Romana Extra Band 1
seine Eltern arbeiteten für den damaligen Besitzer. Zuerst besuchte er die Grundschule in Cranbrook, dann die Maybridge Highschool, bevor er die Gegend verließ und sein Unternehmen aufbaute.
Mrs Mary Bridges, die ehemalige Schulleiterin der Cranbrook Primary School, erinnert sich noch gut an Mr North und beschreibt ihn als lebhaftes Kind. An der Maybridge Highschool kannte man ihn als vielversprechenden Schüler, der schon in seiner Jugend einen ausgeprägten Unternehmergeist bewies.
Nach seinem Schulabschluss startete Henry North bald seinen eigenen Motorrad-Kurierdienst. Schnell expandierte das Geschäft. Es steht heute mit großen einheimischen und internationalen Frachtunternehmen in Konkurrenz. Als er mit seiner Firma vor drei Jahren an die Börse ging, war sein geschätztes Privatvermögen neunstellig.
Während der letzten Woche ging das Gerücht um, dass das Anwesen zu einem Freizeitpark umgebaut werden soll, aber Mr North, 33, geschieden, hält seine Pläne noch unter Verschluss. Hingegen bestätigte er, dass es sich, wie alle seine Investitionen, auszahlen müsse, was vielversprechend für die Beschäftigungslage der einheimischen Bevölkerung klingt.
Maybridge Observer, Montag, 25. April
„Ausgezeichnet, Claire.“ Brian lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Vieles ist natürlich aus dem Internet, aber die Meldung wäre sonst ein bisschen zu dünn gewesen, wenn man bedenkt, was er darstellt und dass er aus dieser Gegend stammt. Du lebst doch auf dem Anwesen. Kennst du ihn vielleicht von früher?“
„Er ist etwas älter als ich“, wich sie aus.
„Natürlich. Du musst noch ein Kind gewesen sein, als er fortgegangen ist. Es war eine gute Idee von dir, die Schulfotos auszugraben.“
„Danke.“ Sie reichte ihm ihre Abrechnung der Kosten für die Fahrkarte, die Gebühren für Kopien von Hals Geburts-, Heirats- und Scheidungsurkunde und das Mittagessen im Café neben dem Bürogebäude.
Claire hatte sich wie eine richtige Reporterin gefühlt, als sie dort ein Gespräch mit der Kellnerin begonnen hatte. Wie erhofft, aßen die meisten Angestellten in dem Café zu Mittag, und natürlich redeten die Frauen gern über ihren gut aussehenden Chef.
„Ich habe die Ausgaben auf ein Minimum beschränkt“, sagte sie, als er seine Augenbrauen angesichts der Summe hochzog. „Das war es wohl wert, denn jetzt wissen wir, dass er keine Beziehung zu einer Frau hat. Wie viele Exemplare mögen wir verkaufen, wenn auf dem Titelblatt das Foto eines attraktiven, nicht gebundenen Millionärs erscheint, der außerdem noch hier bei uns wohnt?“
„Ich weiß es nicht. Die Lokalzeitung wird hauptsächlich von Frauen gekauft“, erklärte sie.
„Das stimmt, aber wie oft können wir ihn auf Seite eins bringen? Solange wir seine Pläne nicht kennen, doch eher nicht oft.“
„Es müssen ja nicht immer neue Nachrichten sein. Ich bringe dir die Storys“, versprach sie. „Vorn brauchen wir nur ein Foto mit Bildunterschrift, die auf eine andere Seite verweist. So wird es bei Nachrichten über die königliche Familie auch gemacht.“
„Schade, dass er bei all dem Geld nicht auch noch einen Titel hat.“ Er grinste, unterschrieb die Abrechnung und gab sie ihr zurück.
Das Telefon klingelte. Hal schaute auf die Uhr. Punkt zehn. Er saß an seinem Schreibtisch und las E-Mails, die zurzeit schneller eintrafen, als er sich damit befassen konnte.
Er nahm den Hörer ab und lehnte sich in dem Ledersessel zurück, der von Generationen von Cranbrooks blank poliert worden war. „Was willst du, Claire?“
„Auch dir einen guten Morgen, Hal.“
„Ist er denn gut? Ich habe noch nicht nachgesehen.“
„Schäm dich. Ich habe schon bei Sonnenaufgang meine Kartoffeln geerntet.“
„Hoffentlich bist du nicht wieder zu spät zur Arbeit gekommen.“
„Doch, aber nur, weil der Bus Verspätung hatte. Gibt es etwas Neues von meinem Fahrrad?“
„Ich erkundige mich mal danach. Ist das alles?“, fragte er.
„Wie wäre es mit einem Update über deine Zukunftspläne für Cranbrook Park ?“ Ihre Stimme klang klar und melodisch. „Nur ein kleiner Tipp? Irgendwas für die Ausgabe von morgen?“
„Geht dich das eigentlich etwas an?“ Ihm hatte die Schlagzeile des Observer nicht gefallen.
„Na gut. Lassen wir das erst mal so stehen. Aber kannst du unseren Lesern erklären, warum du den öffentlichen Fußweg am Cran – Ufer gesperrt hast?“
„Hat sich jemand beklagt?“
„Offenbar liest du unsere Leserbriefseite
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