Romana Extra Band 1
nicht nur die Wunde in ihrem Fuß heftig pochte. „Was willst du hier, Hal?“
„Die Sache mit deinem Fahrrad klären.“ Er schaute auf ihren Fuß. „Kann ich dich mitnehmen? Dann reden wir unterwegs weiter.“
Vor dem Tor stand ein uralter Land Rover, dessen Beifahrertür er jetzt öffnete. Der Einstieg war hoch, und als sie ihr Gewicht auf den verletzten Fuß verlagerte, stöhnte sie leise. In diesem Moment legte Hal ihr die Hand auf den Po und schob sie in den Wagen.
Acht Jahre lang hatte kein Mann ihr Hinterteil berührt – und jetzt gleich zweimal in zwei Tagen …
„Das hätte ich auch allein gekonnt“, fuhr sie ihn an und griff nach dem Sicherheitsgurt.
Er kletterte auf den Fahrersitz und erweckte die alte Maschine zum Leben. Dann wendete er und fuhr Richtung Dorf.
„Und? Wie geht es meinem Fahrrad?“, fragte sie.
„Es muss ganz viel daran gemacht werden, falls du es jemals wieder benutzen willst.“ Er sprach sehr laut, um die Fahrgeräusche zu übertönen. „Es braucht ein neues Vorderrad, und das Schutzblech muss auch ersetzt werden. Ich tue mein Bestes, um die Teile zu besorgen.“
„Das hättest du mir auch am Telefon sagen können.“ Sie klang weder erfreut noch dankbar. „Deswegen hättest du nicht extra kommen müssen.“
„Ich war gerade in der Nähe.“
„Und hast deinen Besitz inspiziert?“
Er sah sie von der Seite an. „Etwas in der Art.“
Verdammt! Eigentlich hatte sie hundert Fragen, und dann verdarb sie alles mit einer bissigen Bemerkung.
„Wann wolltest du mir eigentlich erzählen, dass du Cranbrook Park gekauft hast?“
„Hättest du es mir geglaubt, wenn ich es dir heute Morgen gesagt hätte?“
„Wahrscheinlich nicht“, erwiderte sie, als sie vor der Schule anhielten.
„Bestimmt nicht.“ Er lächelte. „Ich wusste ja, dass du es am Montag in der Zeitung lesen würdest.“
Eine Gruppe Mütter drehte sich nach ihnen um. Klatschtanten.
„Ich sollte jetzt besser gehen. Ich muss noch ein paar Arbeiter beaufsichtigen.“
„Willst du denn selbst Hand anlegen?“ Schon lange hatte sie den Leuten im Dorf keinen Gesprächsstoff mehr geliefert.
„Ich nehme mir ein einige Tage frei, weil ich mich mit meinem neuen, teuren Spielzeug beschäftigen will“, sagte er leicht selbstironisch.
„ Cranbrook Park ist kein Spielzeug.“
„Nein. Wie alle meine Investitionen wird es sich auszahlen müssen.“
„Wie denn? Was hast du damit vor?“
Er lehnte sich über sie, um ihre Seitentür zu öffnen. Damit löste er fast so etwas wie einen Kurzschluss ihrer Sinne aus, denn seine Hand streifte wie zufällig ihre Brüste, und sein frischer Duft stieg ihr betörend in die Nase.
„Ich schicke jemanden mit deinem Rad vorbei, wenn es wieder in Ordnung ist.“
Sie stieg aus und drehte sich noch einmal zu ihm um.
„Frag Gary“, sagte sie, „er kann es vielleicht reparieren. Er ist mit den Händen genauso geschickt wie du.“ Sie wurde rot.
„Wiedersehen, Claire.“
„Wiedersehen, Hal. Danke fürs Mitnehmen.“ Sie schlug die Tür zu und sah dem alten Land Rover nach.
Sich auszahlen …
War das etwa eine Warnung, dass die Zeit der niedrigen Miete für ihr Haus vorbei war?
Er hatte sie gewarnt, noch Geld für Tapeten auszugeben …
Das Cottage war hübsch, ihr Garten ein Vorzeigeobjekt. Dafür konnte er auf dem Markt dreimal so viel Miete verlangen. Nicht nur ihr Job war in Gefahr. Sie musste auch mit der Angst leben, ihr Heim zu verlieren.
Als Claire die Schule erreichte, warf ihre Tochter sich in die Arme ihrer Mutter. „Mum!“
„Hallo, Engelchen. Ich hatte heute früher frei und dachte ich mir, ich hole dich ab. Willst du Savannah fragen, ob sie zum Tee mitkommen möchte?“
„Auf keinen Fall. Ich rede nie wieder mit ihr.“
Er hätte anrufen sollen. Hal war sich dessen bewusst, aber wie zu Cranbrook Park fühlte er sich auch auf unerklärliche Weise zu Claire Thackeray hingezogen.
Robert Cranbrook hatte recht gehabt, Hal war besessen davon, das Gut zu besitzen. Schon lange, bevor es auf dem Markt war, hatte er Pläne geschmiedet. Für ihn war es nur eine Frage der Zeit gewesen.
Einheimischer rettet Cranbrook Park
Heute Morgen haben Sir Robert Cranbrooks Anwälte erklärt, dass Cranbrook Park an den millionenschweren Geschäftsmann Henry North verkauft wurde.
Für Mr North, den Gründer und Vorstandsvorsitzenden von HALGO, dem bekannten internationalen Transportunternehmen, ist es wie eine Heimkehr. Er wurde in Maybridge geboren, und
Weitere Kostenlose Bücher