Romana Extra Band 2
seine Arme. Gequält schloss Charlene die Augen. Nur die Bettdecke trennte ihre Körper voneinander. Trotzdem spürte sie seine Wärme, erahnte das Versprechen, das er für die Frau bereithielt, die er erwählt hatte.
Aber diese Frau war nicht sie. Travis hatte sie nicht gewählt. Er hatte sich an sie gewandt, als er in Not gewesen war.
„Worum ging es in deinem Traum?“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht … nicht sicher. Es war alles so unklar …“
„Es klang so, als hättest du große Angst. Du hast gerufen und jemanden angefleht. Wen hast du angefleht, und worum ging es da?“
Ich habe den lieben Gott angefleht, mich nicht in dich zu verlieben. Ich habe mit mir selbst gerungen und hoffe, die Kraft zu besitzen, dem zu widerstehen, was ich mir so sehr wünsche.
„Niemanden“, entgegnete sie stattdessen. „Es war nichts.“
„Du lügst. Warum? Was kannst du mir nicht anvertrauen?“
Ich kann dir nie wieder etwas anvertrauen.
„Tut mir leid, aber ich weiß es nicht mehr“, zwang sie sich zu sagen. „Jetzt ist es ja vorbei. Bestimmt kann ich wieder einschlafen.“
„Willst du, dass ich gehe?“
„Du hast morgen einen langen Arbeitstag, Travis. Denk daran!“
„Verstehe. Na gut, dann lasse ich dich jetzt allein.“
Er klang ein bisschen verloren – fast so, als hätte Charlene ihn brüskiert. Aber das bekam sie gar nicht mit, weil sie sich selbst so zurückgestoßen fühlte. Sie wartete, bis er in seinem Zimmer war. Dann rollte sie sich zu einem Ball zusammen und starrte mit weit aufgerissenen Augen ins Dunkel. So blieb sie und fand in dieser Nacht keinen Schlaf mehr.
9. KAPITEL
Am nächsten Morgen erzählte Charlene ihm von Lees und Pennys Verlobung.
„Oh, Charlie, das tut mir so leid“, sagte Travis mitfühlend. „War das sehr schlimm für dich?“
„Nein, überhaupt nicht. Das ist aus und vorbei.“
„Die arme Penny“, sagte Travis nachdenklich. „Zufällig weiß ich, dass man ihren Vertrag für das nächste Jahr verlängert hat, seinen bis jetzt aber nicht. Und wenn sie sich dann für ihn einsetzen muss …“ Er zuckte die Schultern.
„Ich kann den beiden nur viel Glück wünschen“, sagte Charlene kühl.
Komisch – es war noch nicht so lange her, da hätte ihr diese Nachricht das Herz gebrochen. Aber jetzt war es ihr völlig gleichgültig. Alles war ihr egal − außer Travis und ihrer neuen Beziehung zu ihm als Mann.
„ Ich wollte mich übrigens noch einmal bei dir wegen der letzten Nacht entschuldigen“, wechselte Travis das Thema.
Charlene sah ihn erstaunt an.
„Wieso? Was gibt es da zu entschuldigen?“
„Ach, ich finde, ich habe mich zu sehr gehen lassen. Du weißt doch, dass du nichts von mir zu befürchten hast, oder?“
Sie sah ihn traurig an und nickte. „Ja, das weiß ich.“
„Ich habe es dir versprochen, als ich … als ich dich mehr oder minder gezwungen habe, zu mir zu ziehen.“
„Du hast mich zu gar nichts gezwungen.“
„Da bin ich mir nicht so sicher. Ich fürchte, ich habe dich manipuliert. Deshalb könnte ich auch gut verstehen, wenn du mir nicht mehr vertrauen würdest. Wahrscheinlich habe ich einfach keinen guten Charakter.“
„Travis, hör bitte damit auf.“
„Na gut, wie du meinst. Mir ist klar, dass ich zu viel rede.“
Das stimmte wirklich. Wenn Charlene selbst nicht so durcheinander gewesen wäre, wäre ihr bestimmt aufgefallen, dass er sich gerade um Kopf und Kragen redete.
„Ich nehme an, du willst mich verlassen. Aber ich kann dich nur bitten, es nicht zu tun. Bleib bei mir, Charlie!“
„Wie könnte ich dich verlassen? Ohne deine große Schwester wärst du doch völlig aufgeschmissen.“
Er sah sie an und lächelte schief. „Du hast recht. Wer, außer dir, würde es sonst schaffen, dass ich auf dem Pfad der Tugend bleibe?“
„Ach, ich bin mir ziemlich sicher, dass du recht bald Ersatz für mich finden würdest.“
„Ersatz vielleicht. Aber niemals wieder jemanden wie dich.“
Sie lachte. „An deiner Stelle würde ich mir sehr gut überlegen, wie viele deiner dunklen Geheimnisse du mir noch anvertrauen willst. Vergiss nicht, ich kann dich schamlos erpressen, wenn diese Sache hier vorbei ist.“
Travis blieb ernst. „Warum sollte es irgendwann vorbei sein? Warum können wir nicht für den Rest unseres Lebens in Kontakt bleiben? Du bist die beste Freundin, die ich je hatte. Ich denke nicht daran, dich gehen zu lassen.“
Die beste Freundin. Früher hätten ihr
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