Romana Extra Band 2
großen staubigen Zimmern ihrer Suite die herrliche Aussicht auf die umliegenden Hügel. Wenn man direkt nach unten blickte, war die Aussicht nicht so schön. Auf dem überwucherten Grundstück musste viel getan werden, bevor Rissa es ertragen würde, sich das anzusehen, was die Gartenanlage sein sollte. Die baufälligen schmiedeeisernen Balkone vor den Fenstern durften nicht betreten werden. Zumindest hatte sich Antonio über das Innere des Palazzos optimistischer geäußert als Signor Mazzini.
Für die Suite hatte Antonio eine Liste mit notwendigen Arbeiten aufgestellt. Es ging dabei jedoch nur um kleinere Reparaturen und Verschönerungen. Das konnte warten. Zunächst sollte das ganze Haus so bewohnbar werden wie Rissas neues Schlafzimmer.
Nicht, dass sie es bewohnbar fand, als sie sich die Staubschichten und Spinnweben ansah. Beim Öffnen der Türen war aus den beiden riesigen Eichenschränken eine so modrige Luft geströmt, dass die Frauen den Plan wieder aufgegeben hatten, darin Rissas Habseligkeiten unterzubringen. Stattdessen hatten sie aus Backsteinen und alten Fußbodendielen provisorische Regale gebaut. Kleider von Armani und Moschino hingen jetzt an den Gardinenstangen. Damit sah das Zimmer viel schöner und bunter aus als mit den von Motten zerfressenen alten Vorhängen.
„Hier ist nicht einmal genug Platz für einen Bruchteil Ihrer Sachen, Signora“, meinte Livia mürrisch. Antonio konnte die Haushälterin dazu bringen, zugänglicher zu werden, aber wenn er wegging, nahm er ihr Lächeln immer mit.
„Ich werde sowieso die meisten Outfits verkaufen. In Florenz muss es Secondhandshops für Designermode geben.“
„Wir haben einen Wohlfahrtsladen im Dorf.“
„Leider muss ich praktisch denken. Wenn ich Kleider verkaufe, kann ich mit den Erlösen die Reparaturen im Palazzo finanzieren. Wenn dieses Landgut in perfektem Zustand ist und ich es der Öffentlichkeit zugänglich mache, können Erlöse, die übrig sind, an den Wohlfahrtsladen gespendet werden.“
„Also, ich weiß nicht, was Signor Mazzini und Signor Antonio zu solchen Plänen sagen werden.“ Livia schnalzte mit der Zunge. „Ausländer! Ha! Es war schlimm genug, dass das Haus abgerissen werden sollte, um Ferienhäuser auf dem Grundstück zu bauen. Wahrscheinlich müssen wir dankbar sein, dass Sie den Garten nur mit älteren englischen Damen füllen wollen!“
„Der Palazzo sollte abgerissen werden?“ Rissa war so entsetzt darüber, dass sie die Verunglimpfung ihrer Pläne kommentarlos durchgehen ließ. „Aber er ist so schön und von historischer Bedeutung.“
„Irgendjemand aus einem Büro in Cardiff ist mit einem Kaufangebot an Signor Mazzini herangetreten.“
„Und er hat Ihnen davon erzählt?“
„In Monte Piccolo wird alles sehr schnell bekannt. Ein Milliardär wollte hierherkommen und alles verändern. Am Tag der Beerdigung Ihres Mannes hat Signor Mazzini dem Unternehmen mitgeteilt, dass Sie niemals verkaufen würden.“
„Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch gar nichts von dem Palazzo“, sagte Rissa verwirrt.
„Signor Mazzini war klar, dass im Dorf alle dagegen sind. Er hat wohl einfach im Interesse aller geantwortet, Contessa.“
„Ja … Und er hatte recht. Die Zukunft des Palazzos muss gesichert werden, zum Vorteil des Dorfes.“
„Warum sollte Ihnen etwas daran liegen? Sie sind nicht von hier.“
„Die Mutter meines Mannes war eine Einheimische und stolz auf ihren alten Namen. Geschichtsbewusstsein und Kontinuität sind in einer sich schnell verändernden Welt wichtig. Deshalb bin ich fest entschlossen, dieses Haus zu behalten.“
Es war nur gut, dass Rissa wirklich an das glaubte, was sie da sagte. Livias verächtlicher Gesichtsausdruck machte deutlich, was sie davon hielt.
Mit Livias Hilfe sichtete Rissa ihr gesamtes Gepäck und sortierte die Designerkleider aus, die sie verkaufen wollte. Als sie danach auf ihre Rolex sah, war es noch nicht einmal zehn Uhr. Jetzt hatte sie Zeit, die Gartenanlage zu erkunden, bevor die Sonne zu heiß brannte.
Ihr Knöchel tat ihr offensichtlich nicht mehr weh. Antonio beobachtete, wie sie die Steinstufen hinuntereilte. Er war bereits bei Signor Mazzini gewesen und wusste, woher der Wind wehte. Der aufdringliche Mann hatte misstrauisch darauf bestanden, die Contessa anzurufen und zu überprüfen, ob er wirklich ihre rechte Hand war. Und so, wie der Grundstücksverwalter am Telefon mit ihr gesprochen hatte, war er nicht nur rein geschäftlich an der jungen Frau
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