Romana Extra Band 2
Weil sie ihn weniger offensichtlich angehimmelt hatte und nicht davor zurückschreckt war, ihm zu widersprechen.
Schweigend widmete sie sich ihrem Essen. Die Goldbarbe mit Rosmarinkartoffeln und frischem Salat schmeckte fantastisch, doch Stephanie konnte sie nicht recht genießen. Dazu ging ihr einfach viel zu viel im Kopf herum. Immer wieder nippte sie nervös an ihrem Wein, bis sie merkte, dass sie einen Schwips hatte.
„Alles in Ordnung?“, fragte Alejandro, dem die Veränderung nicht entgangen war. Er musterte sie besorgt.
Stephanie nickte, was ein heftiges Schwindelgefühl in ihr hervorrief. Sie kniff die Augen zusammen und wartete, bis es abebbte. Dabei wusste sie doch, dass sie Wein nicht besonders gut vertrug! Warum hatte sie nicht die Finger davon gelassen?
Ein schöner Profi bist du, schalt sie sich selbst. Sollte das hier nicht eigentlich ein Geschäftsessen sein? Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. „Entschuldigst du mich bitte kurz, ich …“ Sie wollte aufstehen, doch ihre Beine schienen weich wie Gummi zu sein.
Sofort war Alejandro bei ihr und stützte sie. Stephanie fühlte sich zugleich geborgen und behütet, aber auch peinlich berührt. Was musste er jetzt von ihr denken? Vermutlich, dass sie sich überhaupt nicht im Griff hatte!
„Komm“, sagte er, „hak dich bei mir unter.“
„Aber die Rechnung …“, protestierte Stephanie schwach.
„Darum kümmere ich mich später“, entgegnete er fest. „Du brauchst jetzt erst einmal ein bisschen Bewegung, um deinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.“
Seitlich an der Terrasse befand sich eine Treppe, die direkt zum Strand führte und die sie nun hinunterstiegen. Alejandro hielt sie sicher und fest, und Stephanie gab es auf, der Verlockung zu widerstehen, und lehnte sich an ihn. Was für ein schönes Gefühl, ihm so nah zu sein! Ihr war gar nicht klar gewesen, wie sehr es ihr gefehlt hatte.
Sie ließ es zu, dass er den Arm um sie legte, so wie er es früher immer getan hatte. Da ihre hohen Absätze am Strand ziemlich hinderlich waren, zog er ihr kurzerhand die Schuhe aus, sodass sie barfuß durch den warmen Sand laufen konnte.
Es war wie in einem Traum. Am Horizont sank die Sonne dem Meer entgegen und färbte den Himmel in glutvolle Rot- und feurige Orangetöne, die in ein sanftes Rosé übergingen und schließlich mit dem Blau des Abendhimmels verschmolzen.
Mit einem Mal sehnte Stephanie sich danach, wieder siebzehn zu sein und nicht zu wissen, wie es mit ihnen zu Ende gehen würde. Sich einfach fallen lassen zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass er ihr das Herz brechen würde.
„Erinnerst du dich, wann du das letzte Mal in meiner Gegenwart so beschwipst warst?“, fragte er leise.
Stephanie blinzelte. „Wann soll das gewesen sein?“
„Das muss … Warte mal, ich glaube, es war auf der Geburtstagsparty von Damien Toller.“
Als Alejandro den Namen nannte, fiel es ihr wieder ein – und die Erinnerung zählte nicht unbedingt zu ihren angenehmsten. Es war kurz vor den Abschlussprüfungen gewesen, und sie hatte auf dieser Party nur deshalb so viel Bowle getrunken, weil niemand ein Wort mit ihr gewechselt hatte.
Außer Alejandro. Er war für sie da gewesen. Hatte immer zu ihr gehalten.
Mit einem Mal verspürte sie das heftige Verlangen, ihn zu küssen. Ohne lange über die Konsequenzen nachzudenken, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, schlang ihm die Arme um den Nacken und hauchte einen Kuss auf seine Lippen.
Einen Augenblick zögerte er verblüfft, ehe er sie enger an sich zog und ihren Mund mit seinem verschloss.
Es war ein verlangender, leidenschaftlicher Kuss, und Stephanie erwiderte ihn voller Hingabe. Sie hatte das Gefühl, auf Wolken zu schweben. Passiert dies hier wirklich? fragte sie sich benommen vor Glück. Oder ist es nur ein Produkt meiner reizüberfluteten Fantasie?
Urplötzlich löste Alejandro seine Lippen von ihren und schob sie beinahe grob von sich fort. „No!“ , stieß er hervor, und sie fragte sich, ob er wirklich so wütend war, wie er klang. „Tu das nie wieder, verstanden?“
Stephanie erstarrte. Im ersten Moment war sie völlig konsterniert, wusste nicht, wie ihr geschah, und fühlte sich, als habe man sie gewaltsam aus einem wunderschönen Traum gerissen.
Dann wurde ihr klar, was geschehen war. Sie hatte Alejandro geküsst! Lieber Himmel war sie denn von allen guten Geistern verlassen?
Sie schüttelte den Kopf und wandte verlegen den Blick ab. „Ich … Es tut mir
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