Romana Extra Band 2
Professor auf.
Dominguez’ Miene hellte sich auf. Offenbar handelte es sich bei dem, was nun folgen würde, um sein persönliches Steckenpferd. Verwundert nahm Stephanie zur Kenntnis, wie gut Alejandro den Direktor zu kennen schien. Er hatte nicht übertrieben, als er sagte, dass er sich schon länger für die Kinderklinik engagierte.
„Es geht um den Park, in dem die Fotos gemacht werden sollen“, erklärte der Professor, sowohl an Stephanie als auch an die Mitglieder des Fototeams gewandt. „Bisher handelt es sich noch um eine ganz gewöhnliche Grünanlage, mit Blumenrabatten und ein paar Bänken. Doch wir haben vor, ein richtiges Kinderparadies daraus zu machen. Mit Figuren aus Märchen, Springbrunnen, Spielgeräten – allem, was Kindern Spaß macht.“ Er schien die Anlage bildlich vor sich zu sehen, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Und um dieses Vorhaben finanzieren zu können, sind wir auf Spendengelder angewiesen.“
Stephanie nickte. Sie wusste genau, wovon der Klinikdirektor sprach. Schließlich hörte man ständig davon, dass wichtige Projekte aufgrund von Geldmangel nicht realisiert werden konnten. Und die Regatta war nicht die erste Wohltätigkeitsaktion, die sie in ihrer bisherigen Karriere organisierte.
Aber während es ihr sonst recht gut gelang, die menschlichen Tragödien, die sich mitunter bei den Spendenempfängern auftaten, nicht allzu nahe an sich herankommen zu lassen, hatte sie jetzt das Gefühl, dass es ihr in diesem besonderen Fall, in dem es für sie um alles oder nichts ging, schwerfallen würde, den notwendigen emotionalen Abstand zu wahren.
„Aber genug geredet“, unterbrach der Professor ihre Gedankengänge. „Kommen Sie, ich zeige Ihnen, um was es hier eigentlich geht.“ Er machte eine einladende Handbewegung und führte sie durch eine Glastür nach draußen.
Obwohl nicht groß, wirkte der Garten keineswegs beengt. Das goldene Sonnenlicht flimmerte durch die Kronen der Bäume, und überall blühte es bunt. Leuchtend roter Salbei, gelber Stechginster und zartblauer Rosmarin wetteiferten miteinander in ihrer üppigen Farbenpracht. Der süße Duft von Orangenblüten und Jasmin lag in der Luft.
Stephanie schloss die Augen. Es fiel ihr nicht schwer, sich vorzustellen, dass der Garten in naher Zukunft vom Lachen glücklicher Kinder erfüllt sein würde. Mit ein wenig Fantasie würde er sich in einen Ort der Magie und der Wunder verwandeln. Und alles, was es dazu brauchte, war Geld.
Was zählte das schon im Vergleich zum Glück dieser Kinder?
Erneut war es der Professor, der sie aus ihren Gedanken riss. „Darf ich Ihnen ein paar unserer kleinen Patienten vorstellen?“ Er zeigte auf ein paar Jungen und Mädchen zwischen drei und sechs Jahren.
Eines der Kinder fiel Stephanie sofort ins Auge. Es war ein Junge, dessen dichtes dunkles Haar sich im Nacken kringelte, und dessen Augen lebhaft funkelten, als ihre Blicke sich begegneten.
Ohne Scheu kam er auf sie zugelaufen und nahm ihre Hand. „Komm mit“, forderte er sie auf Spanisch auf. „Du darfst mit uns spielen.“
Lachend folgte sie dem Kleinen zu seinen Spielkameraden. „Das ist …“ Er runzelte die Stirn und blickte zu ihr hoch. „Ich weiß gar nicht, wie du heißt“, stellte er fest.
Sie wollte gerade ihren Vornamen nennen, doch Alejandro kam ihr zuvor.
„Pixie“, sagte er.
Sie bedachte ihn mit einem strafenden Blick. Warum tat er das immer wieder? Er wusste doch, dass sie es nicht mochte, so genannt zu werden.
Doch dann hielt sie inne. Aber war das denn wirklich so? Mochte sie es tatsächlich nicht? Gab es da nicht auch einen Teil in ihr, der es genoss, von ihm wieder Pixie genannt zu werden? Immerhin war nicht alles, was sie miteinander erlebt hatten, schlecht gewesen. Eine so tiefe Freundschaft, ein so großes Vertrauen hatte Stephanie nie wieder mit einem anderen Menschen erlebt.
„Pixie?“, fragte der kleine Junge lächelnd, und Stephanie unterdrückte ein Aufstöhnen. „Das klingt lustig. Heißt du wirklich so?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein“, erklärte sie mit einem ärgerlichen Seitenblick auf Alejandro, „das ist nur ein alter Spitzname, den sich Señor Santiago vor vielen, vielen Jahren für mich ausgedacht hat.“
„Stimmt das, Onkel Alejandro?“
Alejandro ging neben dem Jungen in die Hocke und wuschelte ihm zärtlich durchs Haar. „Ja, das stimmt, Sebastián. Eigentlich heißt die Señorita nämlich Stephanie.“ Er zwinkerte dem Kleinen zu. „Pixie
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