Romana Extra Band 2
ist der englische Name für Kobold – und wir wollen ehrlich sein: Wie ein Kobold sieht sie heute nicht mehr aus, oder?“
Mit großem Ernst schüttelte Sebastián den Kopf. „No“ , erwiderte er im Brustton der Überzeugung. „Die Señorita ist sehr schön.“
Gerührt hielt Stephanie den Atem an. Es war bewegend zu sehen, wie liebevoll Alejandro mit dem Jungen umging. Aber schließlich wusste sie noch aus der Vergangenheit, dass er eine sehr sanfte, freundliche Seite hatte.
Ob dies der kleine Junge war, der bei dem Fotoshooting dabei sein sollte? Zwischen Alejandro und ihm schien jedenfalls eine engere Bindung zu bestehen, nicht bloß der lockere Kontakt eines Mannes zu einem kranken Kind, das er hin und wieder besucht. Waren die beiden vielleicht miteinander verwandt? Ein erschreckender Gedanke kam Stephanie. Konnte es möglich sein, dass der Junge Alejandros Sohn war? Doch dann fiel ihr wieder ein, dass Sebastián ihn eben Onkel genannt hatte, und sie verwarf den Gedanken erleichtert. Sie furchte die Stirn. Warum erleichterte es sie so? Eigentlich konnte ihr Alejandros Privatleben doch vollkommen gleichgültig sein!
„Wollen wir dann anfangen?“, fragte der Fotograf in dem Moment ungeduldig. „Wir sind hier, um ein paar Aufnahmen zu machen, oder nicht?“
Stephanie lächelte milde. „Aber natürlich. Lassen Sie uns beginnen.“
In den folgenden Minuten erlebte sie in Bezug auf Alejandro eine Überraschung nach der anderen. Es war eine wahre Freude, ihn im Umgang mit den Kindern zu beobachten. Hatte sie ihn jemals so ausgelassen, so unbeschwert erlebt? Er verhielt sich so ungezwungen vor der Kamera, als würde er den ganzen Tag nichts anderes tun, als mit Kindern spielen und lachen. Selbst der Fotograf, der zu Anfang eher gereizt gewirkt hatte, taute langsam auf und knipste mit wachsender Begeisterung ein Bild nach dem anderen.
„So, und nun bitte ein Foto von Ihnen beiden“, forderte er Stephanie und Alejandro irgendwann auf.
Irritiert runzelte Stephanie die Stirn. „Ich?“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber ich bin nur für die Organisation des Events zuständig!“
Der Fotograf zuckte die Schultern. „Wollen Sie gute Fotos, die die Menschen dazu bringen, sich für die Spendenregatta zu interessieren? Bilder von einem hübschen Paar ziehen erfahrungsgemäß mehr Aufmerksamkeit auf sich als solche von Einzelpersonen. Ganz davon abgesehen sind Sie, wie Sie schon sagten, die Organisatorin des Events. Ich wüsste nicht, warum wir Sie in dem Bericht nicht ebenfalls erwähnen sollten.“
„Ach, jetzt zier dich nicht so!“ Alejandro streckte lächelnd eine Hand nach ihr aus. „Es ist doch nicht so, als wären wir Fremde.“
Nein, das waren sie wirklich nicht. Und genau darin lag für Stephanie das Problem. Es fiel ihr schwer genug, all die ungebetenen Gefühle unter Kontrolle zu halten, die Alejandro in ihr auslöste. Zweimal hatten sie sich bereits geküsst – und das war genau zweimal zu viel. Sie wollte das Schicksal nicht herausfordern, doch was blieb ihr anderes übrig?
Es geht um die Kinder, sagte sie sich. Wenn ich schon nicht in der Lage bin, etwas von meinem Honorar zu spenden, kann ich wenigstens mit diesen Fotos helfen …
Sie nickte ernst und trat an Alejandros Seite.
„Na also“, sagte der Fotograf mit einem Augenzwinkern. „Geht doch. Und jetzt – bitte ein bisschen näher zusammenrücken, ja?“
Stephanie hatte das Gefühl, einen großen Fehler zu begehen. Doch es war zu spät, sich anders zu entscheiden. Da musste sie jetzt durch, so schwer es ihr auch fallen mochte.
Und schwer war es, daran gab es nichts zu deuten. Schwer – und im gleichen Moment unglaublich leicht.
Als Alejandro den Arm um sie legte, kam es ihr vor, als wäre ihr Körper noch immer daran gewöhnt, von ihm gehalten zu werden. Dabei lag die Sache zwischen ihnen mehr als ein Jahrzehnt zurück! Wie konnte seine Nähe sich so natürlich, so verflixt richtig anfühlen?
Aber genau so war es. Und Stephanie konnte nichts dagegen tun. Warum also nicht seine Nähe genießen, schoss es ihr durch den Kopf. Warum sich nicht einhüllen lassen davon wie von einem Umhang?
Sie musste vollkommen den Verstand verloren haben!
7. KAPITEL
„So, und nun wollen wir dem Publikum ein bisschen von dem geben, was es am meisten liebt.“ Der Fotograf grinste komplizenhaft. „Wie wär’s für den Anfang damit?“ Er trat zu Stephanie und brachte sie so in Position, dass sie vor Alejandro stand, und drapierte
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