Romana Extra Band 2
interessiert.
Antonio sah und hörte alles, sagte aber wenig. Es passte ihm gut, Rissa darüber im Unklaren zu lassen, wo er wohnte. Mit seinem schnellen Auto zwischen Florenz und Monte Piccolo zu pendeln würde kein Problem sein. Er hatte vor, sich von frühmorgens bis spätabends dort aufzuhalten. Das würde ihm genug Zeit geben, neben der Arbeit am Palazzo unbeobachtet das Anwesen zu durchstreifen, das viele Entwicklungsmöglichkeiten bot. Was für ein seltener Schatz der Besitz war, musste auch der Contessa klar sein, denn sonst hätte sie ihn schon verkauft. Antonio wusste, dass Signor Mazzini den Palazzo Tiziano ebenfalls haben wollte. Wenn die junge Frau nicht verkaufen würde, blieb beiden Männern nur eine Methode, legal an das Anwesen zu kommen. Antonio lächelte. Welcher Mann würde nicht gern glücklicher Grundbesitzer werden, indem er eine schöne Frau verführte?
Von seinem Aussichtspunkt auf dem frei stehenden Glockenturm des Landsitzes beobachtete er, wie sich die Contessa vorsichtig einen Weg durch das Gestrüpp und die Gesteinsbrocken bahnte. Ein perfektes Beispiel für ihren Typ Frau, dachte Antonio zynisch. In engen weißen Jeans und einem zitronengelben T-Shirt auf Dschungelexpedition.
Wie es wohl sein würde, mit ihr ins Bett zu gehen? Im Lauf der Jahre hatte er mit Frauen aus allen Gesellschaftsschichten geschlafen. Allen gemeinsam war der Wunsch nach einem Ehering gewesen, der sie mit seinem Vermögen verband. Ihr Problem war gewesen, dass sich Antonio keine Illusionen über die Verdorbenheit habgieriger Frauen machte. Er kannte viele reiche Männer, die in den Bann schöner junger Frauen geraten waren. Die Beziehungen folgten immer einem vorhersehbaren Muster. Sobald eine Frau den Ring am Finger trug, entwickelte sie eine schwere Verschwendungssucht. Mit Designerlabels und Renommierpartys ging es durchaus redlich los, aber es dauerte niemals lange, bis der muskelbepackte persönliche Fitnesstrainer ins Haus stand und Kokain die Petit Fours ersetzte.
Den Spieß umzudrehen und sich als einfacher Bauhandwerker auszugeben, der eine reiche Frau für sich gewinnen wollte, sprach seinen Sinn für Humor an. Er würde seinen Spaß mit der Contessa haben, während er sie in Sorge versetzte. Eine junge attraktive Witwe, allein in einem fremden Land, brauchte eine starke Schulter zum Anlehnen, besonders nachdem sie vom Tiziano-Fluch gehört haben würde. Wenn sie abergläubisch war, würde sie wie der Blitz von hier weg sein, und er konnte sich das ganze Verführungstheater sparen. Wenn nicht, würde sie sich trotzdem mit großen unschuldigen Augen zitternd an ihn wenden. Er wusste es einfach. Wie sie seinen halb nackten Körper angesehen hatte, sagte ihm alles.
Mauersegler stießen über den schon lange aufgegebenen Olivenhainen laute Schreie aus. Als Rissa zu ihnen hochschaute, nahm sie oben auf dem Kampanile eine Bewegung wahr. „Antonio! Was machen Sie denn da? Ist das nicht gefährlich?“
„Überhaupt nicht“, rief er, bevor er verschwand. Einige Minuten später tauchte er an der Tür des alten Turms auf. „Ich rate Ihnen jedoch, erst hineinzugehen, wenn ein paar Reparaturen ausgeführt worden sind.“
Sie näherte sich vorsichtig und sah an dem zerbröckelnden Mauerwerk hoch, allerdings nur flüchtig. Antonio zog ihren Blick wie magisch an. Er trug ein schlichtes schwarzes T-Shirt, das seine sonnengebräunte Haut noch begehrenswerter machte, und alte, aber gut sitzende Jeans. Die Hände in die Seiten gestemmt, wartete er auf Rissa, und seine Körperhaltung ließ ihr Herz noch schneller schlagen.
„Ich habe heute Morgen Ihren Signor Mazzini besucht, Contessa. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass er sich über Ihre Anwesenheit hier ärgert.“
„Unsinn! Warum sollte er?“
„Weil er den Palazzo für sich selbst will?“
„Er hat mir geraten, das Angebot von AMI Holdings nicht anzunehmen. Wenn er mich loswerden möchte, hätte er sich aufgeregt, als ich bekräftigt habe, dass ich an niemanden verkaufen werde.“
Antonio beobachtete sie wachsam, während er überlegte, was er als Nächstes probieren sollte. Er wollte ihr Zweifel einpflanzen, aber der Grat zwischen dem Gruseligen und Unglaubwürdigen war schmal. „Dann hat er wohl an die alte Prophezeiung von Monte Piccolo gedacht.“
„Welche Prophezeiung?“
„Dass das Dorf untergeht, wenn der Palazzo nicht mehr im Besitz der Familie Tiziano ist.“
„Lachhaft“, sagte Rissa. „Ich denke, das hat jemand
Weitere Kostenlose Bücher