Romana Extra Band 2
Wohltätigkeitsarbeit totschlug, langweilige Jetset-Partys organisierte und ihre Wohnung mit Werken angesagter junger Künstler dekorierte, ganz einfach, weil das in ihren Kreisen zum guten Ton gehörte.
Stephanie wollte ein sinnvolles Leben. Ein Leben, das sie erfüllte. Sie wollte etwas erreichen. Auf eigenen Füßen stehen. Sich nicht von einem Mann abhängig machen.
Die Gründung der Agentur war ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen, ihr erster Schritt in die Selbstständigkeit. Doch jetzt stand alles, wofür sie gekämpft hatte, auf der Kippe. Und warum? Weil sie wieder mal auf einen Mann hereingefallen war!
Bis heute konnte sie nicht fassen, wie sie so dumm hatte sein können. Sam war so charmant, so offen und lustig gewesen – sie wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass er sie betrügen würde. Ansonsten hätte sie ihn auch nicht eingestellt, denn kennengelernt hatte sie Sam bei einem Vorstellungsgespräch für die Stelle als Buchhalter in der Agentur.
Sie hatte ihm vertraut. Bedingungslos. So sehr, dass sie ihm eine Generalvollmacht ausgestellt hatte, als absehbar wurde, dass sie sich wegen des Aufbaus der Zweigstelle auf Mallorca für einige Zeit nicht in London aufhalten würde.
Sie waren einige Male miteinander ausgegangen, und eines Abends war er ganz selbstverständlich mit zu ihr gekommen. Danach hatten sich die Dinge, ohne dass sie jemals darüber gesprochen hätten, wie von selbst entwickelt. Sam war aufmerksam gewesen, liebevoll, zärtlich, und zum ersten Mal seit Alejandro hatte sie wirklich daran geglaubt, dass es dieses Mal klappen würde. Doch dann, vor etwas mehr als acht Wochen, hatte es ein böses Erwachen gegeben, als sie morgens ins Büro gekommen war und sämtliche Schränke aufgebrochen vorfand.
Sam hatte alles mitgenommen, was irgendwie von Wert war. Und obendrein natürlich sämtliche Firmenkonten leergeräumt. Seitdem fehlte jede Spur von ihm. Stephanie nahm an, dass er sich auf einer karibischen Insel die Sonne auf den Bauch scheinen und sich von irgendwelchen Schönheiten mit Drinks und Meeresfrüchten verwöhnen ließ. Die Polizei machte ihr jedenfalls keine großen Hoffnungen; auch die Beamten gingen davon aus, dass er so schnell nicht zu fassen sein würde.
Und sie selbst? Stand nach dieser Aktion praktisch vor dem Nichts. Noch gelang es ihr Hayworth Events Agency finanziell über Wasser zu halten, aber das endgültige Aus war absehbar, zumal der Aufbau der Zweigstelle auf Mallorca eine Menge Geld verschlungen hatte.
Stephanie war drauf und dran gewesen, sich einzugestehen, dass nichts mehr ging, als sie überraschend das Angebot erhalten hatte, die Benefiz-Segelregatta zu organisieren, deren Erlös aus Werbe- und Übertragungsrechten an ein regionales Kinderkrankenhaus floss – zumindest abzüglich der Kosten für die Ausrichtung des Events.
Natürlich hatte sie nicht gezögert, das Angebot anzunehmen, stellte es doch buchstäblich den letzten Strohhalm dar, an den sie sich klammern konnte. Und als Señor da Silva, der Sprecher der Sponsorengruppe, ihr eröffnet hatte, dass ein Bonus winkte, wenn sie einen bestimmten ehemaligen Sportler dazu brachte, als aktiver Segler bei der Regatta mitzumachen, war die Entscheidung für sie klar gewesen. Zumal der Betrag, den Silva nannte, so hoch war, dass er tatsächlich die Rettung der Hayworth Events Agency bedeutete.
Doch dann hatte sie erfahren, wer dieser ehemalige Profisportler war.
Ein Mann, den sie nur zu gut kannte.
Alejandro Santiago.
Sie hatte schon eine stattliche Anzahl an Seglern überzeugen können, für den guten Zweck an der Regatta teilzunehmen, doch wenn es ihr nicht gelang, Alejandro zu gewinnen, war alles umsonst. Und sie wusste nicht, ob sie die Kraft aufbringen würde, noch einmal ganz von vorn anzufangen. Sich noch einmal gegen ihre Mutter zu behaupten.
Dann musst du es eben jetzt richtig anstellen, Stephanie. Und nun reiß dich zusammen und mach das Beste aus der Situation!
Sie fuhr sich glättend übers Haar und versuchte ein Lächeln, das, wie sie fand, recht gut gelang.
Na dann, auf in den Kampf!
Sie verließ den Waschraum und kehrte auf die Terrasse zurück. Alejandro blätterte in der Menükarte, die Salvador inzwischen gebracht hatte. Als Stephanie sich näherte, blickte er auf. Sein Lächeln ließ ihr Herz schneller schlagen, doch sie war wild entschlossen, die verräterische Reaktion zu ignorieren – ebenso wie das Kribbeln in ihrem Bauch.
„Da bist du ja wieder.“
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