Romana Extra Band 2
genau wie wir alle.“
„Ich bin aber kein himmlisches Wesen“, wehrte Travis empört ab.
„ Mir musst du das nicht sagen“, konterte Denzil. „Hör zu, lass uns Klartext reden. Die Zuschauer sind verrückt nach dir, die nächsten Folgen sind bereits fest eingeplant. Aber das Ganze wird nur funktionieren, wenn du dich im Privatleben ein bisschen zurückhältst. Ich sagte: ‚Ein bisschen‘, denn schließlich bin ich ja kein Unmensch. Ich will dir den Umgang mit Frauen nicht verbieten. Es geht nur um diese Art von Frauen.“
Travis betrachtete das Foto erneut und seufzte. „Du hast ja recht. Das war sehr leichtsinnig von mir. In Zukunft werde ich vorsichtiger sein, versprochen.“
„Es wäre gut, wenn du eine nette, anständige Freundin hättest. Jemanden, den man respektieren kann. Nun zieh nicht so ein Gesicht! Es geht doch nur darum, dass die Zuschauer dich nicht für einen Frauenhelden halten!“
„Aber ich bin ein Frauenheld!“
„Es steht eine Menge auf dem Spiel, Travis“, sagte Denzil beschwörend. „Deine Karriere. Das Geld, das wir verdienen können. Ich verlange ja schließlich nichts Unrechtes von dir. Du sollst einfach nur dein Leben in Ordnung bringen.“
„Also gut. Ich werde mich bessern.“
„Fein. Dann können wir gleich zum nächsten Punkt übergehen: was das Dinner heute Abend betrifft …“
Travis schüttelte entschlossen den Kopf. „Nein, ich werde nicht dorthin gehen. Zwischen Brenton und mir hat es zu viel böses Blut gegeben.“
Er verabschiedete sich hastig und war froh, als er aus dem Zimmer heraus war. Doch im nächsten Augenblick klingelte sein Handy. Es war Pete, sein Agent.
„Ja?“
„Denzil hat mich gerade angerufen. Er ist total sauer, weil du heute Abend nicht auf die Party gehen willst.“
„Dabei bleibt es auch“, entgegnete Travis mit fester Stimme.
Heute Abend wollte Frank Brenton in großem Stil seinen sechzigsten Geburtstag feiern. Er war der Chef eines wichtigen Studios, ein sehr mächtiger Mann. Auch die Produzenten der Serie waren von seinem Wohlwollen abhängig.
„Er kann mich nicht ausstehen, was auf Gegenseitigkeit beruht. Vergiss nicht, was er alles getan hat, um mir Steine in den Weg zu legen. Am besten, wir beide laufen uns gar nicht über den Weg.“
„Gut, ich werde mit Denzil darüber sprechen. Aber was den Zeitungsartikel betrifft, muss ich ihm leider recht geben.“
„Warum, zum Teufel, soll ich der Einzige sein, der in L. A. ein tugendhaftes Leben führt?“
„Weil dich das von den anderen unterscheidet, und weil es uns eine Menge Geld einbringt. Ruhm und Geld sind dir doch nicht plötzlich egal, oder?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Dann reiß dich zusammen!“
„Was heißt das?“
„Hab deinen Spaß, aber sei diskret. Zeig dich in der Öffentlichkeit nur noch mit Frauen, die einen guten Ruf haben. Vergiss nicht, es gibt Hunderte von Schauspielern, die nur darauf warten, dich zu ersetzen.“ Nach diesen Worten legte er auf.
„Grrrr!“ Wütend starrte Travis sein Handy an, dann steckte er es ein.
Natürlich war ihm klar, dass Pete und Denzil recht hatten. Er konnte es sich nicht leisten, über die Stränge zu schlagen. Dafür war sein Ruhm noch zu jung und seine Position in der Filmindustrie viel zu unsicher.
Als sie sich dem Studio näherte, holte Charlene tief Luft. Jetzt oder nie war ihre Devise. Entweder würde sie in wenigen Minuten das Studio zusammen mit den anderen Teilnehmern der Gruppe besichtigen. Oder jemand würde herausfinden, dass sie eine Betrügerin war. Eine Betrügerin, die nur nach Los Angeles geflogen war, um Lee Anton zu sehen – den Mann, in den sie sich verliebt hatte. Sie hoffte inständig, dass er ihre Gefühle erwiderte und dass seine Liebe aufflammen würde, wenn er sie wiedersähe.
Während die Schlange vor dem Eingangstor etwas voranrückte, sah Charlene sich selbst in einem großen Spiegel. Sie hatte sich Mühe mit ihrem Aussehen gegeben, auch wenn sich nicht leugnen ließ, dass sie keine Schönheit war.
Lee hingegen hatte immer wieder betont, wie gut ihm ihre dunklen Augen gefielen. Für Charlene waren seine Komplimente wie Balsam für ihre Seele gewesen. Immerhin war er ein professioneller Schauspieler, dem es bisher leider an Erfolg gefehlt hatte. Deshalb hatte er sich auch der Laienspielgruppe angeschlossen, in der Charlene Mitglied war. Von Anfang an hatten sie sich zueinander hingezogen gefühlt. Charlene hatte dann bald geglaubt, dass es Liebe war. Die Nächte, die
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