Romana Extra Band 1
geworden, dass ich mit meiner Familie über die wichtigen Dinge in meinem Leben reden muss. Eine seltsame Vorstellung. Aber ich gewöhne mich allmählich an den Gedanken, und es könnte funktionieren. Und natürlich gibt es noch einen letzten Grund, wieso ich dir als einziger Schriftstellerin anbiete, meinen Zufluchtsort für Autoren zu testen.“
Lexi atmete langsam aus, als er seine Fingerspitzen über ihre Wange und den Hals gleiten ließ. „Warum?“, fragte sie kaum hörbar und es klang fast, als hätte sie Angst vor seiner Antwort.
„Ich bekomme nicht jeden Tag die Gelegenheit dazu, einer Frau einen Traum zu erfüllen. Außerdem möchte ich meinen Neffen gern irgendwann deine Geschichten vorlesen. Lässt du mich in dein Leben, damit ich dir helfen kann, deinen Traum zu verwirklichen?“
Plötzlich wurde ihr alles zu viel. Sie versuchte zu begreifen, was er gerade gesagt hatte. Er wollte, dass sie ihn in ihr Leben ließ? Er wollte ihr helfen, ihren Traum zu verwirklichen, weil sie ihm etwas bedeutete?
Lexi blickte in die Ferne. Sie betrachtete den rotgolden gefärbten Horizont und ließ ihrer Fantasie freien Lauf. Sie könnte den ganzen Tag lang in einem schönen Haus im Wald schreiben. Zudem könnte sie mit Mark zusammen sein. Sie würden das Leben miteinander teilen, und ihre Träume und Hoffnungen für die Zukunft.
Die Zukunft? Sei nicht albern! Wem wollte sie etwas vormachen? Mark und sie hatten keine gemeinsame Zukunft. Lexi sah nach unten, umfasste seine Rechte mit beiden Händen und schaffte es, den Aufruhr in ihrem Innern so weit zu kontrollieren, dass sie sprechen konnte.
„Es ist ein wunderbares Angebot, und ich würde mich dort bestimmt wahnsinnig wohlfühlen. Aber wie du weißt, muss ich als Ghostwriterin arbeiten, um meine Rechnungen zu bezahlen. Ich kann dein großzügiges Angebot nicht annehmen.“
Mark verschränkte seine Finger mit ihren. Dann hob er eine ihrer Hände an seine Lippen und küsste zärtlich die Knöchel. „Kürzlich habe ich gehört, dass Autoren von zu Hause aus arbeiten und recht erfolgreich sein können. Du bist so talentiert, Lexi … und wirst es packen. Das weiß ich.“
Das Herz wurde ihr unerträglich schwer, als sie ihn anschaute und erkannte, dass er es ernst meinte. Er glaubte an sie. „Das würdest du tun? Du würdest dich damit arrangieren, dass ich dort bin? Bei meinen nervigen Angewohnheiten?“
„Wenn ich mit dir zusammen sein kann? Ohne zu zögern!“
Was er gesagt hatte, hallte in ihrem Kopf wider. Ihr Körper und ihre Seele wurden von der großen Freude und tiefen Liebe erfüllt, die aus seinen Worten sprachen. Sie zwang sich, in seine Augen zu sehen. Was sie darin las, raubte ihr den Atem und löschte jeden Zweifel aus. Denn er blickte sie mit einer glühenden Leidenschaft an, die sie zu verbrennen schien.
„Du bist ganz still geworden. Das finde ich beunruhigend“, scherzte er.
„Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, Mark. Das ist alles so neu und beängstigend. Ich muss versuchen zu begreifen, was los ist, und es irgendwie ordnen.“
„Ich kann dir sagen, was los ist. Du bedeutest mir sehr viel. Mehr, als ich je für möglich gehalten hätte. Niemals hätte ich gedacht, dass jemand die Mauer um mein Herz durchdringen könnte.“ Mark nahm ihre Hände und presste sie gegen seine Brust. „Ich habe Jahre benötigt, um mir diese Schutzschicht zuzulegen. Aber ich habe sie gebraucht, damit mir niemand mehr wehtun und das Herz brechen konnte. Doch dann bist du in mein Leben getreten, das oberflächlich betrachtet so erfolgreich ist, und hast mich angelächelt. Seither hat es mir nicht mehr gehört. Auch wenn es etwas gedauert hat, bis mir das klar geworden ist.“
Mark sah die Angst, die sich in ihren Augen spiegelte. Er schwieg einen Moment, bevor er lächelnd mit gesenkter Stimme fortfuhr: „Du hast von meinem Herzen, meiner Seele und meinem Verstand Besitz ergriffen und bist zu einem Teil von mir geworden. Und du empfindest ebenso. Also bitte versuch erst gar nicht, es zu leugnen. Denn ich fühle es, ich erkenne es in deinen Augen.“
Plötzlich konnte Lexi es nicht mehr ertragen, ihn anzublicken und ihm zu sagen, was sie sagen musste. Es war zu schmerzlich. Sie stand auf und ging zu der Mauer.
Nach dem sie ein paarmal tief durchgeatmet hatte, sah sie nach unten, wo sich die Wellen an den Felsen brachen. Sie konnte in Marks Arme sinken und sich mit ihm in den Ozean des Lebens stürzen. Er würde sie festhalten und nicht untergehen
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