Romana Extra Band 1
ganze Gelände gründlich von Müll zu befreien und die Nebengebäude zu entmisten. Soll ich jemanden auftreiben, der all diesen Kram noch einmal durchsieht, bevor sie anfangen?“, fragte sie mit einer abschätzigen Handbewegung in Richtung des Stallgebäudes. „Falls doch irgendwo eine kostbare chinesische Vase in einer alten Kiste schlummert?“
„Nicht nötig“, erwiderte er, „Cranbrook hatte genügend Experten, die alles durchkämmt haben, um noch einen eventuell verborgenen Schatz zu finden.“
Einen Schatz, der Sir Robert vor dem drohenden Bankrott hätte retten können und ihn davor bewahrt hätte, ausgerechnet an Hal verkaufen zu müssen.
Dieser Gedanke gefiel Hal genauso gut wie die Tatsache, dass Sir Robert genau wusste, wer für jeden angenehmen, ihm verbleibenden Augenblick bezahlte, nämlich der Sohn, den er nie hatte haben wollen und dem er die Anerkennung verweigert hatte. Das war seine süßeste Rache.
„Ich brauche einen Frontlader. Der öffentliche Fußweg am Ufer des Cran ist unterspült worden und könnte abrutschen. Ein Teil des Abraums könnte vorläufig als Damm aufgeschüttet werden. Es soll niemand zu Schaden kommen.“
„Fantastisch“, sagte sie. „Erklären Sie mir noch einmal, warum Sie dieses Landgut gekauft haben?“
„Im Cran gibt es wunderbare Forellen. Ich möchte dort angeln“, antwortete er.
Ihre hochgezogenen Augenbrauen verrieten, dass sie von seiner Erklärung nicht überzeugt war, doch sie meinte nur: „Aber nicht heute, denn um vierzehn Uhr dreißig haben Sie eine Vorstandssitzung.“
„Ich habe Angus angerufen und ihn gebeten, für mich einzuspringen.“ Sie zog die Augenbrauen noch ein bisschen höher. „Er kann alles für mich regeln. Im Moment werde ich hier gebraucht.“
„Mit anderen Worten: Sie wollen sich lieber mit Ihrem teuren neuen Spielzeug beschäftigen.“
„Jeder braucht ein Hobby.“
„Es wäre billiger gewesen, einen Angelplatz an einem Forellenbach zu pachten“, sagte sie trocken. „Außerdem dachte ich, Sie wollten alles den Experten überlassen.“
„Wir sind hier auf dem Land. Da geht das nicht so einfach.“ Nicht, wenn man einen Beinahe-Zusammenstoß mit der örtlichen Presse hatte.
„Gibt es sonst noch etwas?“, fragte er.
Sie schüttelte verneinend den Kopf, dann sah sie ihn fragend an. „Erwarten Sie denn etwas?“
„Nein.“ Schließlich konnte Claire sich bei niemandem über den dreisten Angestellten beschweren, der die Notlage einer unbescholtenen jungen Dame auf schockierende Weise ausgenutzt hatte. Andererseits … „Haben Sie vielleicht etwas von der Lokalzeitung gehört?“
„Ein Redakteur hat angerufen und um mehr Informationen gebeten, bevor er am Montag die Ankündigung des Besitzübergangs veröffentlicht. Und dann noch eine junge Frau, die etwas über die ‚menschliche Seite‘ des neuen Eigentümers von Cranbrook Park erfahren wollte … Doch keine Sorge, Hal. Ich habe ihr klargemacht, dass du keine Interviews gibst.“
Eine junge Frau! Keine Frage, wer das gewesen war. Claire Thackeray war nach ihrem Zusammenstoß mit ihm immer noch nicht geschockt genug, um nicht die Nachricht zu verfolgen, dass das Anwesen verkauft worden war.
„Einen Moment, Katie …“ Bea hielt sich das Handy vor die Brust. „Wenn nichts mehr ansteht, würde ich sehr gern nach Hause fahren, weil heute ein Elternabend in Katies Schule stattfindet.“
„Okay. Ich habe alles im Griff. Bestellen Sie ihr, dass sie in den Ferien hierherkommen kann, wenn sie möchte. Die Rehe werden ihr gefallen.“
„Bleiben Sie denn hier?“
„Für eine oder zwei Wochen. Das Dach muss sofort gemacht werden, und außerdem komme ich auf diese Weise mal raus aus meinem Büro“, stellte er klar, als sie protestieren wollte. „Das empfehlen Sie mir doch selbst ganz oft.“
„Ich dachte dabei nicht unbedingt an Dämme für Fußwege und ein undichtes Dach.“
Hal schaute sich um. Es gab hier mehr als genug zu tun, wofür sich das Aufstehen jeden Morgen lohnte. Alles sah ungepflegt und schäbig aus. Unkraut wucherte auf dem früher so gepflegten Kiesweg, und Wasserflecken verschandelten die Mauern, wo Rohrbrüche nicht repariert worden waren.
In seiner Kindheit hatte das Personal sich um alles gekümmert, und überall glänzte und blitzte es. Zu Cranbrook Hall hatten damals nur wenige Privilegierte Zutritt, und für jemanden wie ihn war es verbotenes Land gewesen.
Es war für ihn geradezu eine Herausforderung gewesen, dort hinzugehen
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