Romana Extra Band 2
über AMI Holdings bekommen. Sie brauchte echte Beweise dafür, dass Antonio so schlimm war, wie sie vermutete. Wenn sie die hatte, würde es hoffentlich nicht mehr so unerträglich wehtun, dass er sie fallen lassen hatte.
Es war kein Problem, sich für eine Onlinesitzung vormerken zu lassen. Rissa kaufte alles ein und plauderte vor dem Supermarkt mit einem alten Nachbarsehepaar, das sie nicht mehr gesehen hatte, seit sie zum Studium weggezogen war. Danach war es schon Zeit, zurück in die Bücherei zu gehen und sich vor den Computer zu setzen. Gerade als sie AMI Holdings eintippte, fiel ein Schatten über die Tastatur. Lächelnd sah Rissa auf, um der Bibliothekarin zu sagen, dass sie gut zurechtkam. Dann erstarrte sie.
„Antonio!“
„Ja.“
Unrasiert und hohlwangig vom Schlafmangel, ragte er über ihr auf. Rissa wollte aufstehen, aber sie konnte den Stuhl nicht zurückschieben. Antonio stand so nah, dass er ihre Flucht verhinderte.
„Wie hast du mich gefunden? Ich habe Monte Piccolo verlassen, ohne irgendjemandem zu sagen, wohin ich fahre.“
„Ich habe Mittel und Wege.“
Rissa versuchte, seine Stimmung abzuschätzen, doch seine Miene verriet nichts. Für ihn musste die Situation ebenso unerträglich sein wie für sie. Schließlich hatte sie ihn gezwungen, Farbe zu bekennen, oder? Dass er den Nerv hatte, sie bis nach England zu verfolgen, machte sie wütend. Konnte er sie nicht in Ruhe ihre Wunden lecken lassen? Sie ergriff die Offensive.
„Damit meinst du, dass du ein internationales Netz von Angestellten hast, die überall für dich spionieren. Ich habe schon gehört, dass du meinen Anwalt, den armen Mr Spender, aufgespürt hast. Und jetzt bin wohl ich an der Reihe.“
Er blickte sie unverwandt an. „Dein Adoptivvater ist anscheinend der einzige George Silverdale im Telefonbuch.“
Voller Empörung schlug Rissa mit der flachen Hand auf den Büchereitisch. Sechs Leute sahen sich bei dem Krach zu ihr um. „Ich wusste es! Du hast nicht einmal selbst nachgeforscht, sondern irgendjemandem in deinem Unternehmen den Auftrag gegeben, in meine Privatsphäre einzudringen. Was nicht erklärt, wie du so schnell von Monte Piccolo hierhergekommen bist. Ich habe den halben Tag dafür gebraucht.“
„Ich bin selbst geflogen.“
Rissa blickte ihn finster an. „Ich weiß, dass du Geld hast. Damit kannst du mich nicht beeindrucken, Mr Michaeli-Isola …“ Sie verstummte.
„Es ist ein Firmenjet von AMI Holdings und nicht mein Privateigentum“, erklärte Antonio.
Aber Rissa hörte ihm gar nicht zu. Als sie den Namen laut ausgesprochen hatte, war ihr plötzlich etwas wieder eingefallen. „Michaeli! Der Name steht auf dem Wappenschild, das in der Eingangshalle des Palazzos hängt. Und dieses Wappen taucht überall in meinem Haus auf.“ Sie sah Antonio starr an.
„Weil das Landgut den Michaeli-Tizianos gehört hat, bevor die Familie Alfere es übernommen hat.“
Jetzt begriff Rissa, wie alles zusammenhing. Ihre Augen wurden groß. „Deshalb willst du das Anwesen haben. Du bist ein Michaeli-Tiziano. Auf dem Besitz eine Ferienanlage zu bauen war niemals geplant, stimmt’s? Ich hatte immer das Gefühl, dass du das Haus ebenso liebst wie ich. Deshalb hast du dich als Baumanager ausgegeben und umsonst gearbeitet: Du hast von Anfang an sicherstellen wollen, dass der Palazzo nach deinen Vorstellungen renoviert wird. Anstatt selbst als Kaufinteressent aufzutreten, hast du dein eigenes Unternehmen vorgeschoben. Natürlich kannst du ihn dir auch als Privatmann leisten. Der Chef von AMI Holdings verdient wahrscheinlich mehr im Schlaf als hundert Durchschnittsmenschen in einem Jahr.“
„Reichtum bedeutet nichts.“
Ihr Blick fiel auf die sonnengebräunten kräftigen Hände, mit denen er so hart an ihrem Haus gearbeitet hatte. Ein Beben durchlief sie bei der Erinnerung daran, wie geschickt er sie mit diesen Händen bearbeitet hatte. Es kostete sie große Anstrengung, ihr Herz vor ihm zu verschließen und zu antworten.
„Du könntest ihn einsetzen, um leichtgläubige Frauen zu beeindrucken.“
„Ja, schon – aber ich war nicht so dumm, das bei dir zu versuchen, oder?“
Sie sahen sich so lange an, dass sich der Bildschirmschoner des Büchereicomputers einschaltete. Rissa fuhr zusammen.
„Ich muss meine Onlinesitzung bezahlen und dann nach Hause.“
„Was machst du denn eigentlich hier?“
„Ich wollte mehr über AMI Holdings und deine Pläne für den Palazzo Tiziano herausfinden.“
„Mit der
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