Romana Extra Band 2
Glanz seiner Augen. Ihn in Schach zu halten, war keine leichte Aufgabe, und schon mancher war daran gescheitert.
Travis stand am Fenster und betrachtete die Silhouette von Los Angeles. In der Ferne war das große, matt schimmernde Schild mit der Aufschrift HOLLYWOOD zu sehen. Seit über neunzig Jahren stand es jetzt schon da – als Symbol für die Stadt, in der Glanz, Unterhaltung und Geld eine glamouröse Einheit bildeten. Unverwandt musterte er den Schriftzug, als wollte er sich daran erinnern, wie weit er bereits gekommen war. Nach außen hin wirkte er entspannt, aber in Wirklichkeit war er sich der Brisanz der Situation sehr wohl bewusst.
„Ich wusste nicht, dass der Club einen schlechten Ruf hat“, erwiderte er schulterzuckend. „Mein Freund wollte dort seinen Junggesellenabschied feiern.“
„Junggesellenabschied?“ Denzil sah ihn ungläubig an. „Dann war ja wohl davon auszugehen, dass sich da halb nackte Mädchen herumtreiben würden. Das ist schließlich der Zweck einer solchen Veranstaltung. Du hättest sofort die Fliege machen sollen, anstatt … Schau dir das an!“
Wütend hielt er Travis eine Zeitung unter die Nase und zeigte auf ein Foto, auf dem ein junger Mann und ein Mädchen zu sehen waren. Der junge Mann saß auf einem Stuhl, sein Hemd stand offen. Das Mädchen auf seinem Schoß war nur spärlich bekleidet und hatte die Arme um seinen Hals geschlungen. Es küsste ihn hingebungsvoll. Man hatte nicht den Eindruck, als sei es dem Mann unangenehm.
„Warum hast du dich ihr an den Hals geworfen? War das wirklich nötig?“
„Ich habe mich ihr nicht an den Hals geworfen“, protestierte Travis. „Ich trank gerade ganz gemütlich meinen Whisky, als diese Lady …“
„Gemütlich? Was soll daran schon gemütlich sein? Und dieses Mädchen ist keine Lady. Die Frau wurde engagiert, um die männlichen Gäste zu ‚unterhalten‘. Das ist ihr bei dir ja auch offensichtlich gelungen.“
„Ich habe sie nicht dazu eingeladen, auf meinem Schoß zu sitzen.“
„Aber du hast sie auch nicht fortgeschickt.“
„Nein, das wäre zu unhöflich gewesen. Ich habe nur versucht, höflich zu sein.“
„Ach ja? Aus reiner Höflichkeit hast du mit ihr geschmust?“
„Komm schon, ich bin auch nur ein Mann“, wehrte Travis sich gegen die Angriffe seines Bosses. „Wenn ein halb nacktes Mädchen sich einem Typen an den Hals wirft, muss man sich revanchieren.“
„Genau das hast du ja auch gemacht“, fuhr Denzil ihn an. „Sie ist nicht die Einzige, die halb nackt ist. Schau dir nur dein Hemd an, offen bis zum Bauchnabel. Wie konnte das überhaupt passieren? Hat sie es aufgeknöpft oder du? Oder bist du so in den Club gekommen – in der Hoffnung, dass dich jemand anmachen würde?“
Travis stöhnte gequält auf. „Können wir es jetzt bitte dabei belassen? Ich hatte schließlich keine Ahnung, dass die Presse auch dort sein würde, okay?“
„Die Presse ist immer da, wo du dich herumtreibst. Das solltest du inzwischen wissen. Seit die Serie erfolgreich ist, folgen die Reporter dir auf Schritt und Tritt und versuchen, dir irgendwelche Skandale anzuhängen. Man kann nicht sagen, dass du es ihnen besonders schwer machst.“
„Ohne meinen Anwalt sage ich jetzt kein Wort mehr“, erwiderte Travis in dem Bemühen, die Situation durch einen Schuss Humor zu entschärfen.
„Gute Idee! Die Journalisten warten nur darauf, dir ein Bein zu stellen. Das hängt natürlich auch mit deiner Rolle zusammen.“
Die Serie „Der Mann vom Himmel“ war in der Filmbranche in aller Munde. Zunächst wirkte sie wie eine normale Krankenhaus-Seifenoper, mit dem jungen, gut aussehenden Dr. Brad Harrison, gespielt von Travis Falcon, in der Hauptrolle. Das Besondere an dieser Rolle war die Ambivalenz der Figur. Nach außen hin lebte Dr. Harrison asketisch wie ein Mönch, hatte dabei aber gleichzeitig einen umwerfenden Sex-Appeal. Das Gerücht, er sei kein gewöhnlicher Sterblicher, sondern ein Wesen aus einer anderen Dimension, hielt sich hartnäckig.
Diese Ambivalenz machte natürlich den Reiz der Rolle aus und hatte für den raketenhaften Aufstieg und Erfolg der Serie gesorgt. Die Produzenten waren wild entschlossen, die Nummer eins in der Zuschauergunst zu bleiben. Das gelang aber nur dann, wenn Travis sich im wirklichen Leben genauso tugendhaft wie Dr. Harrison verhielt.
„Du weißt doch, worauf alle warten – auf einen Skandal, der beweist, dass dieses himmlische Wesen auch nur seinen niederen Instinkten folgt,
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