Romana Extra Band 2
Familiengeschichte benutzte Antonio Michaeli-Isola noch immer einen Teil ihres Mädchennamens zusammen mit dem seines Vaters, der ein neapolitanischer Fischer gewesen war.
Anders als die Hochglanzmagazine hielt sich die Financial Times nicht lange mit Antonios gutem Aussehen und seiner italienischen Herkunft auf. Wie alle anderen Journalisten war auch dieser besessen von Antonios Kontostand und Spendenbereitschaft. Wie er das hasste! In Armut aufzuwachsen hatte ihn gelehrt, wie wichtig harte Arbeit und Selbstvertrauen waren, und er hatte es nach ganz oben geschafft. Jetzt machte es ihm Freude, etwas von seinem Vermögen wieder in die Allgemeinheit zu investieren. Dass andere Leute so fixiert darauf waren, wie er sein Geld ausgab, verblüffte ihn immer wieder.
Seine Gesichtszüge verlangten eher Respekt als Bewunderung. Die Kindheit und Jugend in den Straßen Neapels hatte Spuren hinterlassen. Er war viel öfter wütend als fröhlich, und sein Lächeln erreichte nur selten die dunklen Augen, selbst wenn er belustigt wirkte. Schon früh hatte er gelernt, dass der einzige Mensch, auf den er sich wirklich verlassen konnte, Antonio Michaeli-Isola war. Wenn sich eine Arbeit lohnt, mach sie selbst, war die Maxime, mit der er es zum Superstar in der Geschäftswelt gebracht hatte.
Männer scharwenzelten um ihn herum, Frauen konnten es nicht erwarten, ihn anzufassen und sich wie Kletten an seinen Arm zu hängen. In dem Armenviertel, in dem Antonio aufgewachsen war, blieb Frauen oft nur die Prostitution, um ihre Kinder ernähren zu können. Was die Schattenseiten des Lebens betraf, war er nicht zimperlich. Wenn aber reiche Frauen sich ihm anboten wie Flittchen, fiel es ihm schwer, seine Abscheu zu verbergen. Seine guten Manieren wurden häufig auf eine harte Probe gestellt.
Er nahm die andere Zeitung auf, die in sein Hotelzimmer geliefert worden war. Während er sie auf der Suche nach dem Wirtschaftsteil durchsah, fiel ihm ein Gesicht auf der Gesellschaftsseite ins Auge. Es war die Frau, die er das Grundstück hatte betreten sehen, das eigentlich ihm gehören sollte. Die Frau, die zwei Angebote seines Unternehmens für den Palazzo Tiziano abgelehnt hatte. Antonios Miene wurde härter. Normalerweise las er die Klatschspalten nicht. Er kannte jeden, der im Geschäftsleben etwas darstellte, und zog die Wahrheit den Spekulationen vor. An diesem Tag nahm er den Text allerdings mit Wonne in sich auf.
Vom Immobilienvermögen zu Designerkleidern? Verschwendet die Contessa Alfere-Tiziano die Millionen ihres verstorbenen Mannes?
Larissa Alfere-Tiziano hat ihr Erbe in Windeseile verkauft. Witwe geworden durch Conte Luigis Liebe zu schnellen Autos, hat die tragische Rissa sich auf eine kleine Shopping-Therapie vorbereitet, indem sie den Grundbesitz ihres jüngst verstorbenen Ehemannes zu Geld gemacht hat.
Mit jeder Zeile blickte Antonio finsterer drein. Der Schein konnte trügen, wie wahr. Auf ihn hatte die junge Frau ängstlich und sanftmütig gewirkt, die ihrem Lakai in den Garten des Palazzos gefolgt war. Er hatte kein Problem darin gesehen, sie bei einem persönlichen Treffen mit Schmeicheleien dazu zu bringen, das Haus aufzugeben. Jetzt erfuhr er, dass sie so oberflächlich und habgierig wie alle anderen Frauen war.
Nachdenklich faltete er die Zeitung zusammen. Zwei großzügige Angebote für den Besitz waren fehlgeschlagen. Ihr noch mehr Geld aufzudrängen würde die junge Frau nur misstrauisch machen, und umso wahrscheinlicher war es, dass sie abwarten würde, in der Hoffnung, den Preis immer höher zu treiben. Nein, er würde seinen Willen raffinierter durchsetzen. Sex würde natürlich die Hauptrolle spielen – so eine Gelegenheit würde er sich niemals entgehen lassen –, aber er würde ihn nur dazu benutzen, in Erfahrung zu bringen, warum sie Luxusimmobilien in besserer Lage verkauft hatte, diese jedoch nicht. Wenn er erst einmal ihre Beweggründe kannte, konnte er sich die beste Methode für den Schlussakt ausrechnen.
Zufrieden lächelnd lehnte sich Antonio in seinem Sessel zurück.
„Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Contessa.“ Die alte Frau machte einen Knicks.
„Oh, bitte tun Sie das nicht … Livia, stimmt’s?“ Rissa blickte schnell zu ihrem Grundstücksverwalter Signor Mazzini.
Er nickte. „Livia kümmert sich schon seit vielen Jahren um dieses Haus.“
„Die Familie Alfere-Tiziano muss Ihnen sehr dankbar gewesen sein.“
„Ha!“, stieß die Haushälterin hervor, dann murmelte sie vor sich
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