht mehr. Aber es war an der Zeit, das eine oder andere zu verändern.
Mark betrat die mit Holz und Stein gestaltete Eingangshalle und lachte leise. Was Lexi wohl zu der Ritterrüstung in der Ecke sagen würde?
Als er den mit Eichenholz vertäfelten Flur entlangging, der zum Arbeitszimmer seines Vaters führte, war ihm nicht mehr zum Lachen zumute. Egal, wohin er sah, irgendetwas erinnerte ihn immer an seine Mutter. Die chinesische Vase. Das Porträt aus der Tudorzeit. Die Gobelinstickereien.
Seine Mutter war nicht nur eine begabte Schauspielerin gewesen, sondern auch eine talentierte Innendekorateurin. Sie hatte aus dem einst düsteren Familienstammsitz im Lauf der Zeit ein einladendes, gemütliches Zuhause gemacht.
Belmont Manor gab auf wunderbare Weise Zeugnis ab vom Leben und Wirken seiner Mutter. Was er durch Lexi zu sehen gelernt hatte. Überhaupt hatte sie ihm geholfen, vieles in seinem Leben in einem neuen Licht zu betrachten.
Eigentlich hätte er heute nicht persönlich hier zu sein brauchen. Er hätte einfach anrufen können. Aber das wäre feige gewesen, und dieses Verhalten hatte er auf Paxos abgelegt.
Mark hob das Kinn und nahm die Schultern zurück, während er auf die halb geöffnete Tür des Arbeitszimmers zuging. Er stieß sie weit auf und erblickte seinen Vater, der in seinem Ledersessel saß.
Charles Belmont wandte sofort den Kopf und winkte ihn herein. Er hatte sich inzwischen einigermaßen von der letzten Chemotherapie erholt. Jetzt ähnelte er wieder dem Mann, der er einst gewesen war: ein großer Unternehmer und eine Führungspersönlichkeit.
„Mark, mein Junge. Schön, dich zu sehen. Komm, und schau dir das an. Die Vorausexemplare der Biografie deiner Mutter sind heute Vormittag eingetroffen. Die Drucker haben einen halbwegs anständigen Job gemacht.“
Mark nahm die gebundene Ausgabe, die sein Vater ihm entgegenhielt.
„Die Auswahl der Fotos ist ausgezeichnet. Ich hätte keine Besseren aussuchen können. Du hast hervorragende Arbeit geleistet, Mark. Wirklich bemerkenswert.“
Mark beobachtete überrascht, dass sein Vater die Fingerknöchel gegen die Nase drückte, um seine Rührung zu verbergen. Es war ihm noch nie aufgefallen, und er selbst tat das Gleiche. Wie merkwürdig.
Er senkte den Blick auf das Buch und gab vor, den Einband genau zu betrachten. Passend zum Titel der Biografie zeigte das Cover seine Mutter, wie sie auf dem Dorffest Kuchen verkaufte. Den Schnappschuss, den er von ihr gemacht hatte und auf dem sie so glücklich aussah.
„Vielen Dank, Vater. Aber die Auswahl der Bilder ist nicht allein mein Verdienst. Lexi Sloane hat maßgeblichen Anteil daran und auch das Foto für das Cover ausgesucht. Sie hat gesagt, dass
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