Romana Extra Band 2
Wirkung auf sie zu haben. Noch schlimmer wurde es, als er zu ihr zurückkehrte. Das Gestrüpp im Schatten der Terrassenmauer war vom Gewitterregen noch nass, und Antonios T-Shirt war feucht geworden, sodass sich der Stoff an seine muskulöse Brust schmiegte. Rissa spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Schnell begann sie, in ihrem Notizbuch zu blättern. Total nervös ließ sie es zusammen mit dem Kugelschreiber fallen. Der Mont Blanc, den ihr Luigi beim ersten Date geschenkt hatte, rollte direkt auf eine Spalte zwischen den alten Steinplatten zu.
Im selben Moment wie Rissa hechtete Antonio hinterher, und sie stießen zusammen. Halt suchend griff sie nach ihm, aber seine Nähe, sein frischer Duft und das Spiel seiner harten Muskeln unter ihren Fingern waren zu viel: Rissa rang laut nach Atem.
„Tja, Contessa, das ist gerade noch einmal gut gegangen.“
„Was soll das heißen? Ich habe meinen Kugelschreiber verloren, ein Geschenk meines verstorbenen Mannes …“
„Ich habe das gemeint.“ Antonio blickte auf seinen Arm.
Sie zog die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt.
„Bei mir brauchen Sie sich nicht zurückzuhalten, Contessa. Sie können sich gern gehen lassen.“
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“ Mühsam stand sie auf und wich zurück.
„Oh, ich glaube, doch.“ Mit einer einzigen eleganten Bewegung zog sich Antonio das feuchte T-Shirt über den Kopf und klemmte es in seinen Gürtel. „Sie haben eine hoch geschätzte Erinnerung an Ihren kürzlich verstorbenen Mann verloren. Niemand kann es Ihnen verübeln, wenn Sie bei solch einem Verlust zusammenbrechen.“ Triumphierend beobachtete Antonio, wie sich ihre Miene veränderte. Jetzt hatte er bewiesen, dass die junge Contessa wirklich genauso schlimm war wie die anderen Frauen ihrer Gesellschaftsschicht. Die schöne Larissa hatte ihren Mann wegen seines Titels und seines Reichtums geheiratet. Wenn sie Luigi Alfere – den vornehmen Doppelnamen gestand er ihm nicht zu – geliebt hätte, dann hätte sie Tränen vergossen oder zumindest irgendeine Art von Trauer gezeigt. Stattdessen sah sie verlegen und beschämt aus. Antonio wandte sich ab und zog eine lange Metallstange aus einem Stapel mit Gerüstmaterial, um die Steinplatten hochzustemmen.
Das Problem war, dass er die junge Witwe trotz allem viel zu begehrenswert fand. Er wollte ihr Anwesen haben und durfte sich nicht von seinem Ziel ablenken lassen.
Als er den Kugelschreiber aus der Spalte geholt hatte, nahm Rissa ihn würdevoll entgegen und schlug vor, dass sie sich in die Küche setzten und die Baupläne besprachen. Livia hatte ihr mitgeteilt, dass sie den ganzen Tag dort beschäftigt sein würde. Und was konnte Leidenschaft besser dämpfen als der Anblick dieser italienischen Matrone, die geschäftig hin und her eilte, während Antonio und sie miteinander redeten? Das war genau das, was Rissa jetzt brauchte.
In dieser Nacht lag Rissa stundenlang wach, obwohl sie jetzt ein richtiges Zimmer hatte und nicht mehr allein in dem großen Haus war. Zuerst war die alte Frau entsetzt gewesen, dass Rissa in dem Raum im ersten Stock schlafen wollte, doch nach den Lieferungen war sie mit Fabio beruhigt wieder in ihre Kammer neben der Küche eingezogen. Antonio hatte nämlich Männer aus dem Dorf angeheuert, die ein bequemes Bett in Rissas Suite getragen hatten. Dann war ein Transporter angekommen, der das gemietete mobile Baubüro, tragbare Heizkörper und Entfeuchter mitgebracht hatte.
„Ich komme hier fürs Erste zurecht“, hatte Rissa zu Antonio gesagt, als sie in ihrem kahlen, aber inzwischen sauberen Ankleidezimmer gestanden hatten. „Wichtig ist, dass so bald wie möglich zwei andere Suiten bewohnbar sind, damit meine Eltern hier einziehen können und Livia eine angemessene Personalwohnung hat.“
Sein erstaunter Blick hatte Rissa zu dem Zeitpunkt lachen lassen. Jetzt, in den langen einsamen Nachtstunden, nahm sein Blick eine andere Bedeutung an. Sie stellte sich vor, wie Antonios Augen vor Verlangen funkelten, während sie sich seinen erfahrenen Berührungen hingab …
Das war ja lachhaft! Rissa stand auf, schaltete das Licht ein und zog ihren Morgenmantel an. Unten in der Küche machte sie sich einen Tee und nahm den Becher mit in die Eingangshalle, wo sie sich auf die Eichenbank neben dem gewaltigen Kamin setzte. Nachdenklich blickte sie die Porträts an der gegenüberliegenden Wand an. In dem harten elektrischen Licht sahen sie besser aus. Tageslicht warf mehr Schatten
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